Keine
spröde Heede: Strittmatterland heute
Schön radelt sichs zwischen Forst und Spremberg
Natürlich: Genau da liegt Strittmatterland. Die beiden Städte
verbindet nördlich an Döbern vorbei, die 115 kurz streifend,
eine schnelle Straße - aber es radelt sich auch schön
mit hübschen Entdeckungen.
Forst hat gleich die erste mit dem sehenswerten Bahnhof. Viele
anderswo entsorgte Technik steht und funktioniert hier noch.
Eisenbahnbesessene reisen extra nach hier, um Bahnsteigromantik
zu fotografieren. Der gelbe Privatzug fährt übrigens
nicht ganz zehn Minuten von Cottbus, unterwegs bringt die Schaffnerin
zu 80 Cent 1 A Orangenjuice. Toll!
Malerisch:
Kirche und Pfarrhaus in Forst-Noßdorf
Forst liegt im Trend und baut seinen Kreisverkehr. Wir überwinden
das Betonrondell am Wasserturm, nehmen die Muskauer Straße
und fahren die geradeaus bis fast zur Schranke. Davor geht es
rechts am Waldgürtel entlang in schöner Vorstadtsiedlung
zur Eigenen Scholle. Ja, sagt ein Mann, nach
Smarso (Forschter sagen: Schmarse) da ist meine Tocher auch mal
geradelt, hat sich aber verfahren, naja... Was wie eine
Weltreise klingt, ist fünf Kilometer weit, aber eben Jot
We De. Was soll man dort, außer den Waldweg genießen?
Eben. Es geht geradeaus bis zur Malxebrücke rechts, dann
kommt ein Kuhweg (so nennen Forster eine Gasse zwischen
zwei Stallungen) dann links und schon grüßt die Noßdorfer
Kirche. Die ist in zwei Jahren 666 Jahre alt - eine Zahl, die
sich feiern ließe. Recht alt und sehenswert ist auch das
barocke Pfarrhaus dahinter. Eine rege Gemeinde ist hier tätig.
Forster
BahnhofsRoman-
tik: Stellwerk
und WasserTurm
Weiter gehts gradaus. An der Gabelung den linken Weg nehmend,
wird es sandig, später führt die Rampe, solide vom Arbeitsdienst
gepflastert, über die Autobahnbrücke. Stille folgt,
ruhiger Wald, Wiesen voller Champignons, dann schon Schluchten
und Wasserlöcher des Muskauer Faltenbogens. Dann die einstige
Kreuzschänke, die jetzt zu einem Sägebetrieb
gehört. Da fuhren früher die Russenpanzer lang,
zeigt Christa Völker auf den gekennzeichneten Radweg. Smarso
ist jetzt schon in Sicht. Es sind wenige Häuser, ohne jegliche
landwirtschaftliche Produktion. Ein schöner, beschaulicher
Ort, an dessen Eingangsschild der Vertreibung eine
schriftliche Abfuhr erteilt wird.
Christa
Völkers Schwiegersohn hat die schöne Morchel auf dem
Acker bei Smarso gefunden. Die gibt ein gutes Mittag.
______________________
Die Kohle, der Sand, das Glas - natürlich, das waren auch
bei Strittmatter die Schätze der Heede. Will
all das niemand mehr? Wir kommen, der Radstraße folgend,
bald nach Gahry, dort nach links in die Mattendorfer Straße.
Am Sportplatz überrascht ein Guthaus im Tudorstil. Wohnungen
sind drin, ein Gemeindebüro und die Heimatstube. Die Besitzverhältnisse
waren immer wirr hier. Das Dorf gehörte mal zu Forst, mal
dem Kreis Cottbus, und die Geschichte der gelegentlichen Gutsbesitzer
war eine Abfolge von Erbgezänk und Pleiten. So schön
wie heute sahs hier früher höchstens für
Zeitchen aus, wie Strittmatter sagen würde, dem
wir über Mattendorf und Vorwerk bald nahe kommen. Bohsdorf
ist das literarische Bossdom, und wer sich Zeit nimmt,
findet Tinko-Orte und Gräber der Dichter-Eltern.
Er selbst ruht im fernen Schulzenhof bei Dollgow.
Links im
Tudorstil das Guts-haus Gahry - vor zehn Jahren noch schmucklos
grau
______________
Irgendwie aber bleibt hier alles Strittmatter-Land.
Der kn€ orrige Alte hat aus der Ferne verklärt das Miteinander
einfacher, ehrlicher Leute beschrieben, und wer zum Beispiel heutzutage
in Stucker Land kurz vor Spremberg einkehrt, erlebt
genau das - diese direkte Herzlichkeit, die manchmal schrulligen
Ideen, den Spaß bei der Sache. Wo sonst können kleine
Jungs mit richtigen Baggern Sand echt schaufeln? Hier gibts
das sonntags und die Frauen backen die leckersten Torten, damit
die ganze Familie Spaß hat. Lokal, Fleischerei und Landbetrieb
- die Kombination ist auch mit dem Auto immer einen Abstecher
wert.
Strittmatters
Laden ist erhalten, wie ihn der Dichter als Hintergrund seines
dreiteiligen Romans beschreibt. Für Touristen halten ihn
Mitglieder des Vereins offen
Wir radeln rechts rum über Weskow, Sellesen,
Neuhausen, Kutzeburger Mühle (ein Rast-Tipp) nach Cottbus
rein. Gemütliche 70 Kilometer (+ Zuganfahrt) hat der Sonntagstrip.
Geht doch...
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