Steine
können schluchzen: Wir kleine drei Schwestern und Vater
haben geweint und gewacht bei Tag und bei Nacht... steht
da. Die Mutter Maria war knapp 29, als sie starb. Das war im Jahre
1919. Hinter Glas ist noch das Bild zu sehen. Gleich links, noch
vor den Tafeln für die 27 jung gefallenen Soldaten, steht
das Grabkreuz in Herzform auf dem Schmellwitzer Friedhof.
Der liegt versteckt am Waldesrand. Nur wenige werden ihn kennen.
Die Schmellwitzer Friedhofssiedlung, das sind einige Einfamilienhäuser,
ist durchs Doppelgleis des Straßenbahndepots vom Weltenlauf
abgeschnitten. Wo sich der Asphalt zu regelloser Splitfläche
in einen Waldweg verliert, endet auch diese Siedlung. Hier beginnt
der Friedhof. Schöner geht es fast nicht. Eisentor, Feldsteinsäulen,
schlichter Zaun, Lindenallee, ganz hinten ein herrlicher Bestand
alter Buchen und darunter die Kapelle. Mitten im eingezäunten
Areal eine große beräumte Fläche, am Rande ein
Müllcontainer, beladen mit Grabsockeln und Steinen. Ein Abbruchkommando
schafft entzaubernde Ordnung. Kein steinernes Schluchzen
mehr, kein knorriger Busch, kein Erinnern. So schrecklich kann
Schließung des Friedhofs aussehen.
Aber - zum Glück - noch betrifft das hier nur ein Stück
vom Ganzen. Der Schmellwitzer Friedhof bewahrt seine Würde
mit gepflegten Familienstellen und Einzelgräbern. Ein frischer
Hügel zeigt: Es wird noch bestattet hier.
Das Auflassen von Friedhöfen ist eine uralte Begleiterscheinung
urbanen Lebens. Der Cottbuser Oberkirchplatz war einst Friedhof,
neben dem Spremberger Turm befand sich einer. Der alte Ostfriedhof
in Sandow ist ein Park. Könnten so, nach mindestens 20-jährigem
Schutz des geweihten Ackers, die Friedfhöfe Schmellwitz und
Madlow in künftigen Jahrzehnten aussehen? Wenn sie denn wirklich
geschlossen werden sollten?
Nein, Friedhöfe sind keine zur freien Disposition stehenden
Immobilien. Sie sind unser Kulturgut. Wenn sich auch nicht alle
bewirtschaften lassen - wir sollten und müssen die Orte bewahren.
Damit uns die Ewigkeit nicht davon eilt...
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Er
hat viel, viel Gutes getan für die Cottbuser. Viereinhalb
Monate haben ihm zuletzt gefehlt an 100 Lebensjahren, und der
Orthopäde mit der Praxis in der Berliner Straße hat
fast bis zum Ende für seine Patienten gearbeitet. In der
schweren Zeit nach der Befreiung der Stadt war er einer der wenigen
Ärzte, die hier ausharrten und Not linderten. Dr. Steinhäusers
Grab liegt unter alten Weißbuchen auf dem Waldfriedhof des
Cottbuser Ortsteils Schmellwitz
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