Cottbus
(h). Der Landtag hat Ferien. Abgeordneter Prof. Dr. Michael Schierack
(CDU) bleibt seiner Cottbuser Orthopädiepraxis trotzdem zu
seinen gewohnten parlamentarischen Zeiten fern. Ich muss
jetzt nicht zu Sitzungen und auch keine Vorlagen bearbeiten. Die
Zeit nutze ich operativ im Wahlkreis, sagt er.
Sommertour - das Wetter spielte sogar wieder mit am Dienstag.
In Sielow schaute sich der Landtagsabgeordnete in Begleitung seines
Büromitarbeiters Dr. Wolfgang Bialas, der als Stadtverordneter
und langjähriger früherer Ordnungsdezernent die Materie
bestens kennt, das Witai-Projekt der zweisprachigen Früherziehung
und die Hortsituation an. Verärgert sind die Sielower über
den schleppenden Straßenbau und die unangemessenen Gebühren
für die Friedhofshalle. Für Schierack wie Bialas keine
Neuigkeiten; sie hörten Argumente vor Ort, mit denen sie
ihren eigenen Argumenten in kommenden Debatten Nachdruck geben
können.
Nach kurzem Bürostopp war Kiekebusch Gesprächsort zu
Mittagszeit. Ortsbürgermeister (der Begriff ist gebräuchlicher
als Beirat) Christian Seddig wohnt direkt am Spreedamm.
Dessen Zustand bleibt trotz bedrohlicher Hochwassersituationen
unklar. Großbäume gefährden den Damm, sollten
gefällt werden, stehen aber noch. Wildwuchs gefährdet
Passanten. Eine eben in den Mühlengraben gleich nebenan gestürzte
Weide zersägt Anlieger Friedrich Buckow zu Brennholz. Selbsthilfe
und Ehrenamt funktionieren, sonst aber verrollt sich am Fluß
ein Knäuel von Bürokratie. Die Spree ist Grenze zweier
Wasserverbände, zahlreiche Obere und Untere Behörden
reden mit. Schierack: Eine völlig unaufgeräumte
Situation. Drei Fußminuten spreeab hört der Damm
einfach auf. Vor 100 Jahren klug gedacht - als Überflutungsfläche.
Dort stehen aber sei Jahrzehnten hübsche Bungalows des Luft-
und Waldbad-Vereins. Eine unbedingt schützenswerte Anlage,
sind sich der Ortsbürgermeister und der Landtagsabgeordnete
beim Blick über die gepflegten Anwesen einig. Beim letzten
Hochwasser gab es eine aufwändige Sandsackaktion. Normal
kann das nicht sein.
Christian Seddig und auch Lutz Stompler, Vorsitzender des Sportvereins,
sind stolz auf ihr besonderes Völkchen von Kiekebusch.
2003 ist der Ort, damals zum Amt Neuhausen zählend, eingemeindet
worden und hat sich schön entwickelt. Wir wollens
auch in die Hand nehmen, sagen beide über Alltagsaufgaben,
aber dem Ortsbeirat werde zu wenig freie Hand, auch in Geldangelegenheiten,
gelassen. Keinesfalls dürfe die Zahl der Gemeindearbeiter
reduziert werden. 15 gab es mal für 13 Ortsteile, jetzt sind
noch fünf da. Für kurzfristige Arbeiten kleineren Umfangs
sind sie unverzichtbar. Wir können den Bürgern
nicht jegliche Aufräumarbeit zumuten; sie leisten schon sehr
viel, findet Christian Seddig.
Natürlich wird auch das Straßenproblem angesprochen:
Wir finden nicht, dass der Kiekebuscher Weg von Madlow hier
rüber einen grundhaften Ausbau braucht. Ein ordentlicher
Geh- und Radweg, für den kein Baum abgesägt werden muss,
reicht vollkommen, gibt Lutz Stopper das allgemeine Bürgerempfinden
wider.
Prof. Schierack notiert. Auch nachmittags in Sandow hört
er vom Fleiß der Leute, von ihrem Stolz auf den Kietz und
von den Ärgernissen. Das einstige Kleine Spreewehr und die
gute alte Mentana sind Schandflecke. An der Wehrpromenade entwickelt
sich ein neues Bürgerzentrum und die Wildparker bei Energiespielen
ließen sich auf eine Parkfläche lenken, die durch Abriss
frei wurde.
Der Abgeordnete sortiert und erklärt: Das sind Anregungen
für die Fraktion hier in der Stadt, aber auch für mich
im Landtag. Eine ertragreiche Tour.
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Auf Sommertour auf dem Kiekebuscher Spreedamm: Landtagsabgeordneter
Prof. Michael Schierack (CDU), Ortsbürgermeister Christian
Sedding, Sportvereinschef Lutz Stompler und Stadtverordneter Dr.
Wolfgang Bialas (CDU), Mitarbeiter im Cottbuser Büro des
Landtagsabgordneten Foto:
J. Heinrich
Im
Überflutungsraum ungeschützt möglichem Hochwasser
ausgesetzt: die malerische Anlage des Luft- und Waldbad e.V. Sandsäcke
sind keine Dauerlösung
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