Cottbus.
Die Kiekebuscher Straße in Branitz knickt am Kindergarten
nach links ab. Als es den Park noch nicht gab, dürfte sie
in leichtem Linksbogen durch das Gelände Richtung Sandow
geführt haben. Nach etwa eineinhalb Kilometern erreichte
sie den Friedhof. Bis 1850 wurden dort die Branitzer begraben.
Nur für eine bedeutende Persönlichkeit, deren nachdrücklicher
Wille das war, hoben die Dorfbewohner 1854 dann doch noch eine
Grube aus: für Fürstin Lucie von Pückler. Obwohl
der neue Standesherr, der ab 1845 seine Parkpläne zu verwirklichen
begann, schon den heutigen Friedhof anlegen lassen hatte, bestand
die Fürstin auf ihrer Beisetzung an alter Stätte. Es
wurde eine Gruft gemauert und mit Torfasphalt abgedeckt. Sieben
Quadratmeter waren eingezäunt. Zu Blumen, zwei Tannen und
einer Bank aus Birkenstangen kam erst Jahre später das Kreuz:
Ich gedenke Dein in Liebe. Es krönt heute den
Stein für das Fürstenpaar im Pyramidensee. Denn Lucie
wurde 1884 zu ihrem geliebten Lu in die Pyramide umgebettet.
Der vergessene, aufgeforstete Friedhof kam jetzt fast beiläufig
ins Blickfeld der Parkpfleger. Wir wussten von ihm, hatten
ihn aber an anderer Stelle vermutet, gibt Parkdirektor Claudius
Wecke zu, der in den letzten Jahren mit großer Energie im
Außenpark aktiv war. Neben dem Landschaftsarchitekturbüro
Hagen Engelmann waren ihm dabei Arbeitskräfte eines Kommunalkombi-Projektes,
geführt vom Naturschutzverein Kolkwitz, eine große
Hilfe.
Pückler selbst hatte die Axt zum wichtigsten Werkzeug im
Park bestimmt. Die ist hinreichend bewegt worden westlich der
Gustav-Hermann-Straße (Verlängerung der Willy-Brandt-Straße).
Schöne Eichen stehen nun frei, über die Vorparkwiese
hinüber zur herbstbunten Kiekebuscher Allee gibt es ahnungsvolle
Durchblicke. Die Einladung an Vorbeifahrende, in diesen
Park zu kommen, meint Claudius Wecke.
Dieser Park kommt erstmals wieder näher zur Stadt,
freut sich Kulturamtsleiter Bernd Warchold. Bisher näherte
sich Haus um Haus immer die Stadt dem Park, und auch der Spreeauenpark
konnte nur mit dem Kompromiss der Messehalle und des damaligen
Laubag-Informationszentrums angelegt werden. Die Rückgewinnung
verlorener Orte durch intensive Pflege verstärkt
für den Park die Chance, tatsächlich Weltkulturerbe
zu werden.
Jenseits der Pyramidenstraße aus den 1960er Jahren liegt
ein wildes Stück Außenpark. Hier haben
die Fachleute mit den Naturschutz-Helfern Buschwerk ausgeholzt,
Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse angebracht
und einem weiteren verlorenen Element nachgespürt. Eingeschlagene
Robinienstöcke deuten den Verlauf eines früheren Weges
an. Wir werden die Partie noch parkarchäologisch untersuchen,
sagt Wecke, aber er ist sich ziemlich sicher, dass dies einer
der vier Wege ist, die vom Park zur Stadt führten. Pückler
riet nämlich, nie einen Weg zweimal zu gehen.
Kulturamtsleiter Bernd Warchold ist begeistert vom drängenden
Herangehen des Parkdirektors. Aber beide wissen: Schon um den
Aufgaben im Kernpark ordentlich nachzukommen, braucht die Stiftung
aktuell acht Gärtner mehr. Um die ganze Parkschöpfung
UNESCO-reif zu behandeln, wären 26 Gärtner nötig.
Sie sollten, um den Rang der Stadt zu stärken, eingestellt
werden.
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Im Gegensatz zur soldatisch gerichteten preußischen wird
die englische Allee von lockeren, manchmal artverschiedenen Baumgruppen
begleitet. Gartenarchitekt Hagen Engelmann erläutert das
Prinzip am Beispiel der Pücklerallee (Foto), die vom Ortsausgang
Branitzer Siedlung zum Kernpark führt. Nach halbrechts (nicht
mehr im Bild) ist durch die Linden-Schutzpflanzung ein Durchblick
zum Zollhaus geschlagen
Nur
scheinbar verirrte Waldwanderer. Die Parkfreunde befinden
sich mutmaßlich auf einem verlorenen pücklerschen
Parkweg, der in gestrecktem S-Bogen auf die imposante Kiefer zuführte
(Bildmitte), die sich vielarmig zum Himmel reckt. Prof. Helmut
Rippl (3.v.r.) und Pücklerforscher Sigfried Neumann wissen:
An dieser Stelle war 1959 schon die Schneise für eine Pioniereisenbahn-Trasse
direkt zum Schloss Branitz geschlagen Fotos:
Jürgen Heinrich
Parkdirektor
Claudius Wecke demonstriert an einer Bildfolge den stetigen Prozess
der Verwilderung eines Parkes
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