Über verlorene
Dörfer
nach Sibirien
Von Spremberg
zur Hochkippe über
Haidemühl nach Welzow und weiter
Nicht
nur der Dialekt ist anders hier, auch der Sinn der Worte. Du fährst
nicht durch Dörfer irgendwo hin, sondern über Dörfer.
Und machmal fährst du auch nirgendwo hin. Grodk steht da.
Drüber neben dem Pfeil eine weiße Fläche. Ins
Nichts führt eine nagelneue Brücke...
Bikerrennen
durch die Steinitzer Alpen - neuer Spaß
Weiter hinten steigt bewaldete Landschaft bis über
150 Meter auf: die Josephsbrunner Höhe (1), herbstliche Hochkippe,
ein Paradies heute, geschüttet auf Tränen. Diese Region
hat hinter sich, was Alt-Haidemühl gerade und Proschim und
Teilen von Welzow etwas später bevorsteht: Dörfer weichen,
Bagger zerbrechen tertiäre Flöze, der Berg wandert und
wird wieder Feld. Kräftiger Mais steht hier oben, gemischter
Wald, grell leuchtender Sandorn. Und irgendwo da unten waren Roitz,
Jessen (2), Gosda.... Der Weg, dem wir folgen, ist gut als Bergbau
oder Pückler-Pfad mit Pyramide und Teufelchen markiert. Von
Tagebau
ist nichts zu ahnen, nur der Dampf überm Pumpschen Kühlturm
(3) erinnert an die Stromwirtschaft.
Die
evangelische Auferstehungs-kirche an der Drebkauer
Straße
in
Spremberg wirkt mittelalterlich. 700 Jahre ist sie
alt, aber sie steht erst 15 Jahre hier
Die Dorfnamen fallen nur Eingeweihten ein. Sie
sind hier mit Bildern und sorgfältigen Texten festgehalten,
und manchmal gibt es an solchen Punkten Ortstreffen. Ach,
da macht doch keiner mehr mit, klagt Werner Balzer. Er passt
auf, dass die Agrargenossenschaft nicht den Kirchplatz überpflügt.
Fast 30 Jahre ists her, als er vom Öllager her zusah,
wie Planieraupen hier wochenlang Sandberge rumschoben.
Nichts blieb von Jessen, an gemeinsames Umsiedeln war damals nicht
zu denken.
Auch 1964 nicht,als das kleinere Gosda von der Karte verschwand.
Nun berührt der Weg Werksgleise von Vattenfall, die Häuser
von
Haide mühl, das auch Strittmatters Romanhelden vom Bossdomer
Laden her lockte, um Geld fürs Angeschriebene zu verdienen.
Die Glaswerker (4) sind nach Spremberg umgesiedelt. Im malerischen
Proschim werden die Gedanken an die Umsiedlung noch verdrängt,
ebenso in einer schönen Auensiedlung, die nach zwei Waldkilometern
auftaucht: Sibirien (5). Niemand weiß, weshalb dieser Ortsteil
von Welzow auch auf Landkarten offiziell so ausgewiesen ist. Vielleicht
fühlte sich verbannt, wer so weit außerhalb siedeln
musste.
Blick
von der herbstlichen Hochkippe hinüber zum neuen, sauberen
Kraftwerk von Schwarze Pumpe Fotos:
Hnr.
Heute lädt Gittis Gasthaus an der Aue ein,
und ein schöner Weg führt an malerisch kultivierten
Restlöchern vorbei zur Stadt. Das ist 100 Jahre her,
dass da Kohle raus kam. Wir haben als Mädchen hier gebadet
sagt eine ältere Dame. Ihr gefällt die Parkanlage gut,
das Wasser sei aber versaut, weil Jahrzehnte Müll reingekippt
wurde.
Am neuen Welzower Bahnhof vorbei führt der Weg nach Neupetershain,
dann nach Geisendorf, wo Gäste nur werktags (?!) erwünscht
sind und bald nach Steinitz, das wir schon auf Tour 12 erreichten
(Weiterfahrt siehe dort.) Heute ist Bikerfest hier im Alpendorf,
die Frauen haben köstlichen Kuchen gebacken und durch ein
Zelt, in dem abends gefeiert werden wird, rasen die Radsportler.
Das Fest und der Kulturhof sind ein schönes Beispiel harmonischer
Nachbarschaft von Ort und Kohleschürfern. An sowas war einst
in Jessen oder Gosda leider nicht zu denken... J.H.
Zum
Schluss Rasten auf indisch
Radler
lieben leichte Kost und originelle Entdeckungen. Leichtes Salatiges
gibts unterwegs, etwa im Startort Spremberg in der Inselperle
am Markt oder nahe an der Spree im Hotel Zur Post.
Wer in Cottbus startet oder schließlich ankommt, sollte
für sich Shiva entdecken. Bei schlichtem Ambiente
an der Ecke Klosterstraße /Oberkirchplatz gibts hier
zwei Dinge geprüft: echt indische Kost und authentische Gespräche
über Indien als Zugabe beim Servieren. Ein Top-Tipp.
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