Cottbus. Vom Tor der Oberkirche einige Schritte
nach halbrechts in Richtung des Bildes der Wenden an einem Hausgiebel
- dort etwa stand das Gymnasium, Leichhardts Schule von 1824 bis
1831. Vielleicht steht der Humboldt Australiens, wie
ihn sein Cottbuser Biograph Heinz Haufe gern nannte, eines Tages
lebensgroß in Bronze hier, ein Abguss des ausdrucksstarken
Originals, das wir in einer Nische am Landhaus in Sydney fanden,
nicht weit von der berühmten Harbour Bridge.
Wir fahren heute westwärts zum Pappelallee-Kreisel an der
neuen Polizei. Eine radelnde Gurke hat den Wettlauf mit einem
Känguru aufgenommen. Der neue Leichhardt-Trail folgt zunächst
dem Spreewald-Pfad. 50 landschaftlich reizvolle Kilometer liegen
vor uns bis Trebatsch, dem Geburtsort des preußischen Abenteurers.
Rechts am Fehrower Weg leuchten Beeren des Feuerdorns am Kreuz
der fünf erschossenen Westfalen. Das Grab gab es schon, als
der Elf- bis 17-Jährige den Weg gelegentlich zu Fuß
ging. Vielleicht nahmen ihn stückweise auch Fuhrwerke mit,
die schon vor der Cottbus-Schwielochsee-Eisenbahn (ab 1846) zwischen
dem Goyatzer Hafen und Cottbus im Güterverkehr unterwegs
waren. Wir wissen es nicht.
Das
Känguru lässt uns kurz vor Briesen (Achtung, Wegweiser
leicht zu übersehen!) nach rechts in den Ort abbiegen. Vorbei
an der schönen Kirche mit den leider vernachlässigten
Wackerbarth-Gräbern gelangen wir zum gut ausgebauten Weg
nach Schmogrow. Stückweise signalisieren uralte Eichen, dass
der neue Asphalt der alten Wegeführung folgt. Am Sportplatz
und der Schmogrower Mühle (... die immer noch an der
Malxe steht, wie die Hymne des Ortes singt) und der neuen
Reitanlage vorbei schlängelt sich unsere Tour nach Saccasne.
Hier hielt einst die Spreewaldbahn; Minuten später stoßen
wir bei unserem Kilometer 23 auf ihren Bahnhof bei Byhleguhre.
Wir haben die Kreisgrenze überschritten, die Kängurus
sind weniger perfekt, aber weiterhin schwarz auf gelbem Grund.
Eines hüpft Richtung Byhlen. Gleich nach dem Funkturm begleitet
uns links der alte Damm der Spreewaldguste, ragt teils mehr als
zwei Meter hoch. Schon Anfang 1970 wurde ihr Betrieb eingestellt,
aber sie ist nicht vergessen. In Goyatz wirkt ihr Bahnhof, als
sei eben der letzte Zug abgefahren.
Ehe wir da sind, wechselt die Art des Weges. Wir folgen der letzten
Asphaltkurve. Der ansteigende Waldweg gabelt sich gleich. Da uns
abgelegene Quellen nicht locken, bleiben wir links und biegen
(ohne Känguru) gut 100 Meter später links ab. Steil
bergauf und dann sanft, pfützenreich hinunter, durchschlängeln
wir gesunden Wald mit großen Kiefern, kleinen Fichten, Unterholz
und vielen Pilzen. Schließlich stehen wir an Rampe
VI, einem Waldkulturhaus. Cottbuser Straße
heißt hier der Känguru-Weg; wir folgen ihm nun
auf Schotter, lange schnurgerade, überqueren die Lamsfelder
Chaussee, passieren Mochow und bleiben, ohne uns vom Wegweiser
Zur Leichhardt-Hütte ablenken zu lassen, auf
Kurs Goyatz.
Der Schwielochsee ist erreicht, das weite Meer für
die Phantasie des jungen Leichhardt, denn hier fuhren schon Schiffe
mit Lasten aus fernen Ländern.
Am Goyatzer Strand verlässt der markierte Weg kurz den See,
führt über die Wiesen aber dann wieder zurück und
nach Zaue. Hoch über uns thront auf dem Berg imposant die
Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Wandmalereien und die
Madonna aus Lindenholz stammen von 1420. Im Pfarrhaus hat Pastor
Rödelius den Sohn des Trebatscher Torfinspektors ab 1826
unterrichtet, ihn fit gemacht fürs Gymnasium und wohl auch
die Leidenschaft für die Botanik geweckt.
Ein wundervoller Platz, diese Kirche mit Friedhof und unterhalb
gelegenem Dahliengarten. Weiter führt der Weg durch den bekannten
Campingplatz, wo zwei echte (!) Kängurus grasen, und nach
langem Anstieg lohnt ein weiter Blick ins Land.
Die Nachmittagssonne beleuchtet Trebatsch am Horizont.
J. Heinrich
In Leichhardts Land Australien führt der Autor
am Mittwoch, 19 Uhr, im DoppelDeck
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Schon Ludwig Leichhardt könnte das Grab der fünf erschossenen
Westfalen, unweit vom jetzigen Standort, gekannt haben. Das
Drama ereignete sich am 19. Juli 1813
Der
Asphalt ist neu, die alten Eichen, einige vielleicht aus Leichhardts
Zeit, bezeugen aber, dass der Radweg dem uralten Wegeverlauf
von Briesen nach Schmogrow folgt
Der Schwielochsee, hier der Strand bei Goyatz, war das
weite Meer für den kleinen Leichhardt. Damals kamen
schon Schiffe von Hamburg bis hierher. Die Güter aus der
Ferne wurden auf Pferdefuhrwerke verladen und nach Cottbus gebracht,
ab 1846 sogar mit einer Pferde-Eisenbahn
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