Cottbus.
Von Links bis Rechts, von Unternehmern wie von Kulturleuten,
von heimischen wie von unheimlichen Investoren, von Leuten verschiedenster
Konfessionen und sowieso verschiedener Regionen wurde und wird
bis heute eine Formel benutzt: Kleinschmidt war ein Glücksfall
für Cottbus. Sein Freund Dr. Josef Horntrich, damals Ärztlicher
Direktor im Carl-Thiem-Klinikum, beschrieb es in einer Laudatio
so: Das Schicksal geht nur einmal vorüber. Es verlangt
in diesem Falle die Entscheidung in Minutenschnelle. Sie sagten
ein bedeutungsvolles Ja... Der Ruf Wir sind
ein Volk war nicht mehr zu überhören..., vor Ort
galt es die alltäglichen Dinge zu tun: Die Ordnung in der
Stadt, die Versorgung der Bevölkerung, die Produktion in
den Betrieben zu sichern...
Das alles bewerkstelligte Waldemar Kleinschmidt, zuvor Stadtrat
für Finanzen aus der Ost-CDU, nach innen mit Strenge, nach
außen mit Charme. Ein Glücksfall.
Nein, geschont hat er sich nicht. Erst als die Öffentlichkeit
schon darüber sprach, dass er immer die gleiche Jacke trage,
nahm er sich Zeit, im konsument-Horten eine zweite
zu kaufen. Urlaub kannte er Jahre nicht. Ihm genügten die
Sonne über Cottbus und dann die BuGa, der Aufstieg des Fußballs.
Am 6. Dezember 1989 fiel - eben wegen dieses schnellen Ja
- die vorläufige Wahl auf Kleinschmidt. Er als
Optimist sah in der Gefahr eine Chance. Horntrich definiert: Freiheit
und Demokratie waren Maxime seiner inneren Überzeugung, gepaart
mit der Bereitschaft zu verantwortungsvollem Dienst an der Gesellschaft.
Ein Philantrop? Wohl auch. Vor allem aber ein Glücksfall.
Am 26. Mai 1990 folgte die geheime offizielle Wahl zum Stadtoberhaupt.
Mit 69 von 89 möglichen Stimmen - Kleinschmidt diktierte
der Presse: Das Ergebnis ist so, dass man darauf bauen kann.
Und schon begannen die Center-Debatten: Acht Projekte konkurrierten.
Hauen und Stechen im Wendesturm. Der neue OB geriet nach Grundstückverkäufen
in die Kritik. Es war erklärte Absicht, Handwerkern
Vorteile zu verschaffen, um Gewerbe zur fördern, erläuterte
er. Mutig. Ein Glücksfall.
Dickköpfig wie einst Paul Werner fürs Theater, rackerte
Kleinschmidt, noch immer in der Platte in Sachsendorf wohnend,
für die Bundesgartenschau. Und er träumte laut von kühner
Architektur für Cottbus: Etwas total Verrücktes
- dafür bin ich zu begeistern... Jetzt hatte er bereits
Pückler leitmotivisch vor Augen.
Die Bäume wuchsen im BuGa-Park und sogar auf dem BTU-Campus,
aber sie wuchsen politisch nicht in den Himmel.
Querelen aller Art wären nicht das Problem für Kleinschmidt
und Cottbus gewesen, aber die im Lande sowieso schwächelnde
CDU zerbrach nun auch in Cottbus. Der Löwe brüllte vor
leerem Haus, und Enttäuschung beugte den Fall nun ohne Glück.
Ein Zitat jener Zeit lautet: Ich habe nicht geglaubt, dass
Neid und Egoismus so schnell um sich greifen. Das sind schlechte
Begleiter. Ich wünsche mir stattdessen Toleranz, Solidarität,
gesamtstädtisches Denken.
Seine Ära als OB endete im Frühjahr 2002; der von ihm
vorgeschlagene Nachfolger scheiterte an fehlender Umsicht, die
Cottbuser Zustände wurden schon bald als mafiaähnlich
beschrieben. Kleinschmidt versuchte eine Flucht nach vorn, strebte
ein Bundestags-Direktmandat an und litt im Wahlkampfsommer 2002
ohne jeglichen Rückhalt. Für die bessere Finanzausstattung
der Kommunen wollte er in Berlin kämpfen. Als vormaliger
Präsident des Städtetages hätte er womöglich
Gehör gefunden.
Sein Blick auf die Dinge ist bis heute scharf, seine Begeisterung
für Cottbus ungebrochen. Montag wird er mitten in der Stadt,
im Lobedanhaus, feiern. Er gehört mitten in die Stadt. Er
bleibt für Cottbus ein Glücksfall. H.
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Am
Jahrestag ihrer Wahl (Mai 1990) treffen sie sich immer noch: Waldemar
Kleinschmidt mit Eberhard Sattler (Wirtschaftsdezernent), Dr.
Sabine Blume (Gesundheit/Soziales), Dr. Manfred Schneidenbach
Foto:
J. Heinrich
Um
seine Stadt wirkungsvoll ins Bild zu setzen, ließ Waldemar
Kleinschmidt keine Gelegenheit aus - vom Zirkus bis zum Musikantenstadl,
vom Planierraupenstand bis zum Tanz inmitten der Wendischen Trachten.
Auch dafür liebten ihn die Cottbuser Foto: CGA-Archiv
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