Das Bier entscheidet, Einführung der Faulenzerquote,
Abschaffung der Sommerzeit bei gleichzeitiger Beibehaltung der
Winterzeit, Mauerbau um Deutschland herum - das sind nur einige
der Themen aus dem Wahlprogramm der Partei Die PARTEI.
Am 22. September steht der Direktkandidat Lars Krause für
diese Partei in der Region zur Wahl. Im Gespräch mit der
Heimatzeitung gab der 40-jährige Jurist, der lange wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der BTU war und über das Chemikalienrecht
promoviert, ein mit Ironie gespicktes Interview.
Herr Krause, wie kamen Sie zur Politik?
L. Krause: Ich bin 2004 in Die PARTEI eingetreten,
weil es einfach keine politische Alternative gab. Mir gefällt
auch die offene Struktur von Die PARTEI.
Kann eine Partei; die mit einem Slogan wie Das Bier entscheidet
wirbt, ernstgenommen werden?
Im Vergleich zu den anderen Parteien haben wir ja die gleichen
leeren Inhalte. Wir überwinden Inhalte und lösen Zusammenhänge
auf. So liegen wir voll im Trend der Zeit.
Sie kritisieren, dass statt der Politik der Politiker im Vordergrund
steht.
Es gibt Parteien, die machen Wahlkampf mit Seiltänzerinnen.
Andere drucken riesige Politikergesichter auf Plakate. Ich weiß
nicht, was das mit Realthemen zu tun hat, außer die Leute
zu begeistern mit Freibier oder sowas. Die Leute sind satt. Er
muss jetzt schön lächeln, dann bekommt der Politiker
auch Stimmen.
Was ist wichtiger für Sie. Auffallen um jeden Preis oder
auch etwas für die Menschen zu tun? Oder anders: Wollen Sie
ernstgenommen werden?
Wir können ernstgenommen werden.
Warum haben sie denn dieses eigenartige Programm?
Die Mauer durch Deutschland besteht ja. Die ist vorhanden. Die
Idee, die Mauer um Deutschland herumzubauen, ist neu, gefällt
mir aber mit Blick darauf, was derzeit in Europa so los ist, auch.
Müssen Sie nicht dafür werben, Mauern abzubauen?
Wir liegen, wie gesagt, im Trend der Zeit. Wir sind populistisch.
Wenn die Leute hier im Osten mit niedrigen Löhnen zufrieden
sind, was sie ja anscheinend sind, dann muss man denen helfen.
Wir erzählen nicht, der Osten und Westen sind gleich.
Kurz: Das Programm ist ernstgemeint?
Da kann doch jeder was für sich finden.
Wie stehen Sie zur Braunkohleverstromung?
Ich bin pro Braunkohle. Wir können hier ruhig weiter abbaggern.
Die Dörfer sind, wie man ja auch den Umfragen entnehmen kann,
weniger wert, als die Braunkohle. Und wenn jetzt so ein Dorf abgebaggert
wird, dann können die Leute gleich wegziehen.
Warum sollten sie?
Wo wollen die denn arbeiten? Cottbus und Umland gehört zu
den zehn am wenigsten beliebten Wohngebieten in Deutschland, habe
ich gelesen. Warum sollte man den Leuten aus den Dörfern
keinen Anreiz geben, die Region zu verlassen?
Sagen Sie mal warum?
Dadurch haben wir weniger Leute, die hier arbeiten. So
kommen wir der Vollbeschäftigung mit jeder Schippe, die in
Jänschwalde landet, näher.
Ironie gehört bei Ihnen aber zum Parteiprogramm?
Ich weiß nicht, ob das sarkas-tisch ist. Ich denke mal,
da ist einfach analysiert, was dahinter steckt. Das ist zu Ende
gedacht.
Braucht Deutschland aber nicht die Kohle als Energielieferer?
Wir brauchen auf jeden Fall die Braunkohle, weil die Energiewende
komplett verfehlt umgesetzt wird. Es ist ja absurd, dass wir erneuerbare
Energien fördern wollen und so leicht regelbare Kraftwerke
wie Gaskraftwerke abstellen. Die Frage ist, was braucht die Region
und was das ganze Land.
Was braucht die Region?
Die Braunkohle ist unser Antrieb für alles. Sie ist die Lösung
für Wirtschaftsprobleme und die Arbeitsplatzfrage. Durch
Abwanderung wird Vollbeschäftigung erreicht. Das muss im
Zusammenhang stehen. Würde die Energiewende vom Bund nicht
gebremst werden, wäre das eine ganz andere Frage. Da können
wir auch die direkte Brücke zu den Hochschulen schlagen.
Dann schlagen Sie mal.
Wir haben das Knowhow für die Energiewende im Land. An der
Universität bilden wir Fachleute aus, welche diese Technologien
entwickeln und in der Branche arbeiten. Sollte die
Region irgendwann so weit entvölkert sein, dass hier Vollbeschäftigung
herrscht, dann reichen auch ein paar Windräder und Solarzellen,
die von den Fachleuten vor Ort selbst gebaut und gewartet werden
können.
Welche Einstellung haben Sie zur Uni-Fusion?
Grauenvoll. Das Land will hier eine Energiehochschule installieren
und entwickelt ein Konzept für Sozial- und Gesundheitswesen.
Was hat das mit Energie zu tun? Wobei, unter den Standorten der
Uni in Cottbus und Senftenberg liegen sehr wahrscheinlich riesige
Braunkohlevorkommen, die es zu erschließen gilt. Dafür
muss die Hochschule weichen. So hat die Landesregierung auch kein
Problem mehr mit der Ausfinanzierung dieser.
Was würden Sie im Bundestag anpacken wollen?
Ich würde mich aufgrund meiner Cottbuser Herkunft als Energieexperte
verdingen. Keine Regierung kann auf mich als Fachmann verzichten.
Es fragte Mathias Klinkmüller
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Der gebürtige Kasseler Lars Krause hat 2011 in Cottbus einen
Ortsverband von Die PARTEI gegründet. Seine Plakate
sind zweisprachig. Unter seinem Namen steht: Der Auserwählte.
Schließlich steht er zur Wahl Foto:
M.Klinkmüller
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