Cottbus
(h). Im Februar beschnupperte der Bremer Kulturssenatsmann Dr.
Martin Röder die damals frostige Stadt Cottbus. Er umrundete
das Theater, kehrte ins Schiller ein und fand: Eine
Stadt, die so ein Café hat, kann nicht schlecht sein.
Er nahm das Angebot an, hier Direktor des Staatstheaters und der
Kunstsammlungen im dkw zu werden, und am 5. September führte
ihn Ministerin Sabine Kunst gleichzeitig als Vorstandsvorsitzenden
der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus (in Nachfolge von
Intendant Martin Schüler) ein. Gut 100 Tage sind unterdessen
vergangen - ungetrübt begeistert zieht der Theaterökonom
eine erste Bilanz.
Cottbus hat ihn nicht enttäuscht. Er kannte die künstlerische
Situation hier seit den Schrothschen Zonenrand-Ermutigungen. Selbst
als Musiker, Regisseur, Intendant und zuletzt Kulturpolitiker
unterwegs, hat der Mittfünfziger nun die Seite gewechselt
- zu den Zahlen.
Er trennt eins nicht vom anderen und sieht sich darin mit seinem
Vorgänger Dr. Serge Mund, jetzt Ehrenmitglied des Cottbuser
Ensembles, in gleichem Denken. Beide haben hier zwei
Monate einträchtig parallel gearbeitet. Ich übernehme
zwei Häuser in hervorragendem Zustand, sagt Röder
und gibt sich schon ganz als Cottbuser. Er sagt Haus der
Bauarbeiter, wenn er Kammerbühne meint, kennt seine
Laufstrecken an der Spree bis Maiberg und zur Kutzeburger Mühle,
schwärmt von den Kneipen in der Ebertstraße, wo er
auch wohnt, und versteht seine 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
somit von Tag zu Tag besser. Theater ist ein lokales Phänomen,
weiß er, es muss inhaltlichen Bezug nehmen zu den
gesellschaftlichen Abläufen am Ort.
Richtig begonnen hat Röder seinen Cottbuser Job wohl mit
dem 12. November: erste Beiratssitzung der Stiftung, dreieinhalb
Stunden hartes Verhandeln. Land und Stadt geben der Cottbuser
Kunstszene Sicherheit. Wichtigste Baustelle: die Tarifsituation.
Wir wollen bis 2019 zurück zum Flächentarifvertrag
und unterbreiten zunächst einen Vorschlag für den Weg
dorthin, erklärt der geschäftsführende Direktor.
Das gibt, weiß er, große, wohlverdiente Zuwächse
für die Mitarbeiter.
Aber es muss verhandelt werden. Röder will das machen. Will
er auch mal zurück zu Regie, vielleicht ein Musical? Nein,
will er nicht. Das hier ist eine ganz andere Sache...
|
So reichlich gedeckt wird bei Pro Spremberg nur einmal
im Jahr. Altmeister Werner Kadach als Mitbegründer von Pro
Spremberg (stehend) serviert hier den klassichen Krustenbraten
seiner Fleischerei höchstpersönlich. Nicht ganz vollzählig
am Tisch (v.l.n.r.): Weinhändler Jürgen Gäßner,
NABU-Aktivist Wieland Böttger, Alt-Uhrmacher-Obermeister
Hans-Joachim Handrick (verdeckt), DRK-Niederlausitz-Kreisvorsitzende
Brigitte Kröger, Wolfgang Jahn, langjäriger Chef des
Behindertenwerks, Kreistagsabgeordneter Dr. Michael Bismarck und
Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze Foto:
Jürgen Heinrich
|