Das
Rentier Rudolf, permanent besungen und immer häufiger aus
Lichterschläuchen in Vorgärten anzutreffen, ist angloamerikanischer
Herkunft. Typisch deutsch dagegen sind auf alten Weihnachts-Grußkarten
Rehe, Hirsche, Dackel, oder Pferde. Sie haben mit Weihnachten
kaum etwas zu tun, sind also einfach Überläuferder
Romantik in der Bildenden Kunst.
Wie aber steht es um Schafe, Ochs und Esel oder auch Robin (Rotkehlchen),
das englische Hauptmotiv im weihnachtlichen Bilderbuch?
Ob Christ oder nicht - jedem Leser kann (besonders zu Weihnachten)
die Bibel eine reiche Fundgrube der Religionskultur sein. Im Gottesdienst
am Heiligen Abend wird das Evangelium Lukas aufgeschlagen. Wir
hören die Weihnachtsgeschichte und stellen uns die geschnitzte
Krippe daheim vor: Maria und Josef, das Kindelein in einer Krippe,
Hirten und gar drei Schafe, Esel... Doch halt! Kein Wort von Ochs
oder Esel bei Lukas. Seine Überlieferung aus dem 1. Jahrhundert
aber sei die verlässlichste, heißt es.
Ja, es gibt den Esel in der Bibel an vielen Stellen. Siehe
dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer, arm und
reitet auf einem Esel, auf dem Füllen einer Eselin...
So wird der Messias vom Propheten angekündigt, und ein anderer
dieser Zunft, Jesaja, erwähnt gar Ochs und Esel: Ein
Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn,
aber Israel kennts nicht... zürnt er über
den Unglaube. Und, aus der Bildenden Kunst sehr bekannt: Jesus
reitet, wenige Tage vor der Kreuzigung, auf einem Esel in Jerusalem
ein. Zufall? Nein. Der Esel ist ganz sicher ein biblischer Bedeutungsträger.
Einer, der geduldig Lasten schleppt. Einer trage des andern Last,
steht geschrieben.
Aber bei Lukas: Kein Wort vom Esel, erst recht nicht vom Ochsen.
Haben die großen Meister aller Welt seit dem Mittelalter
willkürlich gemalt, was ihnen in den Sinn kam? Bringen die
Schöpfer meisterhafter Sakral-Skulpturen das Neue Testament
willkürlich durcheinander?
Es ist eine alte Frage aus frühem Religionsunterricht, die
immer wieder zu Weihnachten auftaucht und uns zeigt, wie lebendig
alles Weihnachtliche bleibt. Martin Luther war es, der mit seinem
wohlbekannten Weihnachtslied Vom Himmel hoch 1535
den Stallgeruch ins Evangelium bringt: Ach Herr, Du Schöpfer
aller Ding / was bist Du worden so gering /dass Du da liegst auf
dürrem Gras, davon ein Rind und Esel aß.
Welch eine schöne, kraftvolle Sprache heute noch!
Und welche Auswirkung behielten solche Gedanken über die
Jahrhunderte! Der Ochs, Sinnbild des Juden, verharrt versöhnt
an der Krippe, der Eselin Füllen bewegt zu Demut und Fürsorge.
Weit hinaus über die still gewordene christliche Kirche hat
das Lasttier ein Herzerweichen veranlasst. Zu Weihnachten geben
wir Bedürftigen. Und nehmen uns vor, es nicht nur zu Weihnachten
zu tun.
Und Robin, das Rotkehlchen? Wie gings mit dem? Der Legende
nach verkörpert es Mitgefühl. Es sah den Herrn am Kreuze
mit der Dornenkrone, flog hin, zog einen Stachel und stach sich
selbst ins blutrote Kehlchen... J.H.
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Außergewöhnliches Cottbuser Sammlerstück: Die
russische Weihnachtskarte reiste am 24.12.1941 mit der Feldpostnummer
26249 in die Heimat. Joachim Heiders Weihnachtsgruß an Fräulein
Hildegard hatte sicher keinen friedlichen Hintergrund. Aber selbst
in russischer Lesart sind Ochs und Esel dabei
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