Cottbus
(h). Die Bahn muss, wenn sie den alten Spreewaldtunnel außer
Betrieb nimmt, im eigenen geschäftlichen Interesse den Zugang
zum Bahnhof aus nördlicher Richtung erneuern. Das war der
Kerngedanke, den der ehemalige Eisenbahner Joachim Schreck vor
zwei Wochen in diesem Blatt formulierte. Er hat in sieben Punkten
dargestellt, warum es für die Stadt und für die Bahn
im Interesse tausender Menschen keine andere Lösung als die
gibt, die kluge Planer schon vor weit über 100 Jahren wussten:
Der Bahnhof, der heute mitten in der Stadt liegt, muss von Süden
und von Norden auf direktem Wege gut zu erreichen sein. Das meinen
Leser dazu:
Den
Ausführungen bzw. Argumenten des Herrn Schreck ist nichts
hinzuzufügen. Jens Pumpa, Cottbus
Es ist unverständlich, dass für viele Dinge, die nicht
unbedingt notwendig sind, irgendwie Gelder aufgetrieben werden
sollen (z.B. Museum), aber für eine schnelle Erreichbarkeit
der Innenstadt kein Geld da sein soll. Ich las, dass der Tunnel
der Straßenbahn die Benutzer wegnähme. So ein Quatsch
- wenn ich zum Ausbesserungswerk muss oder zur Probenbühne
des Theaters, fahre ich nicht mit der Kirche ums Dorf, steige
am Berliner Platz um, um dann von der Berliner Straße zu
laufen! Ich gehe durch den Tunnel oder lasse es bleiben. Anwohner
der Wernerstraße / Schillerstraße / Waisenstraße
werden kaum bis zur Berliner Straße laufen, um zum Bahnhof
zu fahren.
Wenn nun keine Einigung erreicht werden kann - wie wäre es,
wenn die Stadt den letzten Rest des alten Bahnhofs, eben den Tunnel,
unter Denkmalschutz stellte und erstmal einen Zugang über
den Bahnsteig 10 offen ließe. Das bliebe zwar unbequem,
aber eine Möglichkeit, halbwegs vernünftig in die Innenstadt
zu kommen. Und: Die Verantwortlichen sollten Fachleute an den
Tisch holen, statt sich auf Zählungen in verkehrsarmer Zeit
zu berufen.
Vernünftig wäre die Tunnellösung mit Ausgang in
der Nähe der Külzstr. Weil dort noch viel gebaut wird,
könnten noch mehr Anwohner den Tunnel nutzen.
Renate Brinke, Sachsendorf
Die Schließung des Spreewaldtunnels wäre neben den
genannten praktischen Gründen ein herber Verlust. Ich sehe,
dass damit ein Stück Cottbuser Verkehrs- und Kulturgeschichte
verloren geht. Wenn ich heute durch diesen Tunnel gehe, dann höre
ich noch den Klang der Stiefel von den Soldaten, die im Krieg
Urlaub machen durften, oder ihn gerade beenden mussten. Als kleiner
Junge war ich davon sehr fasziniert. Seien Sie froh, wenn sie
sich daran nicht mehr erinnern müssen, wird mir mancher entgegnen.
Aber da sind noch immer die Fußbodenfliesen, die alle diese
Jahre fast unbeschadet überstanden haben, während die
Granitstufen schon starke Abnutzungserscheinungen aufweisen. Das
fasziniert mich. Und so etwas soll nun vernichtet werden, damit
es in einigen hundert Jahren Archäologen begeistert? Dieses
Bauwerk markiert ja auch die Anfänge der Eisenbahngeschichte.
Es wäre Frevel, die verhältnismäßig geringfügigen
Mittel für den Erhalt des Tunnels nicht aufzubringen.
Herbert Grünewald, per mail
Ob der alte Tunnel erhalten wird, ist nicht wichtig. Wichtig ist
ein Ausgang zum Spreewaldbahnhof. Die Bahn hat freilich eine Monopolstellung
und wer Bahn fahren will, der muss so oder so zum Bahnhof. In
diesem Fall kann man nicht mit den Füßen abstimmen.
Umso wichtiger ist es, eine kundenfreundliche Lösung zu erhalten,
also Bestandsschutz zu fordern. Wir haben oft Gäste aus Berlin
und Potsdam, die per Bahn anreisen und zum Theater gehen, also
den Ausgang Spreewaldbahnhof nutzen. Von den Menschen, die in
dem Bereich wohnen und die Bahn brauchen, mal ganz zu schweigen.
Die DB AG als Eigentümer sollte ihrer Verantwortung gerecht
werden und mit der Stadt eine Lösung finden. Sinnvoll bedeutet,
den Tunnel erhalten oder neu bauen.
Hagen Stoletzki, per mail
Im Interesse älterer Bürger, aber auch von Bahntouristen,
die unsere Stadt per pedes erkunden, ist dieser Tunnel nicht nur
ein Geschenk der Vergangenheit, um Wege abzukürzen, sondern
auch eine besondere Attraktion. Bitte setzen Sie sich dafür
ein, dass dieses historische Objekt erhalten und erneuert wird.
Um Geld zu sparen, gibt es andere Möglichkeiten von weit
geringerer Bedeutung! Nach meinen Umfragen im unmittelbaren Wohnbereich
muss man Joachim Schreck in seinen sieben Punkten der Begründung
voll und ganz zustimmen. Man sollte endlich mit den Fehlern der
Abwicklung im Osten Schluss machen.
Mit freundlichen, aber auch sehr bedenklichen Grüßen
bin ich im Namen sicherlich vieler Bürger Ihr
Prof. Dr. Heinz Radzuweit, Cottbus
Die Initiative von Herrn Joachim Schreck verdient hohes Lob. Alle
seine Argumente zur Erhaltung eines Tunnels treffen vollinhaltlich
zu. Eine möglichst direkte Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof
und der inneren Stadt bleibt sicherlich auch in Zukunft für
Fußgänger und Radfahrer (Reisende und Bewohner) notwendig.
Ihr Wegfall wäre eine schmerzliche Einschränkung der
Lebensqualität für Cottbuser, Studenten und Besucher.
Daher sollten alle technischen Möglichkeiten versiert untersucht
werden. Eine Sanierung des alten Spreewaldtunnels wäre sicherlich
finanziell nicht so aufwändig, aber keine dauerhafte Lösung.
Die Treppen sind beiderseits keineswegs behindertenfreundlich,
und dieser alte Tunnel erreicht auch gar nicht mehr sämtliche
Bahnsteige. Dagegen lässt sich der neue Tunnel bautechnisch
moderner in Richtung Nordseite ohne außergewöhnlichen
Aufwand verlängern. Aus der Bauphase seiner Errichtung ist
mir bekannt, dass die Planunterlagen schon damals (ca. 1979) zu
den nördlichen Bahnsteigen führten, was aber wegen der
Kosten gestrichen wurde. Wenn die DB AG selbst eine Verlängerung
bis zum Bahnsteig 10 und darüber hinaus favorisiert, sollten
OB und Stadtverordnete unbedingt über finanzielle Beteiligung
nachdenken, um die Verlängerung bis zum Großenhainer
Bahnhof zu ermöglichen. Das Wohl der Bürger und auch
der Studenten unserer BTU sollte Vorrang vor Sparzwängen
haben.
Dipl.-Ing. Ulrich Constantin (Rb-Rat i.R.), Cottbus
In dem Artikel zum Spreewaldtunnel werden längst nicht alle
Folgen aufgezeigt. Im Rahmen der Nahverkehrsplanung ist die Rede
von der Schließung von acht Bahnhöfen (im DB Sprachgebrauch
bereits zu Haltepunkten degradiert). Sollten wirklich die Bahnhöfe
(Haltepunkte) Kolkwitz-Süd, Kolkwitz-Nord, Kunersdorf, Leuthen,
Teichland, Jänschwalde, Klinge und Bagenz geschlossen werden,
sind Berufspendler und alle anderen Bahnreisenden gezwungen, mit
dem PKW nach Cottbus zum Bahnhof zu fahren und dort in die Bahn
zu steigen. Hat Cottbus dafür Dauerstellflächen im neuen
Vorplatzkonzept vorgesehen? Wenn dann auch noch der Spreewaldtunnel
geschlossen wird, können sich die Anwohner bahnhofsnaher
Wohngebiete schon heute auf noch mehr zugeparkte Flächen
vorbereiten. In der Großgemeinde Kolkwitz artikulieren die
Bürger derzeit ihren Unmut über Bahnhofsschließungen.
Sie sind der Meinung, das sei der Beginn der Abschreibung einer
ganzen Region. Wenn immer mehr Bürger gezwungen werden, statt
der Bahn den Pkw zu nutzen, sinken logischerweise die Fahrgastzahlen.
Die Strecken können dann wegen mangelnder Nutzer eingestellt
werden.
Gerd Bzdak
Gemeindevertreter für DIE LINKE in der Großgemeinde
Kolkwitz
Wer hatte nur wieder diesen schlechten Einfall, den Spreewaldtunnel
zu schließen! Die Stadt verbaut gerade Millionen, um die
Bahnhofsstraße auf verkehrsberuhigt zu trimmen, und die
Bahn hat bis 2011 die Stre-cke Cottbus- Berlin für 130 Millionen
aufgepeppt. 150?000 Euro für die Verlängerungsoption
bringen beide Parteien aber nicht zusammen.
Nun soll der Zugang aus der Weststadt dicht gemacht werden, und
man schiebt sich den Schwarzen Peter zu. Grandiose Idee! Selbst
bei Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes bleibt das Problem, dass
zu Tagesrandzeiten und an Wochenenden der öffentliche Nahverkehr
mit sehr ausgedünntem Takt verkehrt. Mir bleibt da nur die
Alternative, mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren. Natürlich
nur über die verkehrsberuhigte Bahnhofstraße. Wo liegt
die Unterschriftenliste gegen die Schließung des Tunnels
aus?
Martin Ullrich, Cottbus
Die Liste liegt unter anderem auch im Verlagshaus dieser Zeitung
aus.
Braucht Cottbus diesen Spreewaldtunnel? Ich kann mich den Argumenten
von Herrn Schreck nur anschließen, denn dieser Tunnel ist
die kürzeste Verbindung in die Stadt und zu ihren Sehenswürdigkeiten,
Theater, Kino, Einkaufszentrum u.v.a.m. Natürlich ist er
in seiner maroden Gestalt nicht zu halten. Aber es wäre sinnvoll,
die Verlängerung des neuen Tunnels parallel zum bestehenden
zu bauen.
Diethart Schulz, Cottbus
Die Schließung des Spreewaldtunnels finde ich ärgerlich
- ein Armutszeugnis für Cottbus. Gute Bahnhöfe anderswo
haben mehrere Zugänge, das gehört einfach zu einer größeren
Stadt! Dies können nur Abgeordnete akzeptieren, die nicht
täglich weite Arbeitswege in Kauf nehmen müssen und
demzufolge nicht auf die Bahn und dazugehörige Parkplätze
angewiesen sind. Es kann wohl kaum eine Bedarfsanalyse erstellt
worden sein, denn sonst wäre den Herren und Damen aufgefallen,
dass sehr viele Azubis, Studenten und Arbeitnehmer den Weg durch
den Tunnel nehmen. Auf dem Hauptbahnhof sind vor 7 Uhr alle Parkplätze
belegt. Wer mit dem Zug täglich zur Arbeit und Ausbildung
fährt, kennt das Problem fehlender Parkplätze.
Zum Schluss muss ich noch eins loswerden: Die zwei angedachten
Stadtmuseen sind ja auch für das "tägliche Überleben"
in unserer Zeit notwendig. Das müssen doch die vielen
Nutzer des Spreewaldtunnels einsehen.
An die Bahn gerichtet: Es werden Millionen in neue Bahnhöfe,
siehe Stuttgart, gesteckt, da wird doch etwas für 250 Meter
Tunnel in Cottbus übrig sein.
Frau S. Bittner, per mail
Herr Schreck teilt telefonisch Stellen mit, an denen Unterschriftenlisten
ausliegen:
Eisenbahn- & Verkehrsgewerkschaft, Vetschauer Straße
11B,
BTU, DB Ausbesserungswerk.
Die Listen sollen Ende des Monats zur Stadtverwaltung gegeben
werden.
Ich bin der Meinung, dass die Bahn (DB) den Brandenburger Süden
vernachlässigt. Der ÖPNV auf der Schiene ist wenig attraktiv
und die Bahn zeigt keine Anstalten, es irgendwie zu verbessern.
Das Problem Spreewaldtunnel zeigt, dass den Verantwortlichen die
Befindlichkeiten der Fahrgäste völlig egal sind. Insbesondere
den Stadtverordneten. Die fahren bestimmt nicht Bahn, sondern
Dienstwagen.
Zur Meinung von Leser Volkmar Knopke (Ausgabe letzte Woche): Ich
kann nicht nachprüfen, ob die DB ein besseres Angebot als
die ODEG vorgelegt hat, aber ein Wettbewerb auf den Strecken kommt
den Fahrgästen zugute. Mein Mitleid mit der DB hält
sich in Grenzen. Zum Beispiel die Linie RE10 (Cottbus-Leipzig)
fährt mit einem abgeschriebenen Fuhrpark (umgebaute Waggons
vom VEB RAW Halberstadt, Bj. 1981) Profite ein. Seit Dezember
2009(!) sollten vierteilige Talent-2-Züge fahren - aber nein,
man fährt in lauten, quietschenden, dreckigen Waggons.
Fred Pönack, Cottbus
Liebe Leser
Sie können auch weiterhin Ihre Positionen oder Gedanken zur
Umgestaltung des Cottbuser Bahnhofs und speziell zum historischen
Spreewaldtunnel (erbaut 1888) an uns schreiben. Wir veröffentlichen
Ihre Beiträge weitestgehend im Wortlaut.
Leserkontakt: Märkischer Bote, 03046 Cottbus, Wernerstraße
21 oder post@cga-verlag.de
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Vernachlässigt
und trotzdem stark frequentiert. Würde der Zugang zum Bahnhof
an der Wilhelm-Külz-Straße einen zivilisierten
Zustand erhalten, würden noch viel mehr Menschen diesen Weg
wählen. Aber auch jetzt schon sind es viel zu viele, um auch
nur über die Schließung dieses historischen Bahnhofseingangs
nachzudenken Fotos: J. Heinrich
Würde
der bestehende neue Tunnel verlängert, käme er am Großenhainer
Bahnhof (hinten links) heraus. Vorn rechts befindet sich der gegenwärtige
vernachlässigte Tunneleingang
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