Vom
Zauber der Heiligen Nacht
Leser schreiben über Erlebnisse und Gefühle zu Weihnachten
Leser erzählen ihre Tannenbaum-Geschichten.
Sie lassen uns teilhaben an erlebtem Zauber der Lichter zur Heiligen
Nacht. Für alle veröffentlichten Geschichten bedanken
wir uns mit einem Geschenk. Alle Einsender nehmen teil an der
Auslosung unserer diesjährigen Weihnachtsmann-Überraschung
am Heiligen Abend.
Ein Zauber von Feenhaar
Aufgeschrieben von Hans-Joachim Klaua,
Dissen-Striesow, Briesener Weg
Nie, wirklich nie, werde ich ein Weihnachtsfest meiner
Kindheit vergessen. Ich muss wohl sieben gewesen sein. Es war
jedenfalls noch vor dem Krieg. Wider besseren Wissens unterstützte
ich die Geschichten meiner Eltern vom Weihnachtsmann, indem ich
ihnen das Gefühl gab, noch an den Alten Mann mit dem schneeweißen
Rauschebart zu glauben. Heute muss ich mir als alter Mann eingestehen,
dass das nur zu meinem Vorteil war und die Adventszeit verschönerte.
Kann ich den Kindern heutzutage nur empfehlen. Es ist jedenfalls
besser, als den Allwissenden zu spielen.
Früher wollten die letzten Tage vor dem Fest einfach nicht
vergehen. Die Mutti sagte immer, die Tage wären zu kurz,
ich dagegen empfand genau das Gegenteil.
Endlich kam der 24.Wie später auch mein Sohn, bekam ich vor
lauter Aufregung Fieber. Ich aber bestand darauf, in der Wohnküche
auf unserer Chaiselongue liegen zu dürfen. Hier war ich näher
am seit einigen Tagen verschlossenem Wohnzimmer. Gegen den Schlaf
ankämpfend, blieb ich unter Spannung. Den Wachhaltekampf
muss ich verloren haben, denn gegen Mitternacht weckte mich meine
Mutter: der Weihnachtsmann sei schon hier gewesen. Was ich sah,
übertraf jedes Märchen. Meine Augen sahen nur den Baum.
Er war geschmückt mit Kugeln, Lametta und richtigen Kerzen
und - das war der Clou - mit Feen- oder Engelshaar umhüllt.
Durch das Feenhaar vervielfachten sich Kerzenschein und das Glitzern
der Kugeln. Ich konnte mich nicht von der Schönheit losreißen.
Hier hatte der Weihnachtsmann sein Meisterstück abgeliefert.
Als Vater und Opa gab und gebe ich mir beim Anputzen des Weihnachtsbaumes
immer große Mühe, doch mehr als ein Gesellenstück
ist es nie geworden. Ich bin für jenen Märchentannenbaum
immer noch dem
, meinem Vater dankbar.
Das war unsere Fernsehdekoration
Es erinnert sich Gudrun Henn aus der
Bautzener Straße in Cottbus
Von ihrem Baum erzählt Gudrun Henn, Cottbus:
Mitte der 1980er Jahre war ich vor Weihnachten krank und konnte
das Haus nicht verlassen. Meine Töchter waren 10 und 14 Jahre
alt. Sie hatten bei Besorgungen schon Raffinesse bewiesen: Mama,
wir haben uns in der Kaufhalle getrennt und getan, als ob wir
uns nicht kennen. Jetzt haben wir zwei Kilo Apfelsinen.
Damals gabs Apfelsinen nicht im 10-Liter-Eimer. Jedem Kunden
stand ein Kilo zu, und wenn die Lieferung verkauft war, gab es
keine mehr.
Meine Mädchen stellten nun mit Bedauern fest, dass wir keinen
Weihnachtsbaum hatten. Ich sagte: Ihr müsst Euch selbst
darum kümmern. Sonst wird es wohl in diesem Jahr keinen Baum
geben.
So zogen sie zum Haus der Jugend (Glad House). Auf
dem Hof wurden Bäume verkauft. Kiefer oder Fichte. Einen
Tag vor Heiligabend war da nur noch ein letzter Rest. Schnur zum
Zusammenbinden und eine Zeitung zum Umwickeln des harzigen Stammendes
hatten die Kinder mit. Bindemaschinen gabs damals noch nicht.
Zu Hause jammerten sie herum, dass der Baum hässlich sei.
Aber ich sagte: Geschmückt ist jeder Baum schön
und besah mir das gute Stück. Nun, es war wirklich
eine Krücke. Aber ich sah es praktisch: Auf der einen Seite
hatte er stummelhafte Zweige. So passt er in die Ecke am
Fenster, ohne dass wir schneiden müssen. Die andere
Seite zierte ein ausladender Zweig, der in den Raum ragte. Mit
Kugeln und Lametta machte der Baum eine gute Figur. Ich fand:
Jetzt sieht er aus wie die Weihnachtsdekoration im Fernsehen.
Als wir am Weihnachtsabend das Fernsehen einschalteten, um uns
von berühmten Knabenchören besingen zu lassen, saß
die Ansagerin vor einem prächtig geschmückten, ausladenden
Zweig. Wir sahen es und mussten lachen.
Am nächsten Tag bei Oma und Opa berichtete meine kleine Tochter:
Unser Weihnachtsbaum sieht aus wie die Deko im Fernsehen,
und wir haben ihn ganz alleine gekauft!
Gereimte Gedanken zum Fest
Ihrer Bitte folgend,
den Lesern Weihnachtsgeschichten zu erzählen, sende ich Ihnen
meine eigenen, etwas kritischen Gedanken zur Weihnachtszeit:
Und würden uns noch tausend Hoffnungsträger gesandt,
es würde sich nichts ändern in diesem Land,
wo nicht Gott, sondern Mammon die Welt regiert
und die Humanität zu Eis gefriert.
Doch wer will schon das Fest vermiesen!
Lasst uns lieber froh die Weihnacht genießen.
Das wunderschöne Tannenbaumgedicht hat mein Sohn Falk Leckebusch
aus Forst, Forsterweg, für mich geschrieben und ich glaube,
Ihre Leser würden sich auch darüber freuen:
Ich
weiß, ich war ein Tannenbaum!
Von meinen Wurzeln abgehaun,
die mich im Wald gedeihen ließen,
Statt dort im Safte froh zu sprießen,
steh ich, in einen Fuß gepresst
alljährlich da zum Weihnachtsfest.
Jedes Leben braucht das Licht,
ohne Licht gedeiht es nicht.
So war es auch der Brauch der Kelten,
die durch Licht die Welt erhellten,
der Menschen Herzen, weit und breit
in winterdunkler Jahreszeit.
War es einst der Kelten Brauch,
tun es nun die Christen auch.
Seit Bethlehems geweihter Nacht,
als Christus ward zur Welt gebracht,
Erleuchtung bringend und viel Licht.
Ein Fest der Freud und Zuversicht.
Geschmückt mit güldenem Geschmeide,
als Weihnachtsbaum im Weihnachtskleide,
an meinen Zweigen tragend Kerzen,
zu erwärmen eure Herzen,
verbreitend
Licht und Helligkeit,
wünsch ich nun Frohe Weihnachtszeit.
Ich danke für Ihre Heimatzeitung, die wir mit Interesse lesen,
vor allem Damals war´s. Eine schöne Weihnachtszeit
und freundliche Grüße,
Helga Waldmann (87 Jahre)
Der Weihnachtsmann und sein Engel
Von ihrer wundersamen Verwandlung
erzählt Eva Tiele aus Cottbus
Es ist 25 Jahre her. Mein Mann wollte für seine Mitarbeiter
den Weihnachtsmann spielen. Ich unterstützte ihn bei solchen
Anlässen immer gern. Aber lange vorher kam der 11.11.
die Narrenzeit. Wir saßen konzentriert in einer Arbeitsbesprechung,
als sich die Tür öffnete und eine Hexe,
in einer wendischen Tracht, hereinpolterte. Keiner erriet wer
unter der Maske steckte. Ich aber hatte DEN Einfall.
Ich bat die Kollegin, die immer derartige Einfälle hatte,
mir ihr Kostüm zu borgen. Ich besorgte mir außerdem
Schuhe und Handschuhe vom Gartennachbarn und war damit restlos
getarnt. Meinem Mann versprach ich, dem Weihnachtsmann einen Engel
zur Seite zu stellen. Er hatte Bedenken, vor allem wegen der Flügel.
Keine Sorge, beruhigte ich ihn.
Er zog also sein Weihnachtskostüm über und nahm einen
großen Schlitten für die Päckchen. Ich erklärte
ihm, durch welche Tür der Engel käme. Ich hatte meinen
Haustag genommen. Alle Sachen lagen bereit. Der Hexenkopf im großen
hohen, die schwere Tracht in einen flachen Karton. Er holte mich
ab und ich ermahnte ihn immer wieder zur Vorsicht mit den
Engelsflügeln.
Vor Ort verzog sich jeder in ein Zimmer, um sich umzuziehen. Ich
hatte eine Hilfe dabei und wir konnten uns bei dem Gedanken an
den Engel vor Lachen kaum einkriegen. Unter der Maske
war es eng. Der Weihnachtsmann draußen war ungeduldig, schaute
zur vereinbarten Tür. Doch plötzlich trat aus der entgegen
liegenden eine Hexe in den Saal!
Wer pfuscht uns da ins Handwerk? dachte mein Mann. Er schaute
erschrocken. Seine Blicke tasteten die Schuhe und die Hände
ab. Nichts Bekanntes. Er fasste sich und knurrte: Dann muss
die Hexe eben mein Engel sein Er hatte für all seine
Leute einen Spruch. Die Hexe die jeden kannte (wieso eigentlich?)
brachte die Päckchen zum Platz. Alle waren begeistert und
forderten für den Weihnachtsmann und seine Hexe ein Tänzchen.
Da merkte der Weihnachtsmann, wer sein Engel war,
denn wir tanzten immer leidenschaftlich gern.
Der
gestohlene Weihnachtsbaum
Aufgeschrieben von Ingrid Lorenz, Parzellenstraße in
Cottbus
Wenn
es auch in den Kriegs- und Nachkriegsjahren schwierig war, einen
Tannenbaum zu bekommen, so hatten wir doch jedes Jahr einen geschmückten
Weihnachtsbaum.
Vati ging einige Tage vor Heiligabend los und erstand irgendwo
in der Stadt einen Baum. Nicht immer waren es gut gewachsene Fichten,
aber geputzt sahen sie immer schön aus. Bis auf ein Jahr
vielleicht 1948. Da kam alles anders.
Vati brachte einen hübschen, dicht gewachsenen Baum heim.
Wie stets wurde er geschnürt und kopfüber aus dem Badfenster
gehängt. Heiligabend kam Mutti morgens ins Zimmer: Kinder,
der Christbaum ist geklaut! Wir sprangen erschrocken aus
den Betten. Tatsächlich war die Schnur durchgeschnitten.
Was nun?
Weihnachten ohne Christbaum? Das ging nicht. Vati lief also nochmals
alle Plätze ab, wo Bäume verkauft wurden, aber nirgends
gab es noch einen. Schließlich hatte er doch Erfolg und
fand noch ein elendes Bäumchen, das ob seiner Hässlichkeit
keinen Abnehmer gefunden hatte. Aber besser als gar kein Baum
war er allemal. Nun wurde er in den Ständer geschraubt und
nach allen Seiten gedreht. Aber rundum nur spärliche Zweige
und wenig Nadeln! Nicht einmal dichtes Lametta konnte die lichten
Stellen kaschieren, und die Kerzen drehten sich ständig auf
den Zweigen nach unten. Das Bäumchen sah kläglich aus.
Aber wir Kinder freuten uns trotzdem. An einem der Feiertage kam
Tante Michen zu Besuch. Als sie herein schaute und den Baum sah,
brach sie in schallendes Lachen aus und brachte immer nur prustend
die Worte hervor mein, der Baum, und schon kam die
nächste Lachsalve. Das war so ansteckend, dass wir alle lachten
und uns lachend mit dem Anblick des Baumes ausgesöhnt haben.
Wenn normalerweise der Christbaum erst am Neujahrsmorgen abgeputzt,
zersägt und im Wohnzimmerofen verbrannt wurde, so musste
dieses Bäumchen schon am 27. Dezember diesen Weg gehen.
Die wackelnde Fichte
Von Vorweihnachten im Jahre 1946 erzählt Anni Anger (87)
aus der Cottbuser Brauhausbergstraße
Das Gerammel um Geschenke gab es nicht, was sollte man auch schenken
1946? Aber gefeiert wurde trotzdem, und Wünsche gab
es auch damals. So wollten die Mädchen und Jungen meiner
Klasse statt der letzten Deutschstunde im Jahr 1946 eine Weihnachtsfeier.
Kein Problem, sagte ich, aber woher den weihnachtlichen
Schmuck nehmen? Organisieren wir! meinten die
Kinder. Ein Bäumchen wurde heimlich aus dem Wald geholt,
Schmuck, einige Kerzenstummel und selbst Gebasteltes häufte
sich in einer Ecke des Klassenzimmers.
Die letzte Schulstunde vor dem Fest kam. Draußen war es
ungemütlich, aber drin ging es feierlich zu. Wir sangen,
hörten Weihnachtsgedichte und kleine Geschichten. Ein Mädchen
rezitierte. Eine Zeile lautete da wackelte die Fichte.
Unser Bäumchen nahm das wörtlich und kippte. Da ein
Baumständer fehlte, hatten die Kinder den Baum in einen Blumentopf
gesteckt. Ihm fehlte der Halt. Den fünf Kerzenstummeln gelang
es zum Glück nicht, einen Stubenbrand zu entfachen. Die kleinen
Flämmchen waren rasch gelöscht. Den Kindern blieb diese
letzte Unterrichtsstunde von 1946 im Gedächtnis.
Unsere Schule brannte nicht ab, sie fiel der Braunkohle zum Opfer.
Aber eine Schülerin von damals sandte mir viele Jahre lang
Grüße zum Weihnachtsfest. Auf ihren Karten stand immer
wieder: Ich denke noch oft an unsere 46er Weihnachtsfeier.
Mein innigster Wunsch
Brigitte Buder, Erfurter Straße in Cottbus
Weihnachten 1945. Draußen lag tiefer Schnee. Der Krieg war
zu Ende. Es gab keine Angst mehr vor Fliegeralarm und Bomben.
Es war das friedlichste und glücklichste Weihnachtsfest,
an das ich mich erinnere.
Meine Eltern hatten den Baum schon geschmückt. Das Reizvollste
war der zuckersüße Baumbehang aus Fondant, von dem
ich heimlich naschte. Die ganze Familie stand abends vorm Weihnachtsbaum
und sang: Oh Tannebaum, oh Tannebaum
Dann gab es die Bescherung, die bescheiden ausfiel. Wir waren
alle zufrieden und keiner stellte Ansprüche.
Ich war acht Jahre alt und meine allergrößte Freude
war, dass meine Schwester kurz vor Weihnachten geboren wurde.
Lange hatte ich mir eine Schwester gewünscht und nun war
mein innigster Wunsch erfüllt.
Da ich mit acht Jahren schon stricken konnte, hatte ich für
meine Schwester aus Wollresten bunte Söckchen gestrickt,
worüber sich meine Mutter sehr freute.
Dass ich in dem Alter schon stricken konnte, lag an der Umsiedlerin
in unserem Haus. Sie war Schneidermeisterin, hatte viel Zeit und
brachte mir das Stricken bei. Sie war für mich wie eine Oma.
Beim Weihnachtsfest unserer Familie war sie dabei. Es war mein
schönstes Weihnachtsfest, an das ich mich noch genau erinnern
kann.
Erzgebirgische
Schnitzerei und Drechselarbeiten nehmen viel Raum ein auf dem
Cottbuser Weihnachtsmarkt. Als Geschenk bereiten sie Freude und
bleiben Jahrzehnte in den Familien Hnr.
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Erinnerungen
älterer Leser berühren oft die unmittelbare Nachkriegszeit:
Endlich war Frieden! In der Sammlung, aus der wir Beispiele zeigen,
haben sich auch Karten von 1946 und 1947 erhalten. Es sind zweifarbig
gedruckte Holzschnitte auf grobem, grauen Karton. Ein Stern sendet
Hoffnung zu den Menschen in den Ruinen der Stadt... Aus
privater Cottbuser Sammlung
Der Weihnachtsmann musste nicht immer im roten Mantel kommen.
Auch braun, grün, dunkles Gelb und - wie hier - blau waren
beliebt. Nach der schwülstigen Grußmode der Kaiserzeit
wurden die Bilder in den 20er Jahren und später locker bis
witzig. Dieser Weihnachtsmann war samt Gehilfe in Siebenmeilenstiefeln
1933 unterwegs Aus privater Sammlung
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