Fast
Vergessenes
Der schwere Schritt im Tiefschnee macht langsam
und lässt dem Auge Zeit, Besonderes zu finden
Wir
bleiben in den dicken Stiefeln, begegnen sogar vereinzelt Skiläufern.
Loipen werden hier im wintersportfreien Wald aber schnell zertreten.
Schade.
Viele Leser sparen sich die Wanderung für wärmere Tage
auf; dann ist dies ein hübscher Wanderweg von zweimal 90
Minuten, geeignet für die ganze Familie. Mittag gibts
böhmisch mit Knedliki und Becherovka zum Verdauen. Wo? Natürlich
bei vormals Vaclaw, dessen Tochter jetzt den Laden führt
- Böhmischer Rasthof in Hänchen genannt.
Schon dafür lohnt der landschaftlich schöne Weg.
Wir starten von der Straßenbahnendstelle der Linie 3. Am
Vetschauer Platz (1) steht das Ströbitzer Wahrzeichen, der
Feuerwehrturm; schräg gegenüber führt die Klein
Ströbitzer Straße südwärts. Sie heißt
ab Bahnschranke Sudermann- und ab Priorgraben-Brücke Klein
Gaglower Straße. Wir bleiben auf ihr, lassen die Frontkämpfersiedlung
(2), erbaut vor 76 Jahren für Invaliden des I. Krieges, rechts
liegen und bleiben der Richtung auch treu, wenn die Straße
zum Feldweg schrumpft. Am Ende schwenkt der nach links zum Bahnübergang.
Vor uns liegt das Landschaftsschutzgebiet der Sachsendorfer Wiesen.
Wir bleiben nach links an der Bahn, kommen am Stellwerk in den
malerischen Winterwald und rutschen bald die Böschung hinunter
zum Sachsendorfer See (3). Ins dicke Eis ist ein Quadrat gehackt,
in das allsonntäglich die nackten Eisbader tauchen. Brrr!
Fotografen finden herrliche Schnee-Motive in Binsen und Schilf.
Kaum zu glauben: Es gibt ihn noch, den Kiosk am Ströbitzer
Badesee, wo die heute 40- oder 50-Jährigen sich Cottbuser
Keks und Eis am Stiel holten. Jetzt hat er gar im frostigsten
Winter offen!
oben: Gleich gegenüber: ein vergessener russischer Kras
im Hof der einstigen Waldschänke, die noch in
den 50ern mit Apfelwein in den Garten lockte...
Drüben klettert der Pfad Richtung Autobahnbrücke. Still
und tiefverschneit liegt rechts der Klein Gaglower Friedhof. Wir
wandern weiter und schwenken vor der Autobahn nach rechts. Jetzt
befinden wir uns genau zwischen Dresden und Berlin; der blaue
Vorwegweiser oben am Highway sagt 123 km nach Berlin, 122 km nach
Dresden.
Malerisch wie am Fichtelberg. Aber hier gehts nicht den
Skihang runter, sondern nur die kleine Böschung hinab zum
Sachsendorfer See. In dem wird auch jetzt gebadet - zumindest
sonntags...
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Unser Weg ist kürzer. Gleich nach der kleinen Gartenanlage
Steigerrebe mit Bergmannszeichen überm Tor erkennen
wir die Kirchturmspitze von Hänchen (4) und erreichen nach
der Eisenbahndurchführung auf dem Cottbuser Weg das 550 Jahre
alte Dorf. Schon 1460 war das Anwesen im Besitz des Geschlechts
von Zabeltitz, die weitere zehn Dörfer im Umkreis zumindest
teilweise besaßen und auch in Cottbus ein Freihaus hielten.
Ströbitz, wo wir starten, hatte als Kämmereidorf
nie eine Kirche und stellte sich deshalb den Feuerwehrturm ins
neuzeitliche Wappen
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1625 brannte ganz Hänchen nieder, und von da an gibt es laufende
Besitzerwechsel und Teilungen des Ortes. 1840 erwirbt Gottlob
Wilhelm Wendler das Rittergut Hänchen; die Schäferei
widmet er als Vorwerk seiner Frau Anna. Das Gutshaus kauft 1903
der Berliner Kaufmann Fritz von Dahlen als Ferienobjekt für
acht Kinder. Heute ist darin ein Seniorenheim. Wir finden es nach
entspannender Einkehr im Böhmischen Rasthof rechts an der
Straße mit großem Vorgarten. Im Frühjahr wird
hier wieder eine leuchtende Blaustern-Wiese Passanten begeistern.
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Josef Skupas Puppen Hurvinek, Manicka und Papa Spejbl, dazu der
Maulwurf aus dem Film - alle (ost-) deutschen Kinderherzen schlugen
für die tschechischen Stars. Im Böhmischen Rasthof
haben sie ihr Plätzchen auf dem Tresen
Hänchens
schöne neugotische Backsteinkirche
von 1867 ist an den spätmittelalterlichen, unten quadratischen,
oben achteckigen Feldsteinturm angesetzt. Das obere Turmstück
stammt von 1743
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Am
Turnvater-Jahn-Stein (5) von 1928 und dem Rodelhang Am Weinberg
(sonst Motocross-Strecke) vorbei wandern wir den Radweg hinüber
auf Kolkwitz zu, biegen an der Feldstraße rechts in den
Wald ein.Der
frisch markierte Wanderweg ist hier neuerdings eingezäunt(!?);
falls das seine Ordnung hat, müssen wir ihn später nördlich
umgehen, kommen schließlich am Ströbitzer Badesee (6)
an, wo wir Nostalgisches finden (siehe Fotos oben). Ein Holzbildhauer
hat seinen schönen Zaun zu professionellen Reliefbildern
ausgearbeitet. Wir sind in Klein Ströbitz und am Ausgangsweg.
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Radeln
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