Cottbus.
Brecht reduziert auf das Dialektische. Wem nützt es? Was
kommt wann - Fressen oder Moral? Holetzeck vereinfacht weiter,
reduziert das Ensemble, die Ausstattung. Aber dafür geht
er rein in diese Stadt. Filmisch zum Altmarkt, in den Spreewaldtunnel.
Die Göttersuche nach Gutem findet hier statt, hier vor des
Theaters Tür. Aber die anfassbare Nähe macht den nackten
Kapitalismus nicht besser. Wer Verlorenen hilft, ist selbst verloren.
Dabei bleibts.
Diese Inszenierung hat nicht die Schroffheit, wie sie beispielsweise
Schroth hier zelebrierte. Sie ist komödiantisch und ein wenig
verspielt mit den oft nur lustigen Rollenwechseln.
Der gute Mensch von Sezuan gehört zu den geradezu
plakativen Schulstücken, die Brecht verfasste. Eine schlaue
Parabel, der sich niemand entzieht. Die Welt ist schlecht von
Grund auf und verdient den Spott der Gaukler, die hier mit ihrem
Jahrmarktswagen auffahren. Großartige Leistungen sind im
Ensemble zu erleben, spontane Wirkungen gelingen. Es ist, als
könne die Welt nur so und nicht anders funktionieren. Versteh
das doch, liebe kleine Shen Te. Laura Maria Hänsel stellt
dieses Mädchen und deren erfundenen Vetter Shui Ta dar und
liefert damit glanzvolles Theater. Schlicht und aufrichtig ist
ihr Mädchen, zerrissen und dabei souverän die verstellte
Rolle, in der Zweifel wächst ohne jede Überspannung.
Ihr Gesang scheint aus direkter Nachdenklichkeit zu sprießen.
So kann der Brecht auch sanft und trotzdem nicht eingeweicht daher
kommen.
Die einfache Jahrmarktsbühne mit Tabakladenkiste haben der
Regisseur und Gundula Martin erfunden, Hans Petith bringt die
Musik dazu. Hoffentlich bleibt dieses Stück im Spielplan.
Hnr.
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Szenenfoto mit (rechts im Vordergrund):
Laura
Maria Hänsel als Shui Ta
Foto: Marlies Kross
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