KSpree-Neiße
(mk). Wie drücken sich Fünfjährige in Worten aus
und wie groß ist ihr Wortschatz? Das testen mit so genannten
Sprachstandstests derzeit Erzieherinnen an allen Kitas des Spree-Neiße-Kreises
und in Cottbus.
Vor einem Fragebogen sitzt auch die fünfjährige Karina-Sophie*
in der Spremberger Kita Kollerberg. Sie hat viele Fragen zu beantworten.
Was kann man alles essen?, Welche Kleidungsstücke kennst
du?, Welches Spielzeug kennst du?, will die Erzieherin Heidrun
Seidel von Karina-Sophie wissen.
Dann bekommt die Fünfjährige Sätze vorgelesen.
Satz eins lautet so: Das Pferd streichelt den Jungen.
Antwort des Mädchens: Der Junge putzt das Pferdchen.
Heidrun Seidel verzieht keine Miene und notiert das Ergebnis im
Test. So auch bei Satz zwei: Nun geht der Kind schlafen.
Antwort des Mädchens: Das ist richtig.
Nach dreißig Minuten und vielen weiteren Testfragen kann
Karina-Sophie den Raum verlassen. Heidrun Seidel zählt die
Punkte zusammen. Es wird knapp für das Mädchen. Mit
Apfel, Banane, Stulle, Brot, Gurke und Zucchini konnte es nur
sechs Lebensmittel nennen, die man essen kann. Zu wenig,
schätzt die Erzieherin ein, zumal Stulle und Brot als ein
Lebensmittel gewertet wird.
Je nach erreichten Punkten im Test wird entschieden, welches Kind
vor dem Besuch der
Schule eine Sprachförderung bekommen muss. Mit vier Jahren,
so die Spremberger Erzieherin, sollte ein Kind Wörter richtig
aussprechen können. Die Realität sieht anders aus. Die
Kinder sind sprachfaul geworden, ist Heidrun Seidels Berufserfahrung.
Sie nennt ein Beispiel. Im Garten spielt ein Kind und dann fragt
es: Kann ich Roller?. Während die Antwort nun
einfach Ja lauten könnte, muss die Antwort aber
etwa diese Gegenfrage sein: Was möchtest du denn mit
dem Roller?, erklärt die Erzieherin.
An die Adresse der Eltern gibt Heidrun Seidel den Rat, täglich
mit dem Kind eine halbe Stunde zu reden und Fragen wie Was
hast du heute im Kindergarten gemacht?, zu stellen. Nach
den Tests, die noch den Oktober über andauern, findet von
Januar bis März die Sprachförderung in den Kitas der
Region statt. *Name geändert
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