Jörg
Gittler ist Vorstandsvorsitzender der BAHN-BKK
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Die von der CDU und CSU 1995 als eigenständige Säule
der gesetzlichen Sozialversicherung eingeführte Pflegeversicherung
hat sich bewährt. Davon geht die Expertenrunde am kommenden
Mittwoch im Linder-Hotel (18 Uhr) aus. Im Podium diskutiert der
Vorstands-Vorsitzende der BAHN-BKK, Hans-Jörg Gittler, mit
weiteren Fachleuten. Sie bewegen sich vor dem Hintergrund eines
Thesenpapiers der CDU. Kernaussage: Die Pflegeversicherung muss
auch in Zukunft eine verlässliche Absicherung des pflegebedingten
Mehraufwands im Alter bieten.
Weitere Denkansätze dazu:
Der Anteil älterer und die Zahl der alleinstehenden
Menschen nehmen zu. Folglich muss für Fälle der Pflegebedürftigkeit
solide und bezahlbare Vorsorge getroffen werden. Eine umfassende
Pflicht zur Absicherung von Pflegebedürftigkeit ist auch
in Zukunft unverzichtbar.
Alle Bemühungen um eine finanzielle Absicherung des
Pflegerisikos im Rahmen der Pflegeversicherung entbinden den Einzelnen
nicht von der Eigenverantwortung zur Gestaltung der Pflege.
In der vergangenen Legislaturperiode wurden sinnvolle Schritte
zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung beschlossen und Leistungsverbesserungen
erreicht. Dazu gehörten die Dynamisierung der Leistungsentgelte,
die Einführung eines Leistungsanspruches zur Betreuung von
Menschen mit Demenz, die Erhöhung ambulanter Leistungen,
die Einführung eines Rechtsanspruchs auf zehn Tage Pflegezeit
bei einem kurzfristig auftretenden Pflegefall, die sechsmonatige
unbezahlte, aber sozial abgesicherte Freistellung von der Arbeit
und der Abbau bürokratischer Auflagen.
In dieser Legislaturperiode müssen wir die Pflegeversicherung
weiter stärken. Unsere Gesellschaft verändert sich,
die Menschen werden älter, die Versorgung von Pflegebedürftigen
durch die Familie wird aus vielen Gründen schwieriger.
Altersdemenz steigt deutlich. Deren besondere Anforderungen
bedürfen einer entsprechenden Berücksichtigung auf der
Leistungsseite. Neue Wohnformen zwischen ambulant und stationär
müssen entwickelt und gefördert werden. Prävention
und Rehabilitation brauchen breite Unterstützung. Mit einem
neuen Pflegebegriff lassen sich die persönlichen Bedarfe
der Betroffenen besser abbilden.
Mitunter werden die Bedeutung, die Notwendigkeit und der
Wert der Pflege für die Gesellschaft unterschätzt. Aber
das Thema geht uns alle an - früher oder später. Für
höchstmögliche Qualität in der Pflege müssen
die Pflegeberufe weiterentwickelt und attraktiver werden. Dazu
gehört eine tarifgerechte Bezahlung, die beim Aushandeln
der Pflegesätze zu Grunde gelegt werden muss. Gute Pflegefachkräfte
werden niemals billig sein.
Es bedarf auch einer Reform der Ausbildung in der Pflege.
Bislang erfolgt sie in der Alten-, Kinderkranken- und Krankenpflege.
Ein neu geordnetes, einheitlichen Berufsbild sollte das Ziel sein.
Schließlich bleibt als Aufgabe die Finanzierung der
Mehrbelastungen durch demografischen Wandel. Jetzt sind in Deutschland
etwa 2,37 Mio. Menschen pflegebedürftig. Zwei Drittel werden
zu Hause versorgt. Die Zahl der Menschen, die 60 Jahre und älter
sind, wird bis 2030 von 21 auf über 28 Millionen steigen,
die Zahl der über 80-Jährigen auf 6,4 Mio. 3,5 Millionen
Menschen brauchen dann Pflege.
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Nahe
den schönen Cottbuser Parklandschaften werden sich zunehmend
Orte der Pflege konzentrieren Foto: CGA-Archiv
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