Spremberg
(mk). Hotel Georgenberg am Montag um 19 Uhr: Zwischen Fachbeamten,
Pressevertretern aus nah und fern, Bürgern sowie Landes-
und Lokalpolitikern sitzt Bärbel Scholta. Ich will,
dass er in die Heimat zurückkommt, sagt sie. Mit er
ist ihr 44 Jahre alter Sohn gemeint, der an dem Abend nicht dabei
sein kann, weil er in Österreich hinter dem Lenkrad eines
LKW sitzt. Kann er, der im Bergbau einst seine Lehre machte, einen
der Kupfer-Jobs bekommen? Diesen Gedanken hat Bärbel Scholta
im Kopf, als der Kupferschiefer-Lausitz-Chef Thomas Lautsch mit
seinen Ausführungen beginnt. Zuerst kommen die guten Nachrichten:
Unter der Erde bei Spremberg liegen in einer Tiefe von eintausend
Metern 130 Millionen Tonnen Kupfererz. Das haben 42 Bohrungen
ergeben. Jede Tonne hat heute einen Marktwert von 7000 Euro. Im
Ergebnis könnte der Kupferbergbau künftig einen Jahresumsatz
von 350 Millionen Euro erzielen, eintausend Menschen Arbeit geben
und dabei 1,3 Milliarden Euro investieren, wobei von dieser Investition
durch Material- und Dienstleistungen ein Großteil in der
Region bleiben soll, so Thomas Lautsch.
Und noch eine gute Nachricht scheint es zu geben. Der Kupferbergbau
ist so tief unter der Erde, dass er kaum oder keine Gefahren für
die Umwelt darstellt, sagt nicht nur Thomas Lautsch, sondern auch
der Abteilungsleiter des Landesamtes für Umwelt Wolfgang
Genehr, der prophezeit: Es wird nie zu einer Absenkung kommen.
Auch zu Grundwasserabsenkungen wie in Trattendorf soll es nach
der Ansicht der Experten nicht kommen. Ob dieses sehr heile Gefahren-Bild
stimmt, wird das Genehmigungsverfahren zeigen.
Eine schlechte Nachricht hatte Bärbel Scholta an diesem Abend
dennoch ihrem Sohn zu übermitteln. Alle Hoffnungen auf einen
Kupferabbau könnten tief in der Spremberger Erde begraben
werden, wenn die Finanzkrise sich ausweitet. Nur wenn der Abbau
wirtschaftlich ist, also der Kupferpreis stabil bleibt, lohnt
sich das Projekt. Falls die Glückssterne der Region gesonnen
sind, könnte, so Thomas Lautsch, schon 2020 der Abbau beginnen.
Kommentar
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Fünfzehn Kilometer
in der Ost-West-Ausdehnung und drei Kilometer in der Nord-Süd-Ausdehnung
nimmt das Gebiet bei Spremberg ein, unter dem der Rohstoff Kupfer
liegt. Wo genau die Abbaugrenzen sind, ist noch nicht klar. Nur
so viel: Unter der Stadt direkt ist kein Kupfererz zu finden.
Gefördert wird kein Kupfer sondern Kupfersulfide. Das ist
eine Verbindung zwischen Kupfer, Schwefel und Eisen. In einer
Aufbereitungsanlage werden die Bestandteile voneinander mittels
chemisch abbaubarer Chemikalien getrennt. Da das Kupfer so tief
liegt, bildet eine Salzschicht die Barriere, um Grundwasserabsenkungen
zu vermeiden. Falls es zum Abbau kommt, könnten bei Vattenfall
und in polnischen Erzbergwerken Fachkräfte ausgebildet werden
Grafik:
KSL
Von
einer wahnsinnigen Herausforderung sprach der Spremberger Bürgermeister
Dr. Klaus-Peter Schulze (l.), um den Erzbergbau zur Genehmigung
zu bekommen. In Polen sah er, welche Wirtschaftskraft der Abbau
entfalten kann und ist zuversichtlich, da für die Energiewende
viel Kupfer benötigt wird (ein großes Windrad braucht
30 Tonnen Kupfer) Foto:
M.K.
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