Spremberg
(h). Die einstige Textil-, Sprela- und Kraftwer-kerstadt in malerischer
Tallage an der Spree gehört heute zu den industriellen Vorzeige-Standorten
Brandenburgs. Symbolisch für den mittleren Wachstumskern
steht vor allem der Industriepark Schwarze Pumpe, der genau auf
der Grenze zu Sachsen zusammen mit der Gemeinde Spreetal entwickelt
wird. 104 Millionen Euro sind dort aus EU-, Bundes-, Landes- und
kommunalen Quellen in die Infrastruktur investiert worden. Wir
als Stadt haben allein 17 Millonen Euro in den Standort gegeben,
berichtete Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze diese Woche
den Mitgliedern des Vereins Pro Spremberg. Etwa 960
Euro sind das pro Kopf der etwas unter 18?000 gesunkenen Einwohnerschaft.
Gut angelegte Mittel, denn, so Schulze: Ohne Industrie ist
sonst nichts, wenn die Kohle weg ist.
Zwar gibt es keine aktuelle Gefahr eines Rückzugs von Vattenfall,
aber es gab deutliche Warnsignale, als der Konzern wegen des erzwungenen
Atom-ausstiegs und der Umverteilung der Gewerbesteuern die Zuwendungen
für Spremberg drastisch kürzte. Der Bürgermeister
sieht neue Engpässe in Folge des Flughafendesasters in Schönefeld.
Das Land werde bei den Zuwendungen für die Städte kürzen.
Es ist nicht sicher, ob wir uns die sozialen Wohltaten von
jährlich einer Million Euro allein für die Schwimmbäder
und Kindertagesstätten weiter leisten können.
Immerhin: Der Industriepark boomt. 3?459 Beschäftigte hatten
dort im Jahr 2008 Arbeit, gut 4?300 in 83 Unternehmen sind es
inzwischen, Tendenz steigend. Wir wollen auf 5?000 im Jahr
2020 kommen. Schon heute ist Spremberg neben dem Oberzentrum
Cottbus einziger Einpendler-Ort im Land.
Die öffentliche Hand hat in Pumpe 32 Kilometer Straße
gebaut; eine weite Ostumgehung mit Spreebrücke Richtung B
97 entsteht gerade als Kohleersatz. Enorme Aufwendungen erforderte
die Ver- und Entsorgung mit Wasser. Die größte Abwasseranlage
ging im September exakt auf der Ländergrenze in Probebetrieb
und soll im Mai laufen. Die Planung dafür hatte 2007 begonnen,
die Realisierung erfolgte 2011/12. Nichts ist auf diesem
Standort einfach, erläutert Dr. Schulze. Auch 22 Jahre
nach der Einheit fehlt ein Staatsvertrag zwischen Sachsen und
Brandenburg für solche Vorhaben. Jede Maßnahme muss
getrennt mit Ministerien hier und dort verhandelt werden. Umso
erfreulicher sind der hohe Industrialisierungsgrad und die anhaltende
Nachfrage von Investoren.
Zur derzeit heiklen Frage Kupfer, die in Pro Spremberg
wiederholt mit kompetenten Partnern erörtert wurde, bleibt
Dr. Schulze gelassen. Wir haben Zeit. 50 Jahre gehört
uns das Abbaurecht. Vielleicht kommen ja die Polen... Nicht
nur ein Gerücht. Polen ist weltführend im Kupferabbau.
In Weißwasser werben die polnischen Spezialisten schon junge
Deutsche zum Technikstudium in Polen an. Künftige Kupfermacher.
Pro Spremberg dankte dem Stadtoberhaupt für weitsichtige
Politik. Dr. Schulze: Ich muss danken. Alles, was die Stadt
wirklich will, muss an vielen Tischen offen besprochen werden.
So bleibt uns der Stress später Einwände erspart.
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Am zweiten Mittwoch im Monat, kurz nachdem die Geschäfte
der Langen Straße geschlossen haben, treffen sich die Mitglieder
des Vereins Pro Spremberg im traditionsreichen Weinhaus
Gäßner - nicht etwa zum Umtrunke, sondern zum gründlichen
Gedankenaustausch über Spremberger Stadtentwicklung. Oft
sind Gäste zu Fachthemen eingeladen. Wenigstens einmal im
Jahr kommt der Bürgermeister
So reichlich
gedeckt wird bei Pro Spremberg nur einmal im Jahr.
Altmeister Werner Kadach als Mitbegründer von Pro Spremberg
(stehend) serviert hier den klassichen Krustenbraten seiner Fleischerei
höchstpersönlich. Nicht ganz vollzählig am Tisch
(v.l.n.r.): Weinhändler Jürgen Gäßner, NABU-Aktivist
Wieland Böttger, Alt-Uhrmacher-Obermeister Hans-Joachim Handrick
(verdeckt), DRK-Niederlausitz-Kreisvorsitzende Brigitte Kröger,
Wolfgang Jahn, langjäriger Chef des Behindertenwerks, Kreistagsabgeordneter
Dr. Michael Bismarck und Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze
Foto:
Jürgen Heinrich
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