Cottbus.
Mit dieser Inszenierung, die kurz vor Spielzeitende zur Premiere
kam, leitet das Schauspiel über von der HEIMAT-Saison zu
einem FAMILIEN-Jahr. Nirgendwo sonst scheint der Schauspieldirektor
die tiefsten Abgründe der menschlichen Kreatur reiner zu
finden, als eben hier in seiner kleinsten Zelle, der Familie.
Die Weltliteratur gibt ihm tausendfach Recht, von der Boulewardpresse
ganz zu schweigen.
Büchners Fragment enthält jene Magie, die Männer
wie den feinsinnigen Regisseur Mario Holetzeck und den großen
Gesellschaftslästerer und genialen Ausstatter Lothar Scharsich
produktiv zusammenbringen. Ein neues, ein Holetzeck-Schasich-Stück
entsteht, ein nur scheinbar harmloses Spiel im Zirkus, das Woyzeck
und Marie heißt. Was die beiden mit sich und dieser
Welt in der Manege machen und was die Welt mit ihnen außerhalb
tut, ist drastisch, farbenprächtig, laut und in Bildern erzählt,
die über weite Stücke auch in Pantomime funktionieren.
Drastische Charaktere treffen sich frontal, herausfordernd, spöttisch,
verächtlich. Sie gehen so unsensibel miteinander um, als
sähen wir uns im Spiegel.
Im Mittelpunkt steht Woyzeck, dem Oliver Seidel die tragik-komische
Gestalt des Dummen August so anhängt, dass er als verlierender
Sieger hervorgeht. Die Liebe zu seiner Ballerina-Marie (Ariadne
Pabst), die er bewundert, bringt ihm keine Seligkeit. In diesem
Stück haben Engel schwarze Krähenflügel.
Berndt Stichler ist der Zirkusdirektor, dem das ganze System
entgleitet, Gunnar Golkwski der eher foppende Zauberer, Michael
Becker ein gockelhafter Dompteur. Johanna Emil Fülle schwillt
im Schaumstoffdress zur Stärksten Frau der Welt. Woyzecks
Sohn wird von Julian Böhm gegeben.
Frank und Dietrich Petzold schenken der Jahrmarktsszene musikalische
Klänge. Keine Farbe fehlt dieser Inszenierung. Sie entlässt
aber bedrückt.
Großes Theater, auf das wir neugierig bleiben können.
J.H.
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Was
kann er noch tun, der Mann am Balken? Die Bilder stellen vor allem
Fragen in Holetzecks Woyzeck-Fassung, ausgestattet
von Lothar Scharsich. Oliver Seidel gibt den dummen August (oben,
links liegend), Gunnar Golkowski ist der Zauberer M.K.
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