Burg
(mk). Vertrauensverlust. Das war die Begründung des Burger
Amtsausschusses, der vergangene Woche den Amtsdirektor Ulrich
Noack seiner Aufgaben enthob. Ulrich Noack erklärt im Gespräch,
dass er enttäuscht ist, aber keinen Groll hegt. Er sagt,
was er anders gemacht hätte, und dass er den Burger Spreewald
weiter voranbringen will.
Herr Noack, wie geht es Ihnen nach der Abwahl?
U. Noack: Ich hege keinen Groll, aber enttäuscht bin
ich schon, auf diese Weise aus dem Amt zu scheiden.
Warum enttäuscht?
Zuerst muss ich sagen, dass die Abwahl eine demokratische Entscheidung
war. Das akzeptiere ich. Aber der Vorwurf des Vertrauensverlustes
traf mich ohne Vorwarnung. Ich hätte mir gewünscht,
dass dieser Vorwurf schon eher an mich herangetragen worden wäre.
Wer mich kennt weiß, dass ich immer ansprechbar bin.
Was waren die Gründe für Ihre Abwahl?
Mir wurden bis auf den Vertrauensverlust keine konkreten Gründe
mitgeteilt. Das ist für die Ausschussmitglieder auch nicht
verpflichtend.
Anders gefragt. Was führte aus ihrer Sicht zur Abwahl?
Ich habe die technische Betriebsführung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes
neu ausschreiben lassen, obwohl der Trink- und Abwasserzweckverband
den Stopp der Neuausschreibung und einen Verbleib bei der Lausitzer
Wassergesellschaft beschlossen hatte. Diese Beschlüsse habe
ich beanstandet. Im Jahr 2012 hatte der Ausschuss aber noch für
eine Neuausschreibung votiert.
Es ist zu hören, dieser Alleingang war nur der letzte
Tropfen. Was waren die anderen Tropfen, die das überlaufende
Fass füllten?
Ein Fehler war es, dass ich die kleineren Orte des Amtes nicht
angemessen beachtet habe. Ich hätte verstärkt auf diese
Orte zugehen sollen.
Warum haben Sie das nicht getan?
Ich habe meine Prioritäten auf den Kurort Burg gelegt. Das
ist ein prosperierender Ort, der meine Arbeit voll ausgelastet
hat. Ich war der Ansicht, dass ein starkes wirtschaftliches Burg
auch auf die kleineren Orte ringsherum ausstrahlt, sodass der
gesamte Amtsbereich von einem starken Burg profitiert. Ich war
viel in und für Burg unterwegs, hätte aber rückblickend
auch mehr im ländlichen Raum meine Zeit investieren müssen.
Apropos Zeit. Was machen Sie jetzt als Vorruheständler
mit ihrer Zeit?
Ich werde nicht die Füße hochlegen und sagen: Das wars!
Das ist nicht meine Art.
Gibt es konkrete Ideen?
Die Arbeit hier in Burg hat mir viel Spaß gemacht. Ich lebe
hier ja auch. Deshalb werde ich mich weiter für die Entwicklung
des Spreewaldes einsetzen. Vielleicht in Vereinen oder Stiftungen.
Außerdem bin ich Frankreichfan. Da werde ich auf Reisen
gehen und auch mein Hobby, den Handel mit französischen Weinen,
werde ich verstärken.
Wie sehen Sie auf ihre sechsjährige Amtszeit zurück?
Mit dem Kurort hatte ich ein gut bestelltes Haus übernommen.
Ich habe mich für die Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung
eingesetzt und bin stolz auf die 600 Gewerbe, die hier angemeldet
sind. Zudem wurde der traditionelle Tourismus durch Angebote des
Gesundheitstourismus ergänzt. Dass die Übernachtungszahlen
allein im vergangenen Jahr um neun Prozent gestiegen sind, zeigt,
dass Burg auf einem guten Weg ist. Froh bin ich auch darüber,
als weichen Standortfaktor mit dem Schulzentrum die Grund- und
Oberschule weiter im Ort zu haben. Das ist gut für den Bildungsstandort.
Welche Ideen hätten Sie noch gerne umgesetzt?
Da gäbe es viel aufzuzählen. Geplant sind etwa die Radwege
zu erhalten und zu restaurieren. So wird zwischen Suschow und
Müschen ein neuer Radweg entstehen. Zudem haben wir vor,
zwischen dem Weidendom und dem Biosphärenreservat eine Marktscheune
entstehen zu lassen, in der heimische Produzenten ihre Ware anbieten
können. Auch den witterungsunabhängigen Freizeitangeboten
gilt es voranzubringen. So wollen wir für die Jugendherberge
einen neuen Sportplatz schaffen. Wichtig ist es auch, die guten
medizinischen Angebote des Kurortes miteinander zu verknüpfen
und auch die 120 Brücken bedürfen einer Sanierung. Ich
hätte meinem Nachfolger die Amtsgeschäfte gerne geordnet
übergeben. Aber nun muss ich mit der Abwahl leben.
Mit Ulrich Noack sprach
Mathias Klinkmüller.
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Der gebürtige Byhleguhrer Ulrich Noack leitete das Lübbener
Arbeitsamt, bevor er im Jahr 2007 Amtsdirektor wurde. Mit 12 zu
zwei Stimmen wählte ihn der Burger Amtsausschuss mehrheitlich
ab. Der abgewählte will sich aber weiterhin für den
Spreewald stark machen Foto: Klinkmüller
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