Aufgeschlagenes
Geschichtsbuch
Der Georgenberg kann erzählen
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Stadtspaziergänge
sind auch bei Regen und Eis reizvoll. In Spremberg zum Beispiel.
Die Stadt ist gut mit dem Auto (parken sonntags auf dem Markt,
sonst am Schloss) oder auch per Bahn erreichbar. Einkehr ist gar
kein Problem. Wir empfehlen Spreeperle direkt am Markt.
Das ist ein Hotel mit Restaurant im ersten Stock. Am Fenster gibt
es die schönste Aussicht zum Rathaus und in die legendäre
Lange Straße, eine der lebhaftesten Geschäftsstraßen
der Region. An deren jenseitigem Ende, an der Spree und gegenüber
der Post, liegt das Hotel Zur Post - ein Haus mit
Tradition und gutem Ruf. Wer beim Versper ein Spremberg der guten
alten 20er verspüren möchte, kehrt ins Burglehn
ein, wo die Küche immer gut und preiswert ist.
Die Perle der Lausitz hat sich gemausert; ihr Markt
ist wieder vierseitig bebaut. Gedankenreich arbeiten die Spremberger
schweres Erbe auf. Die Altsadt, auf einer Spreeinsel liegend,
hat im Krieg gelitten und was in den Jahren danach entstand, konnte
nur Wohnungsnot lindern, nicht das Stadtbild adeln.
Selten
gönnen sich Wanderer von hier diesen Blick auf eine verschneite
Stadt
_________
Spremberg hat mit dem leider geteilten Guben die
zauberhafte Lage mit Fluss und Berghängen gemein. Die Schwesterstädte
sahen bessere Zeiten mit bedeutender Textilwirtschaft, entsprechendem
Wohlstand, auch Theatern, Bürgerstolz. Letzterer gründet
sich heute hier wie da auf Erfolge der jüngsten 20 Jahre.
Spremberg gilt jetzt als wohlhabend, ist eine der wenigen schuldenfreien
Kommunen Brandenburgs. Der ganz sicher schönste Fleck dieser
Stadt bleibt der Georgenberg. Hoch ragt er gleich hinterm Markt
auf. Wohnhäuser schmiegen sich dicht an den Hang. Wir gehen
links vom Markt in die Georgenbergstraße zur Spreebrücke
und dann gleich bergauf. Gleich zweigt die schmale Georgenberg-Treppe
ab, ein echter Wandersteig, wie wir ihn nur aus gebirgigen Urlaubsgegenden
kennen. Falls er vereist sein sollte, folgen wir dem Bürgersteig
am Vereinsstein vorbei. Den Findling hat der Gesangsverein Germania
1905 dem Verschönerungsverein gewidmet.
Unser Steig führt an der Bergwand zum Aussichtsplateau. Ein
schöner Blick auf die Stadt und die mächtige Kreuzkirche
belohnt das Klettern. Wir schauen uns um und sehen eine locker
mit Laub- und Nadelbäumen bestandene Hochebene: Es ist der
Stadtpark, der aus dem 1828 hier angelegten Georgenberg-Friedhof
wuchs. Vor mehr als 40 Jahren legte ein Sturm das Areal wüst.
Was überdauerte, wuchs auf und wartet bis heute auf ordnende
Gärtnerhand.
Bewahrter
und restaurierter Epitaph, Zeugnis eines einst weit, auch hier
verbreiteten Adelsgeschlechts
_______________
Keine Chance blieb einer kleinen Kapelle, die seit
dem 13. Jahrhundert St.Georg gewidmet war . Im Sommer 1974 wurde
sie rabiat entfernt. Einige Findlinge erinnern an den Standort.
Ein kleiner offener Pavillon hat auch seine Geschichte. Er steht
auf dem Sockel eines ehemaligen Pulverturms. Ein Herr Seemann
stiftete das Idyll für Verliebte zur Aussicht auf das Schloss
zu Füßen des Berges. Das präsentiert sich heute
von drinnen prächtiger als von außen. Es beherbergt
das Heimatmuseum und steht hier für einstige Bedeutung der
Herrschaft. Im 14. Jahrhundert tagten hier wichtige Fürstenversammlungen
und selbst Kaiser Karl IV. soll sich hier 1363 einige Zeit aufgehalten
haben. Meistens walteten aber die von Kittlitz. Anfang des 16.
Jahrhunderts verkam das Anwesen, ähnlich wie in jenen wilden
Zeiten das Cottbuser Schloss, zum Räubernest. Heinrich von
Plauens Streifzüge waren berüchtigt.
Stoßseufzer zum Himmel? Detail aus
dem neuen Ehrenmal im Stadtpark
_________
Die reiche Geschichte Sprembergs war von lebhaften
Besitzwechseln gekennzeichnet. Es gab nicht nur das Schloss, sondern
auch die Freihäuser oder Burglehen
im Stadtgebiet und in der Umgebung, in denen teils angesehene
lokale Adlige, ebenso wie auf den Dörfern rundum, Spuren
hinterließen. Ein schön restaurierter Epitaph (mit
Text versehenes Grabmal) erzählt von Caspar Ernst von Loeben,
dem Auras und Ölsnig bei Cottbus gehörte und beinahe
auch Branitz, das hoch verschuldete, das dann aber ein schlesischer
Pückler erwarb. Die von Loebens sind verbreiteter schlesisch-niederlausitzischer
Uradel. Einige tauchen in hohen brandenburgischen und preußischen
Ämtern auf, einer war unter dem Pseudonym Isodorus Orientalis
(1786-1825) sogar Dichter und engster Freund Josef von Eichendorffs.
Er ist in Dresden geboren und auch dort gestorben. Der hier auf
dem Georgenberg könnte ein entfernter Vorfahre sein.
Gehen wir den Weg weiter, treffen wir auf neuere Grabmale und
Gedenkstätten. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts steht
hier in Stein, Beton und Eisen sehr anrührend dokumentiert
- vom Bismarckturm bis zum 142 000 Euro teuren Denkmal Hürden
überwinden, das letzten Volkstrauersonntag in
aller Stille eingeweiht worden ist. Beim Blick hinüber
zum verfallenden Ehrenhain für 454 sowjetische Gefallene
und dann zu den Quartieren der Kreuze für deutsche Soldaten
wird dem Betrachter schwer ums Herz. Ein wenig beklemmend wirkt
das Sortieren nach Opferarten. Es tut sogar weh.
Immer wieder fällt der Blick auf schöne Grabmale einstiger
wohlhabender Familien, die der Stadt ihr Bild der Vorkriegszeit
gaben. Schön, dass Geschichte sich so bewahrt. Auch auf dem
noch betriebenen Friedhof am Ende des Parkes begegnen uns vertraute
Namen.
Wir laufen die Runde, steigen dann am alten Ehrenmal die Himmelsleiter
hinab, überqueren die Straße für einen Spaziergang
um den Schwanenteich und kommen zum Schloss. Wie nahe das doch
an der Stadt steht. Die Spremberger nutzen den Hof beim Heimatfest
gern, um ihre Geschichte zu spielen und bis in die Gegnnwart fortzuschreiben.
Der Umgang mit dem Ererbten hat in dieser Stadt nach den ertragenen
Verlusten große Bedeutung gewonnen. Das macht sie sehenswert
und einen Sonntagsausflug hierher lohnend. In wärmeren Tagen
sollte der Spaziergang unbedingt auf die malerischen Spreewege
ausgedehnt werden.
Zum Rasten stehen genannte und manch andere Türen offen.
|
Untitled Document
Radeln
& Rasten -
die
schönsten Routen
Serie 1
Serie 2 Serie
3 Serie
4 Serie
5 Serie
6 Serie
7 Serie
8 Serie
9 Serie
10 Serie
11 Serie
12 Serie
13 Serie
14 Serie
15 Serie
16 Serie
17 Serie
18 Serie
19 Serie
20 Serie
21 Serie
22 Serie
23 Serie
24 Serie
25 Serie
26 Serie
27 Serie
28 Serie
29 Serie
30 Serie
31 Serie
32 Serie
33 Serie
34 Serie
35 Serie
36 Serie
37 Serie
38 Serie
39 Serie
40 Serie
41 Serie
42 Serie
43 Serie
44 Serie
45 Serie
46 Serie
47 Serie
48 Serie
49 Serie
50 Serie
51 Serie
52 Serie
53 Serie
54 Serie
55
Parkstille
- Vergangenes im Blatt, Künftiges in der Frucht...
|