Cottbus
(h). Spremberg bleibt um den Umgang mit seinem
berühmtesten Sohn zerstritten. Der Brotbäcker, Brecht-Schüler
und Laden-Dichter wird im Sommer hundert. Dass er bei einer der
SS unterstellten Schutzpolizei-Staffel dem Nazi-Staat diente und
später als Sekretär des Schriftstellerverbandes mit
der Staatssicherheit zusammenarbeitete und beides nicht öffentlich
bekanntgab, verübeln ihm manche Spremberger. Einige nutzen
die Gelegenheit, gleich Rundumschläge zu verteilen. Sie sollten
Strittmatter lesen.
Den bedeutenden Erzähler ehrt Cottbus mit einer weiteren
Uraufführung im Theater, auch andernorts wird sein Werk diesen
Sommer ins Blickfeld rücken, sicher auch an Lebensorten wie
Berlin, Saalfeld, Cottbus-Kahren, Schulzenhof-Dollgow und natürlich
Bohsdorf.
Pro Spremberg äußert sich
Zum
Umgang mit dem Ehrenbürger hat sich jetzt der Verein Pro
Spremberg geäußert. In einem gestern verbreiteten Papier
heißt es: Unser Spremberg - die Lausitzer Heide einbezogen
- hat Strittmatter, einen der bedeutendsten Erzähler deutscher
Nachkriegsliteratur, geprägt. Das spürt jeder Leser
in Strittmatters gesamten, in viele Sprachen übersetzten
Werk. Die hundert millionenfach gelesenen, tief berührenden
Texte wirken jetzt und in ferner Zukunft immer auf die Vaterstadt
des Laden- und Wundertäter-Dichters zurück. Wer aus
der Welt, wissend um Strittmatters meisterhafte Erzählkunst,
nach Spremberg kommt, will hier Strittmatter finden.
Weiter meint Pro Spremberg: Die Diskussion, die uns teils
erfreut, teils erschreckt, trägt dazu bei, dass alle Spremberger
viel über unseren Dichter wissen oder wissen wollen. Wir
sollten uns mit dem Erzähler und seinen so unterschiedlichen
Zeitepochen auseinandersetzen. Wir halten aber den Glauben einiger
Diskutanten, bei ihrer Suche Menschen ohne Fehl und Tadel zu finden,
für naiv. Die gibt es in Spremberg nicht.
Ein Denkmal fassen auch die Pro Spremberger - wohl aus Kostengründen
- nicht ins Auge. Aber sie kommen zu dem Schluss: Wer 100
Jahre alt ist und sich nicht schwerster Verbrechen schuldig gemacht
hat, soll anständig geehrt werden. Wer Ruhm auf die Stadt
brachte, erst recht. Wir wollen, dass Sprembergs Ehrenbürger
gewürdigt wird. Wir sind stolz auf diesen Dichter und sein
Werk.
Nach aktueller Lage überlässt die Stadtverwaltung die
Vorbereitung einer angemessenen Strittmatter-Ehrung dem Literarischen
Verein, hat aber zumindest finanzielle Beihilfe nicht ausgeschlossen.
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Wenn schon nicht auf
dem richtigen, so könnte das Denkmal für den bedeutendsten
Sohn und Ehrenbürger der Stadt doch wenigstens auf dem wunderschönen
Kleinen Markt stehen. Die Spremberger Herzen sind ums Dichterlos
zerstritten. Statt einer Lösung für alle muss es am
Ende einen Kompromiss geben. Platz ist genug dafür... Montage:
CGA-Verlag
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