Cantori
Cantorum - Dem Kantor aller Kantoren, so heißt es
in der schlichten Inschrift in der Kirche von Groß Breesen,
wo Johann Crüger am 9. April 1598 das Licht der Welt als
Sohn eines Gastwirtes erblickte. In Horst Seegers Musiklexikon
heißt es: Johann Crüger, einer der größten
Melodienschöpfer der evangelischen Kirche nach Martin Luther.
Hervorzuheben sind seine erbaulichen Gesänge auf Texte Paul
Gerhardts, Johann Heermanns und Johann Francks. Die wichtigste
seiner Liedveröffentlichungen ist Newes vollkömliches
Gesangbuch Augspurgischer Confession, 1640, das in mehr
als 40 Auflagen erschien.
Da die Voraussetzungen erfolgsgekrönter musikalischer Tätigkeit
in der Heimat nicht gegeben waren, führte ihn der Weg nach
der Gubener Lateinschule über Schlesien, Österreich,
Ungarn und Mähren nach Regensburg und Wittenberg, wo sich
Möglichkeiten des Studiums und Karriere boten. Mit 24 Jahren
wurde er in die bedeutendste Position Berlins, in das Kantorat
an der Nicolai-Kirche, berufen, mit der eine Lehrtätigkeit
am berühmten Grauen Kloster verbunden war. Mit der Aufgabe
fällt nach dem Urteil von D. Sasse die höchste
Blüte des Schul- und Kirchengesanges in Berlin zwischen Reformation
und Aufklärung zusammen.
Der Liedkanon des neuesten Evangelischen Gesangbuches von 2000
enthält 18 Choräle und Melodiefassungen von Johann Crüger,
darunter Fröhlich soll mein Herze springen, Schmücke
dich, o liebe Seele, Nun danket alle Gott und
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist des Menschen
Leben. Mit Weisen nach Texten Johann Francks war Johann
Crüger nach 1653 der einzige Vertoner von Gedichten des Bürgermeisters
seiner Heimatstadt in jener Zeit. Johann Crüger starb am
23. Februar 1662 und wurde in der Nicolaikirche bestattet.
Während ein Crüger-Biograf über das Wirken des
Groß Breeseners in Berlin schrieb, dass er in seinem
Stande als Kantor an der St. Nicolai ein kräftiges Werkzeug
zur Verbreitung des Namens des Herrn gewesen sei, tut sich
seine Heimatstadt im Wuchern mit dem Image des großen Meisters
schwer. Zwar ehrt ihn in seiner Heimatkirche eine Gedenktafel
mit der Inschrift Cantori Cantorum / Johann Crüger
1598 - 1662 in memoriam / Groß Breesen, den 15. April 1929
sowie die Gubener Musikschule, die seit 1998 seinen Namen trägt,
doch damit ist es auch schon getan. Nach dem Abriss der gesamten
Häuserzeile und der Tilgung der nach der Wende nach ihm benannten
Johann-Crüger-Straße in der Obersprucke aus dem Stadtplan,
erscheint es überfällig, mit der Stiftung einer Marmortafel
auch an der Klosterkirche als wichtigen Beitrag zum Grünen
Pfad, in- und ausländische Touristen auf das hervorragende
Wirken und Schaffen des Groß Breesener Kirchenkomponisten
Johann Crüger und des Gubener Poeten Johann Franck hinzuweisen.
Umso erfreulicher ist die Tatsache zu werten, dass mit dem Kantor
und Komponisten Hansjürgen Vorrath die jahrhundertelange
Pflege sakraler Musik in unserer Heimatstadt zielstrebig und kraftspendend
fortgeführt wird. Adolf Auga
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Johann Crüger auf
einem Titelblatt der Praxis Pietatis Melica aus dem
Jahre 1721
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