Region (h.) Soviel steht fest: Strittmatter würde, lebte
er noch, unabhängig von eventuellen biografischen Graustellen,
keine Geburtstagsfeier wollen. Zu seinem 50. tauchte er mit Ehefrau
Eva unter und notierte noch Wochen später Flüche in
seine Tagebücher über die Dankesbriefe, die er den eifrigen
Gratulanten schuldig blieb. Vor Feiern drückte er sich, grummelte
jedes Jahr am 24. Dezember ratlos herum und schummelte sich sogar
um die Goldene Hochzeit seiner Eltern in Bohsdorf, denen er sonst
herzlich verbunden war.
Spannend würde er neue Bücher von sich finden, mit den
Inszenierungen wäre das schwieriger. Die Verfilmung seines
Tinko hat er nie wirklich akzeptiert, seine Holländerbraut
(am BE von Benno Besson) führte fast zum Kritiker-Krieg.
Am Laden, erster Abend in hervorragender Fassung auf
der Cottbuser Bühne, hätte er jede Menge auszusetzen,
der zweite Abend, der Laden III zur Grundlage hat,
wird erst am 22. September uraufgeführt. Zwischen beiden
Läden, direkt an Strittmatters 100. Geburtstag,
dem 14. August, liest 19.30 Uhr Annette Leo aus ihrem druckfrischen
Buch Erwin Strittmatter. Die Biographie (Aufbau Verlag)
in der Alten Tischlerei des Theaters. Das Leben lebt vom
Wandel ist der Titel dieser Gemeinschaftsveranstaltung mit
Heron. Die Autorin hat Briefe, Notizen, Erinnerungen
von Zeitzeugen und Archivdokumente zum großen Teil als erste
sichten können. Zum Erlesenen gibts Kostproben aus
dem Cottbuser Laden und Schniete und Bier.
Michael Becker, der Großvater im Theater-Laden,
legt mit Gedichten, Anekdoten und Biografischem von Eva und Erwin
Strittmatter am 16. September in der Kammerbühne nach. Er
macht keinen Hehl aus seiner Hochachtung für die beiden Dichter
und seiner Liebe zur Lausitzer Heimat.
Was Strittmatter und sein Verhältnis zu Cottbus betrifft,
gibt es nur Zurückhaltendes zu melden. Das CB Stadtmagazin
äußert sich diesen Monat dazu.
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Beim
Bäcker Withulz gegenüber der Kirche in Kahren hat Erwin
Strittmater Anfang der 30er Jahre für etwa ein halbes Jahr
gearbeitet. Die Backstube (im hellen Haus rechts) ist noch die
gleiche wie damals, die Technik natürlich nicht
Foto: Hnr.
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