Region.
Liberales Beben in Berlin prägte den politischen Advent.
Geht die Arbeit trotzdem weiter? Wir sprachen mit Prof. Martin
Neumann.
Sie sind eine Halbzeit lang in der Bundestagsfraktion, haben
aber eine volle Legislaturperiode Regierungserfahrung aus dem
Landtag (Brandenburg-Ampel ab 90). Was sagen Sie zur Personalie
Lindner?
Prof. NEUMANN: Ich war betroffen, dass er als FDP-Generalsekretär
aufgibt. Er war und ist mir guter Partner in einer Bildungspolitik
ohne Länderegoismen. Wir sind auf einer Welle. Im Parteipräsidium
war er der Mann der Hochschulen.
Weiß eine Fraktion vorher von solchen (Rück-)Schritten?
Nein. Ich hätte das nicht geglaubt, wenn es nicht als seriöse
Agenturmeldung auf dem Schirm gestanden hätte.
Wohin treibt die FDP jetzt?
Sie treibt nicht. Wir brauchen Ruhe im System. Rösler hat
einen anderen Führungsstil, der, glaube ich, übertriebenem
Erfolgsdruck ausgesetzt wird. Wir haben doch jetzt etwas, was
andere erst noch tun müssen: Der Mitgliederentscheid war
Basisdiskussion auf hohem Niveau. Ich sehe uns in der Finanz-
und Europapolitik als die Partei der Mahner. Wir wollen, dass
Verträge auch erfüllt werden.
Apropos erfüllt: Glauben Sie, dass die christlich-liberale
Koalition den Wählern noch mehrheitlich gefällt?
Ja, unbedingt. Deutschland hatte mit dieser Regierung eine gute
Zeit. Arbeitsplätze, Wachstum, Staatsfinanzen - in den drei
Kerngrößen stehen wir deutlich besser da, als in Koalitionen
vor dieser. Übrigens sogar für mehr Gerechtigkeit bei
Hartz IV - nicht unser Kernthema - haben wir uns gekümmert.
Wir haben die Brücken zur Erwerbstätigkeit wieder verbessert.
Ihr Kernthema ist Bildung vom Kindergarten bis zur Exzellenz-Initiative.
Ein weit gespannter Bogen.
Das liegt in der Sache. Bildung beginnt sehr früh und gelingt
am Besten, wenn die Familie und das ganze Umfeld einbezogen wird.
Deshalb übernehme ich im Spree-Neiße-Kreis und in Cottbus
die Schirmherrschaft für das Projekt Haus der kleinen
Forscher. Das ist ein Projekt der Helmholtz - Gemeinschaft.
Naturwissenschaften ab fünf. Das macht nicht nur den Kindern
Spaß und wirkt nachhaltig. Da wollen wir was aufbauen.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos)
hat jetzt die Lausitzer Hochschulen auf Energieforschung festgelegt.
Ist das gut?
Darüber haben wir gesprochen, diese Orientierung ist wirklich
gut. Erinnern Sie sich an die Übergabe von 1,8 Mio €
für Forschung an die BTU Cottbus Anfang 2011 (der Märkische
Bote berichtete). Ich engagiere mich weiter intensiv für
ein außeruniversitäres Forschungsinstitut mit Bundesbeteiligung
in Cottbus. Aber der Weg ist anders herum.
Wie?
Erst wenn lange, exzellente Forschung läuft, Qualität
und Quantität am Standort von unten wachsen, gibt es auch
Geld oder große Ansiedlungen. Wir müssen hier, das
ist der Sinn von Frau Kunst, in den Themen Energie und Umwelt
mehr machen. Und zwar zügig. 2017 laufen die jetzigen Exzellenz-Initiativen
aus. Dann wird neu verteilt. Hoffentlich zu uns.
Klingt logisch. Aber Brandenburg steht in der Hochschulfinanzierung
an letzter Stelle. Sind wir konkurrenzfähig?
Wir haben den Standortvorteil. Energie ist eine große Chance.
Ich denke an Kooperationsmodelle zwischen der BTU und
der Hochschule. Außeruniversitäres Engagement und Wirtschaft
können zusammen viel erreichen.
Für neue Wege begeistern Sie sich. Sie sind auch ein
Mann fürs Deutschlandstipendium. Was gefällt
Ihnen daran?
Da ist das Land Brandenburg bundesweit an vorderer Stelle. Das
geht so: Jemand, der das kann, gibt der Uni oder der Hochschule
für einen Studierenden 150 E pro Monat, dann legt der Bund
150 E drauf. Macht 300 E Stipendium. Der Spender investiert also
1800 E im Jahr. Eine tolle Sache für einen jungen Menschen,
der sich nun voll sein Studium widmen kann. Und auch eine tolle
Sache im Sinne bürgerschaftlichen Engagements. Ich hoffe,
dass sich damit eine neue Stipendienkultur in Deutschland entwickelt.
Danke für gute Nachrichten.
Es fragte Jürgen Heinrich
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Bundestagsabgeordneter
Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann ist die Brandenburger Stimme in
der 93 Mitglieder starken FDP-Bundestagsfraktion. Der aktive Hochschullehrer
in Magdeburg ist Fachmann für technische Gebäudeausrüstung.
Er gehört dem Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung
und Technikfolgeabschätzung an. Aus seinem Hobby rührt
ein wichtiges Ehrenamt: Er ist Präsident des Landesblasmusikverbandes
Brandenburg e.V. Foto:
J. Heinrich
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