Cottbus
(J.H.) Die Holzungsflächen im Bereich der ehemaligen
Rieselfelder nördlich vor Cottbus bieten ein ähnliches
Bild wie vor Wochen. Vermarktbare Stämme sind abtransportiert,
die gefledderte Landschaft liegt da wie Sodom und Gomorrha: lädierte
Restbäume, Geästberge, zerfurchte Schneisen, hingeworfene
Nistkästen, einzelne Totbäume, die jetzt eine Gefahr
bilden. Ministerin Martina Münch ist sprachlos. Sie erkennt
in ihrem Wahlkreis Verantwortung und will die Rechtslage nun untersuchen
lassen.
Harald Wilken, der hier jahrzehntelanges Naturschutzbemühen
zerstört sieht, stellt vor allem Nachlässigkeit bei
der Stadt fest. Hier wird rechtswidrig ins Biotop eingegriffen.
Die Stadt, die sonst jedem Falschparker und Hundehalter nachstellt,
vernachlässigt gröblichst ihre Naturaufsicht,
stellt der Experte fest.
Die ehemaligen Rieselfelder und angrenzender Baumbestand gehörten
zum Grünschutzgürtel der Stadt. Nach der Wende hat es
hier in großem Umfang geförderte Vitalisierungsmaßnahmen
mit ABM-Kräften gegeben. Teure, gut angenommene Nistgelegenheiten
für Fledermäuse und Vögel wurden hergestellt und
platziert.
Die Fläche zwischen B 168 und Spree mit 10,5 Hektar Grünland,
2,2 Hektar Ödland, knapp einem Hektar Verkehrsfläche
und zwei Hektar Holzung sind per Ausschreibung von der Boden-Verwertungs-
und Verwaltungs-Gesellschaft (BVVG) verkauft worden.
Ministerin Münch möchte wissen, ob der Verkauf professionell
stattgefunden hat, oder ob der Verkäufer im guten Glauben
derart walten konnte. Zur Aufsichtspflicht der Stadt äußert
sie sich nicht. Dagegen hat sich Harald Wilken angeboten, den
Stadtverordneten die Lage vorzutragen. Qualifizierter Ersatz,
sagt er, ist das Mindeste, was zu leisten bleibt. Bei jedem Straßenbaum
werde das so gehandhabt.
Hierzu Kommentar
|
Unverantwortlicher Kahlschlag
in den Rieselfeldern vor Cottbus. Die BVVG hat die Grünschutzflächen,
vor gut 40 Jahren aufgebaut zum ökologischen Ausgleich gegen
Tagebauöde, verkauft. Der Besitzer machte Hohlbäume
profitabel zu Brennholz und vernichtete rabiat Nistplätze
von einem Dutzend Fledermausarten, Waldkautz, Specht, Schellente,
Hohltaube, Wendehals, Kleiber und anderer Arten. Nachdem öffentlicher
Alarm in der Stadt unbeachtet verhallte, führte Harald Wilken
vom NABU jetzt Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch
an den Ort des Frevels. Sie zeigte sich bestürzt Foto:
Hnr.
|