Cottbus.
Zwei Märchenprinzen in der 5. Klasse. Geht sowas heutzutage?
Und wie! Die Schauspieler Michael von Benningsen und Johannes
Kienast, junge Burschen genau im Alter zwischen Vätern und
Schülern, machen sich in Alltagssachen auf den Weg ins Klassenzimmer
einer Fünften in der Sandower Christoph-Kolumbus-Schule.
Der olle Koffer voller Grimms Kram ist nicht ihr einziges
Problem. Ihr Chef hat ihnen eine schwere Aufgabe gestellt.
Unlösbar. Oder doch nicht? An einem Wort ein Märchen
erkennen? Und überhaupt - Märchen! Wie aus der Situation
geboren, entwickelt sich das Klassenzimmer-Stück von Michael
Böhnisch in sparsamer Ausstattung von Hans-Holger Schmidt.
Staatstheater unterwegs.
Also, bereit? Die Kinder spannen. Knusper, knusper...
Volltreffer! Märchen um Märchen entdecken sich, Grimm
für Grimm. Aber nicht genug. Als wärs den Kindern
eingefallen, ist plötzlich der Wunsch nach Fühlen, nach
Erleben, nach Dabeisein im Raum. Herrlich ziert sich der eine,
das Mädchen Gretel zu sein, grimmig knurrt der andere als
Wolf, und so ziert sich kein Kind, als Baum zu knarren, als Eule
zu rufen oder wie ein Wolf zu heulen. Aber warum lacht die Hexe?
Wieso picken wir Vögel alle Tic-Tac-Brotkrumen auf? Und unversehens
entstehen prinzipielle Fragen: Kann man durch Märchen etwas
über sich selbst erfahren? Möchtest du Prinz sein oder
Frosch...?
70 Minuten vergehen im Fluge. Micheal und Johannes bekommen viel
Beifall und geben ihn zurück: Ihr habt toll mitgemacht.
Und nun hat Lisa Fragen. Habt ihr Traumrollen? Klar. Michael will
Franz Mohr sein, Johannes der Hamlet. Wie Kollegen fachsimpeln
Kinder und Schauspieler nach dieser gemeinsam bewältigten
Inszenierung.'
J. Heinrich
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Johannes Kienast (l.)
und Michael von Benningsen vom Staatstheater Cottbus in einer
Klasse 5 der Cottbuser Christoph-Kolumbus-Grundschule. Sie sind
Hänsel und Gretel, die Kinder spielen die Geräusche
des Waldes und picken als Vögel die ausgelegten Tic-Tacs
auf H.
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