Die
Pohlenzschänke ist ein Dichterort
Wer Romantik sucht, findet sie hier
unterwegs mit fast jedem Pedaltritt
Viele Wege führen
nach Rom - und erst recht in den Burger Spreewald, wo an diesem
Wochenende das 19. Heimat- und Trachtenfest lockt.
Gasthaus
Pohlenzschänke. Der Saal besteht seit 1900, das große
Haus seit 1930
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Über Ströbitz (heute Hahnrupfen), dann Richtung Zahsow
und westwärts durch den Wald nach Rabenau erreichen wir bald
Papitz. Der Kirchenanbau wurde hier restauriert und zeigt sehr
plastisch das lebensgroße Relief von Seyfried von Loeben.
Welch ein lockiges Selbstbewusstsein in Stein!
Wo
Gespür für die alte Gutsarchitektur sich mit Lust zur
Investition paart, bleibt wertvolle profane Bausubstanz erhalten,
so wie dieses Gebäude von 1885 aus Rabenau, einem winzigen
Vorwerk des Dorfes Papitz
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Wir begegnen in allen Dörfern diesen alten Spuren von Adel
und bodenständigem Bauerntum. Nach Papitz biegen wir nach
Norden in den jetzt mit Ziegelsplitt befestigten Weg ein, der
direkt nach Brahmow führt. Die offene Landschaft hat parkartigen
Charakter. Das muss auch den brahmowschen Herren gefallen haben;
für ihr Guthaus gibt es aber kein Interesse mehr. Im Kontrast
zur schlimmen Ruine stehen sehr gepflegte Grundstücke. Nach
dem letzten links biegen wir ab nach Müschen und treffen
auf einen stimmungsvollen Weg. Dunkle Erlen und weiße Birken
säumen den Pfad, an dessen Ende Hahnenkrähen das nahe
Dorf signalisiert, noch ehe es hinter dichtem Grün zu
sehen ist.
Ist
sie es - die Blaue Blume, Sinnbild für Sehnsucht und Liebe
in der Romantik, Symbol der Wanderschaft?
In Brahmow am hinfälligen Gutshaus wildert das Natternkopf-Kraut
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Der weitere Weg ist recht gradlinig: Durch Müschen und geradeaus
dem Radweg nach Naundorf folgend, bewegen wir uns auf sehr stillen,
kaum befahrenen Pfaden, und auch die Straße, die von Vetschau
kommend in die Ringstraße mündet, kann am verkehrsarmen
Wochenende als vorzüglicher Radweg gelten. Die Orte und Einzelhöfe
am Wege bieten mit ihren schönen Blumengärten jene Augenweide,
derentwegen Großstädter den Spreewald und die Niederlausitz
rühmen.
Wer
der Schriftsteller Carl Albinus im Range eines Hauptmannes war,
dem Freunde im Garten der Pohlenzschänke einen Gedenkstein
setzten, konnte die Radler-Redaktion leider nicht ermitteln. Nahe
liegt, dass dahinter ein Künstlername steckt, der auf den
englischen Albinus abhebt, der römischer Cäsar wurde
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Bleiben wir also auf der radlerfreundlichen Ringchaussee und fahren
hier bis zum gut ausgeschilderten Pohlenzschänkenweg. Schnurgerade
führt der zu dem Ort, der ihm den Namen gibt, etwa drei Kilometer
weit.
Wehrhaft
wirkt die alte Backsteinkirche in Papitz, die noch von alten Bauernscheunen
umgeben ist
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Dieser
wunderschöne Grabstein an der Papitzer Kirche erzählt
von wirklicher Ritterszeit. Er ist jetzt restauriert worden, das
schmückende Oberteil jüngerem Datums zeigt vielleicht
Maria Angelika Henriette Digeon von Monteton, verehelichte von
Buggenhagen. Ihr gehörte nach dem Tode ihres ersten Gatten
Papitz und Ruben.
Wertvoller ist unten das lebensgroße Standbild Seyfried
von Loebens in üppiger Lockenpracht und Ritterrüstung,
dazu auf jeder Seite 8 Ahnenwappen, die von der Verzweigung des
vorspreewäldischen Adels erzählen. Der Werbener Ernst
von Schönfeldt konnte 1870 noch die Schrift entziffern: Seifried
war am 2.1.1636 auf Krieschow geboren, vermählte sich in
Kunersdorf, hatte 17 Kinder und starb am 25.6.1698. Als Jüngling
war er 1651 Page am Dresdener Hof
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Ob die Pohlenzschänke wirklich das älteste
Wirtshaus des Spreewaldes ist, muss nicht untersucht werden; jedenfalls
gehört es zu den stimmungsvollsten. Der Name Pohlenz wird
in den ältesten Urkunden in einer Reihe mit allen großen
der Region genannt, viel früher noch als der zugewanderte
Lynar von Lübbenau. Schon im 18. Jahrhundert gibt es das
Anwesen am Leiper Graben. Vor allem der Saal bedient das Gemüt
der Romantiker mit seinen naiven Großgemälden, die
in ihrer Düsterheit etwas Mystisches in die Stimmung legen.
Wer hier einmal in guter Gesellschaft echt spreewälderisch
gespeist und gefeiert hat, wird das wohl nicht vergessen. Im Sommer
erfüllt der schattige Garten am Fließ den Wunsch nach
Entspannung. Gut vorstellbar, dass mancher Dichter hier von der
Muse geküsst ward... - Zurück raten wir zum Schwenk
über Leipe und dann gilt: Viele Wege führen heraus aus
dem Spreewald...
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Der
müde Fährmann
von Otto Belaschk
Ich war ein junger Fährmann,
hab manche Fahrt gemacht
nach Polenzschänke, Lehde,
bei Tag und bei der Nacht.
Ich fuhr auch ältre Herren
mit hübschen Mägdelein,
bei Regen und bei Sonne
und auch im Mondenschein.
Nun bin ich alt und müde,
die Jugend ist vorbei.
Leb wohl, mein schöner Spreewald!
Ein Fährmannplatz wird frei.
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