Brücken- und
Mühlentour durch Madlow
In purer Natur direkt durch die Stadt / Versteckte
Orte erzählen alte und jüngere Geschichte
Anradeln
mitten in Cottbus, in diesem Falle vielleicht mit einem frischen
Eis von Greschke gleich neben dem Kahnhafen (1).
Wer von außerhalb kommt und mit guter Mahlzeit starten will
oder gar hier übernachten möchte, um radlergerecht zu
frühstücken und dann Cottbuser Morgenluft zu schnuppern,
der ist im City-Hotel (Breitscheidstraße, Richtung Bahnhof)
bes-tens aufgehoben. Die Adresse selbst hat viel Reiz. Ein Geheimtipp
sozusagen für Stadtentdecker: Die Frühstücksterrasse
eröffnet den Blick auf die Rückseite des stattlichen
Landratsamtes mit rundem Treppenturm und malerischen Erkern. Selbst
die Ställe für die hoheitlichen Landratsgäule sind
noch zu erkennen - wenn auch zu Garagen umgebaut. Im Landratsamt,
das die meisten Cottbuser nur von der Bahnhofstraßen-Fassade
her kennen, agiert heute die KunstFabrik. Vor 1990 saß dort
Werner Walde mit seiner Bezirksleitung, und das ganz und gar nicht
prunkvolle heutige City-Hotel war Gästehaus der SED-Spitze.
Kaum zu glauben: Walter Ulbricht, Erich Honecker und wohl auch
dessen Kumpel aus dem Saarland haben hier Tischgespräche
geführt.
Der junge Wirt schmunzelt nur darüber. Er hat sich als Radlerhotel
profiliert. Den Weg um drei Ecken zum eigentlichen Start an der
Sandower Brücke erklärt er gern.
Holzbildhauer haben ein schönes Eingangsschild geschaffen:
Carl-Blechen-Park. Leider ist das Bronze-Standbild des Landschaftsmalers,
geschaffen 1956/ 57 von Jürgen von Woyski, unlängst
von Buntmetall-Banausen geklaut worden. Die Schönheit dieses
Parks (2) aber blieb unberührt. Jenseits der Spree setzt
er sich als Goethepark fort. Der preußisch-wendische Landschaftsmaler
Carl Blechen (1798-1840) aus Cottbus und der Dichterfürst
Goethe (1749-1832) aus Frankfurt/Weimar - das ergibt eine Wohlfühlgegend,
in der neuerdings aus einem Stromkraftwerk ein sehenswertes Kunstmuseum
wurde.
Von
der Spreewehrmühle her kamen wir (gelb in der Karte), Richtung
Madlow wollen wir - immer an der Spree entlang. Rastpunkte gibt
es jede Menge
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Herrlicher Baumbestand säumt den Park-Radweg.
Die zu überquerende Straße hieß - sehr viel passender
als heute - früher Püklerstraße (jetzt Franz-Mehring-Straße).
Die ältesten Buchen hier dürfte Pückler (1785-1871)
noch gekannt haben.
Rechts bleibt die Mühleninsel mit der gastlichen Fabrikantenvilla
(sehr gute Küche) zurück und wir erreichen durch die
Ludwig-Leichhardt-Allee (Australienforscher 1813-48, ging in Cottbus
zur Schule) und über die Kastanienallee neben dem Raumflugplanetarium
Juri Gagarin (faszinierende Programme aus dem All)
die beschwerliche Kletterbrücke über die Bahn. Seit
Cottbus gut Fußball spielt, waren Bahnschranken zum Stadion
der Freundschaft (3) nicht sicher genug für anstürmende
Massen. Nun quälen sich Fußgänger und erst recht
Radler durch eine schreckliche Blechrinne über dieses Unikum;
Promis kommen auf bequemere Weise zum Spiel.
Die Aussicht ist von hier oben nett. Cottbus erblühte mal
mit der Eisenbahn (Knoten seit 1866). Westwärts halb links
schauen wir auf restliche Huckel der Schießbahn vom Schützenhaus
(bis 1945). Hier konzentrierte sich in früheren Tagen sommerliche
Geselligkeit.
Unten am Stadion treffen wir hinter der Osttribüne auf die
Parkeisenbahn. Im Sommer tuckert sie vom fauchenden Puffer-Billy
oder Dieselloks gezogen Richtung Tierpark. Beide - Zoo und Bahn
- feiern dieses Jahr am 1. Juni 55. Geburtstag.
Den Weg versperrt uns nun, was von der Bundesgartenschau 1995
blieb - der Spreeauenpark. Ein erstklassiges Gartenkunstwerk!
Aber niemand darf einfach so hindurch radeln. Unser Weg knickt
unterhalb der brandneuen Riesenbeschriftung vom FC Energie an
der Südtribünen-Rückseite zurück zu Spree
und über eine junge Holzbrücke, dann gleich wieder links.
Schöner schattig gehts nicht. Hier auf dem Damm genießen
wir die urwüchsig belassene Spreeaue - ein Artenparadies
für Vögel, Kleinsäuger und auch Rehe und Dachs.
Gleich bekommen wirs exotischer: Die langgezogene Hermann-Löns-Brücke
(kein Mensch weiß, wie es zu diesem Namen kam) führt
direkt zum Tierpark. Wer im Sommer Glück hat, kann erleben,
wie ein Stück spreeauf Elefanten im Fluß baden. Das
tun Sundali und Karla, beide 40 Jahre alt, mit Genuss.
Der Blick über den Zoozaun erfreut zunächst nicht; alles
wirkt ungeordnet. Klar: wir passieren die Großbaustelle
Kuhstall. Sponsoren schenken dem Park eine begehbare Haustieranlage.
Jenseits ein Stück Naturschutzgebiet mitten in der Großstadt,
hier die Parkbahn-Wendeschleife mit dem nach dem längst geschlossenen
Gasthaus Friedenseiche benannten Bahnhof. Dann bergbachähnliches
Rauschen. Tatsächlich: Am Spreewehr, das vor uns liegt, nistet
eine seltene Schwalbenart, die sonst nur an reißenden Wasserfällen
vorkommt. Technik und Natur ertragen sich.
Der Wald wird dichter, die Szene mystisch. Vor uns ein Bollwerk
(4). Was nun!?
Gebückt rollen wir durch die Bastion, die 1867 mit der Brücke
erbaut wurde. Preußen führte Krieg und schickte schon
auf provisorischem Gleis 1866 Militärtransporte Richtung
Sachsen / Österreich. Später wurde hier sogar mit einem
Eisentor abgesperrt, umfeindlichen sächsischen Zügen
den Zugang zu verwehren. Die Bollwerke, so ramponiert sie auch
aussehen, werden uns noch einige Jahrzehnte romantisierend an
Kriege der alten Art erinnern.
Der Weg ebnet sich, die alte Martinskirche (5) von Madlow taucht
rechts auf. Eine alte Wehr- oder Wallfahrtskirchekirche, Filiale
der Cottbuser Franziskaner, ist das. Madlow (ursprünglich:
modley), das Dorf, zu dem die Kirche gehört,
heißt übersetzt Bet-Ort.
Seit 1998 führt von Kiekebusch aus wieder eine Brücke
zur Kirche. Wir aber bleiben auf Süd-Kurs, erreichen am Sportplatz
Kiekebusch mit schönen und teuren (schon wieder zum Verkauf
stehenden) Wohnhäusern.
Oben auf der Chausse überqueren wir die Spree und den Graben
der Mühle, radeln nun flott unter der Autobahn hindurch.
Nach Gallinchen hin zeigt ein Abzweig zum Jahrmarktshof
- lohnend für spätere Entdeckungen. Heute zieht es uns
zu den zwei Mühlen von Kutzeburg, wovon eine in den bestens
bekannten Reiterhof (6) verwandelt ist. An den Wochenenden tummeln
sich hier viele Reiter und Radler. Heute auch wir...
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Radeln
& Rasten -
die
schönsten Routen
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Das
neue Spreewehr bei Branitz sorgt für gleichmäßigen
Wasserstand und lockt mit seinen Wasserfällen Vogelarten
an, die sonst nur an Gebirgsflüssen nisten
Madlower
Gleisbollwerk: Hier schützte sich Cottbus mit einem eisernen
Tor gegen kriegerische sächsische Züge
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