Hinterm
Faltenbogen
Aus Muskau hinauf in den Jerischker Wald
Hinterm Faltenbogen
Aus Muskau hinauf in den Jerischker Wald
Welch
ein herrlicher Park! Nein, in ein, zwei Stunden ist da nichts
zu machen. Einen halben Tag wenigstens braucht Pücklers große
Schöpfung, aus der heraus er auch das Garten-Lehrwerk Andeutungen
über Landschaftsgärtnerei entwickelte, das noch
heute als Fachliteratur gilt. Seit die EU der Grenze die Bedeutung
nahm, erschließt sich immer besser der polnische Parkteil.
Dieses Jahr wurde die Englische Brücke fertig, so dass jetzt
eine Ringwanderung Sinn macht. Und natürlich sollte das Neue
Schloss besucht werden, das nach einem halben Jahrhundert Ruinendasein
im alten Glanz strahlt und in ständiger Ausstellung Leben
und Werk des hier geborenen Gartenfürsten nahe bringt. Am
Besten ist es, wenigstens eine Übernachtung im neuen Hotel
am Markt zu buchen, und dann den Radelweg fortzusetzen.
Der bringt noch imposante, nahezu kuriose Eindrücke.
Aus dem Park heraus finden wir immer entlang der Neiße und
müssen mächtig klettern. Wir stecken mitten im Muskauer
Faltenbogen mit seinen beachtlichen Steigungen und märchenhaften
Schluchten. Wir blicken zurück zur Englischen Brücke
und sagen den Pückler-Park adé.
Wahres
Prachtstück: die Englische Brü- cke im Muskauer Park
verbindet wieder in Nord-Süd-Richtung am Neißenbogen
die Parkteile auf der heute polnischen und der deutschen Seite.
Das Original war 1822/1858 errichtet und 1945 zerstört worden
Der
Preschener Mühlbusch ist ein urwüchsiges Kleinod. Aber
es führt nur ein Weg hinein, nicht hindurch. Der Ort ist
nach Norden durch den Flugplatz abgeschnitten
Ziegenwirt
von Pusack: Klaus-Bernd Günther
Der Neiße-Radweg bringt uns zunächst ins industrielle
Köbeln (1), wo einst Papier zum Gelddrucken hergestellt wurde.
Aber es blieben davon und vom Schaltgerätewerk nur Ruinen
und große Schornsteine. Manche Häuser tragen noch Schussnarben
von den Frontkämpfen, die hier erbittert tobten.
Es ist möglich, den Weg direkt an der Neiße zu genießen,
den Ziegenwirt in der Wolfsschlucht bei Pusack (2)
zu besuchen (köstlicher Käse! vielleicht Gubener Wein)
und bis zur Zelzer Brücke (3) zu fahren, wo das Alte
Zollhaus Stärkung bietet. Der junge Wirt zeigt familiäre
Bilder aus dieser einst gottverlassenen Gegend, wo es aber immer
schon eine Brücke gab, um nach Triebel zu kommen. Die ist
seit einigen Jahren wieder vorhanden.
Vor
über 100 Jahren: Familie aus Zelz an ihrem Blockhaus, zu
sehen im Alten Zollhaus
Von hier oder schon früher schwenken wir ostwärts ab
und brauchen alle Kraft. Es geht fast von Null auf 150 Meter hinauf
in den Jerischker Wald (4).Wir haben die Wolfsgegend erreicht,
aber auch ein kleines Weinanbaugebiet, das der ehemalige Vattenfaller
Hubert Marbach entwickelt: Marbachs Wolfshügel
heißt sein Wein, der bei Prinz zur Lippe in Proschwitz ausgebaut
wird.
Der
Putz hat noch Einschüsse der Frontkämpfe,
die Antenne sucht den Westempfang. Eingefrorene Zeit
Unser Weg wird ebener, erreicht Preschen
(5), von wo Forst nahe läge, aber die Straße nach Groß
Schacksdorf stört ein Flugplatzzaun (6). So bleibt, eine
Naturschutz-Insel umfahrend, noch der Weg über Klein Kölzig.
Von ferne grüßt endlich der Forster Wasserturm (7)
am neuen Kreisel. Der denkmalwürdige Bahnhof ist Radlers
Endziel.
Der Neißelauf
und die nach beiden Seiten aufsteigende Landschaft geben dem Muskauer
Park den Charakter. Der Parkschöpfer hat zudem Stromschnellen
geschaffen
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