Branitz
(MB). Ich habe mich wohl schon tausendmal über diese
Fähigkeit des Menschen gewundert, das höchste Ideal
neben der niedrigsten Gemeinheit in seiner Seele hegen zu können,
und beides mit vollkommener Aufrichtigkeit., schreibt Fjodor
Dostojewski in den Brüdern Karamasow. Dieser
Widersprüchlichkeit im Leben und Schaffen des russischen
Dichters geht das Russisch-Deutsche Kulturforum am 17. November
in Branitz nach. Der Verein setzt seine Tradition fort, von russischen
Schriftstellern zu berichten, deren Leben eng mit Deutschland
verbunden war. Im vergangenen Jahr war dies Anton Tschechow. Nun
widmen sich die Vereinsmitglieder Fjodor Dostojewski. Über
ihn waren zu seiner Zeit jede Menge Erfindungen und Gerüchte
im Umlauf. Er war ein genialer Epileptiker, der Todesängste,
Zwangsarbeit, Not und Einsamkeit durchlitten hatte, immer auf
der Suche nach dem Erhabenen, dem Heiligen. Kurzum, es war ein
spannungsreiches Leben, ein Leben als Roulettespiel, mit grausamen
Niederlagen und höchstem Glück. Dostojewski hinterließ
uns nur sehr wenige autobiografische Werke. Zudem haben seine
zweite Frau Anna und seine Tochter in seiner Korrespondenz all
das geschwärzt, was ihnen unerwünscht oder zu freimütig
erschien. Ihre Zensur richtete sich dabei auf Vergangenheit und
Gegenwart gleichermaßen. Erst 40 Jahre nach seinem Tod erschienen
ungeschönte bibliografische Materialien; ein Teil war der
Kontrolle Annas doch entgangen. In Form einer szenischen Lesung
werden die drei großen Liebesgeschichten aus Dostojewskis
Leben erzählt. Die Veranstaltung wird von Romanzen, Klavier
und Gitarre begleitet.
Das gemeinsame Projekt mit der Stiftung Fürst Pückler
Museum beginnt am 17. November um 16 Uhr im Musikzimmer von Schloss
Branitz mit einem Vortrag der Autorin des Buches Dostojewski
in Deutschland, Dr. Karla Hielscher. (Für diesen Teil
ist die Anzahl der Plätze begrenzt!) Der zweite Teil findet
dann ab 18:00 Uhr in der Gutsökonomie statt. Anschließend
können die Besucherinnen und Besucher ihr Glück am Roulette
versuchen. Wie immer werden dazu die Lieblingsspeisen des Dichters
gereicht.
Eintrittspreis im Vorverkauf in Branitz: 6/8 Euro, an der Abendkasse:
8/10 Euro. Anmeldungen unter www.rudek-ev.de/kontakt
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