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Johann Crügers Pfunde unterschätzt
Wie steht es um den „Orpheus an der Spree“ in seiner Heimatstadt?

Guben (MB). Abgesehen von zwei schlichten Gedenktafeln, mit denen Groß Breesen an seinen teuren Sohn, den Meister des protestantischen Kirchenliedes, Johann Crüger, ehrt und die Gubener Musikschule seinen Namen trägt, tut sich Guben nicht nur nach der Tilgung der Johann Crüger Straße in der Obersprucke, sondern auch mit anderen Würdigungen seiner hervorragenden Könner schwer.
Am 9. April 2013 begeht der Schöpfer des 1647 erschienenen Gesangbuches „Praxis Pietatis Melica - Übung der Gottseligkeit in Christlichen und Trostreichen Gesängen“ seinen 415. Ehrentag. Er, der bis zu seinem 15. Lebensjahr Unterricht in Guben genoss und nach einem zweijährigen Auslandsstudium, in dem er sich das nötige musikalische Rüstzeug aneignete, erhielt ob seines guten Rufes den begehrten Platz eines Kantors an der wichtigsten Berliner Pfarrkirche St. Nikolai, mit dem eine Lehrtätigkeit am berühmten Gymnasium im Grauen Kloster verbunden war.
Crügers musikalisches Schaffen konzentrierte sich nahezu ausnahmslos auf den protestantischen Choral. Einige seiner Choräle, so beispielsweise „Wie soll ich dich empfangen“ (Advent), „Fröhlich soll mein Herze springen“ (Weihnachten), „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“ (Ostern), zählen noch heute zum Kirchenliederkanon. Keine Angst vor dem Überleben sollte wohl seine bekannteste Melodie, „Jesu, meine Freude“ (1653) mit dem Text des dichtenden Gubener Bürgermeisters Johann Franck haben, der vielen sakralen Nachfolgern den Impuls für ihre Kompositionen gab.
Mein Nachruf: Johann Crüger, Deine Heimatstadt sollte ungemein stolz auf Dich sein, sich tief vor Dir verbeugen und Dich mit einer Erkennungsmelodie der Musikschule, einem Symposium und einer ständigen Ausstellung würdigen!
Adolf Auga



Gedenktafel zum 300. Todestag Johann Crügers
Foto: Hein-Foto, Berlin

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