Cottbus.
Schlösser und Parks, manchmal seltsam und verwunschen,
sind ein Hauptthema des akkuraten Radierers Siegmund Hahn. Die
meist nur knapp 6 mal 9 Zentimeter großen, extrem fein gearbeiteten
Grafiken zeigen: Der Mann musste als beamteter Lehrer nicht verkaufen.
Er hatte (fast) alle Zeit der Welt, sein Blatt sorgfältig
und oft sehr verschmitzt zu Ende zu bringen. Die romantischen
Alleen, Gärten und Gemäuer passen zu diesem Ort der
durch Kunst erhöhten Natur. Aber dass es zu einer Ausstellung
des 2009 in Berlin gestorbenen Siegmund Hahn kam, liegt an einer
Schenkung von 150 seiner Landschaftradierungen, die der Stiftung
Fürst-Pückler-Museum zugedacht wurde. Als Kuratorin
Beate Schneider in der Vorbereitung der Ausstellung erfuhr, dass
der Grafiker einen ebenfalls bildkünstlerisch tätigen
Zwillingsbruder hat, kam sie auf die Idee, eine Zwillingsausstellung
zu zeigen. Das gibt es selten. Und wie sich zeigt, trägt
sich dieser Ansatz, auch wenn die weit großflächiger
und farbgewaltig gehaltenen Arbeiten des Siegbert Hahn nun etwas
verklemmt in kleinen Schlossräumen hängen.
In über 45 Jahren haben beide Brüder ein stattliches
Werk geschaffen. In Breslau geboren, kamen sie als Kinder nach
Bernau. Nach dem Abitur studierte Siegmund Kunsthandwerk in West-Berlin,
Siegbert wurde Regie-Assistent bei der DEFA. Noch vor dem Mauerbau
entschieden sich beide für eine Zukunft in Westdeutschland,
und ihre Wege trennten sich nach Stuttgart und Köln.
Besonders bei Siegbert Hahn fällt auf, dass ihn das Zwilling-Sein
offenbar stark geprägt hat. Immer wieder führen seine
Sujets zu der Paar-Spannung - ob das die sich gegenüber stehenden
Wappen-Hähne, andere Vogel-Paare oder das philosophische
Baumbild Janus-Gesetz sind, wo Werden und Vergehen,
Leben und und Sterben als Einheitliches gezeigt wird.
Siegbert Hahn, der die Ausstellung selbst mit eröffnete,
steigert sich bisweilen in eine zweite Wirklichkeit, in eine geheimnisvolle
Natura mystica, die aber durchaus auch in den winzigen,
großartigen Bildchen von Siegmund Hahn zu finden ist. Sie
erinnern sehr an die große Zeit der Kleingrafik und Exlibris
in der DDR, denen sich die besten Grafiker und leidenschaftlichsten
Sammler widmeten.
Die Zwillinge sind im ersten Schlossgeschoss zu sehen. J.H.
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Kuratorin Beate Schneider
mit Siegbert Hahn, der als freier Künstler in Köln lebt
und zur Eröffnung der Ausstellung nach Cottbus gekommen war
Foto: Heinrich
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