Cottbus
(Hnr.) Es gibt, wie erwartet, keine Komplimente: Optimistische
Erwartungen trafen nicht ein, die Hochschulen grenzen sich ab,
statt zu kooperieren, klares Forschungsprofil fehlt, Anspruch
und Realität fallen besonders bei der BTU auseinander. Von
unkritischer Selbstwahrnehmung ist gar die Rede in einem Gutachten,
an dem fünf Professoren, unterstützt von 30 weiteren
Experten, zwei Jahre arbeiteten. Dr. Martina Münch, damals
Brandenburgs Wissenschaftsministerin, hatte das Gremium beauftragt,
die südbrandenburgische Hochschullandschaft ergebnisoffen
zu analysieren.
Ein Wirtschaftsfaktor
Immerhin: Der Aufbau beider Hochschulen habe nicht nur enorme
Mittel von Land, Bund und EU verschlungen. Infrastruktur, Ausstattung,
Labore und Werkstätten seien beeindruckend. An beiden Hochschulen
sind jetzt über 10000 Studenten eingeschrieben, 33 Millionen
Euro Drittmittel sind 2009 eingeworben worden. Die Hochschulen
sind zum eigenständigen Wirtschaftsfaktor geworden,
heißt es.
Schwache Forschung
Hart fällt aber ins Gewicht: Insbesondere der BTU ist es
nicht gelungen, nenneswerte Forschungsstärke zu entwickeln
und sich zwischen den großen Schwestern in Berlin und Dresden
stark darzustellen.
Fakultäten ohne Profil
Die Kommission, die unter Leitung von Prof Dr. Dr. h.c. Rolf Emmermann,
Vorsitzender des Landeshochschulrats Brandenburg, arbeitete, geht
in Fakultäten-Details. Sie werden sehr unterschiedlich bewertet.
Während Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik (BTU,
Fakultät 1) kein eigenständiges Profil hat
und kritischer Recherche nicht standhält, erkennen die Experten
Fakultät 2 (Architektur, Bauingenieure und Stadtplanung)
als Leuchtturm. Die Lehrstühle sind hervorragend aufgestellt.
In Fakultät 3 (Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen)
spreizt sich der Befund: 20 Lehrstühle gibt es hier; nur
drei
erwirtschaften die Hälfte der Drittmittel, neun treten erst
gar nicht in Erscheinung.
Ähnlich heterogen ist die Situation der Hochschule, wo besonders
das Fachgebiet Biotechnologie mit unversitärem Niveau
herausgehoben wird.
Strukturvorschlag
Die Hochschulen müssen ihre Kooperation deutlich ausbauen,
heißt das Fazit der Kommission. Beide Hochschulen sollen
mit je drei eigenen Fakultäten fortbestehen, zwei weitere
(Architektur/Bauingenieur und Betriebswirtschaft/Wirtschaftingenieur)
sollen übergreifend wirken. Dazu kommen drei gemeinsame Einrichtungen:
ein Weiterbildungszentrum, ein Doktorandenkolleg und das Zentrum
für Studienangelegenheiten.
Fakultätsübergreifende Konzentration auf Energie und
Umwelt sei die Lausitzer Chance.
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Festakt zum 20. Jubiläum
der BTU im Jahr 2011 mit Gründungsrektor Prof. Günther
Spur, Ministerin Martina Münch, Heinz Riesenhuber, Bundesforschungsminister
i.R., Präsident Prof. Walter Zimmerli, Ministerin Sabine
Kunst und weiteren Persönlichkeiten in der ersten Reihe:
fehlender Wille zur Kooperation, teils unkritische Selbstwahrnehmung...
Foto:
CGA
Hochschule Lausitz, Konstrukteure des schwimmenden Betonbaggers
Kohlebeißer: Studium mit viel Spieltrieb. Fehlende
Kooperationsbereitschaft mit der BTU Cottbus
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