Cottbus (h). Mit einem Festakt leitete die BTU einen Reigen
von etwa 50 Veranstaltungen zu ihrem 20. Jubiläum ein. Im
leider nur zu einem Drittel besetzten Audimax hatten sich neben
einigen Vertretern aus Wirtschaft und öffentlichem Leben
der Stadt Cottbus vor allem Professoren und Mitarbeiter der Uni
eingefunden, um Grußworte und einen Festvortrag zu hören.
Den hielt etwas salopp Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Alterspräsident
des Bundestages. Der frühere Bundesforschungsminister mit
dem Markenzeichen einer Fliege unterm Kinn bezeichnete Druck in
Lehre und Forschung als normal: Ein entspannter Professor
in der Landschaft ist eine Gefahr für Deutschlands Zukunft.
Er räumte einige Fehler im Anfang, insbesondere im verpassten
Angleich der trägen Hochschullandschaft der alten Länder
an die Aufbruchstimmung des Ostens, ein. Ohne konkret zu werden,
nahm er Ausflucht: Bei der nächsten deutschen Einheit
machen wir das anders, gell.
An Prämissen des Beginnens erinnerte der damalige Ministerpräsident
Manfred Stolpe: Schon in den 1960er Jahren brachte mir Günter
Jacob (Generalsuperintendent in Cottbus, später Bischof,
J.H.) bei, Cottbus dürfe nicht das Aschenputtel von Potsdam
und Berlin werden. In diesem Sinne war die Gründung
der Technischen Universität wegweisend für die Region
Lausitz. Hinrich Enderlein, damals Wissenschaftsminister, hat
sich leidenschaftlich für diesen Weg eingesetzt (Stolpe:
...und dabei manchmal an mir gezweifelt, was ich ihm übel
nehme.) und wurde dafür jetzt zum Ehrensenator der
BTU ernannt.
Höhepunkt des Festaktes war die Verleihung des Dr. Meyer-Struckmann-Wissenschaftspreises,
der mit 15 000 Euro dotiert ist. Dr. Björn Hof aus Göttingen
erhielt ihn für die Erforschung von Fließhemmungen
in Röhren durch Verwirblungen (sogenannte Puffs, sprich:
Paff). Sie zu stören, bringt höchsten Nutzen bei Transporten
von Flüssigmedien von A nach B, zum Beispiel auch Zeitgewinn
bei Boxenstopp-Betankung im Formel I-Rennen.
BTU-Vizepräsident Prof. Dr. Matthias Koziol überreichte
den Preis für Lehre an ein Team des Moduls Konstruktive
Analyse eines Bestandsbauwerkes. In seinen Dankesworten
war Professor Lorenz sehr kritisch: Wissenschaftlichen Mitarbeitern
würden, nachdem sie gut eingearbeitet sind, Verträge
zu 75 Prozent angeboten - bei gleicher Leistungserwartung. Das
entspricht unzumutbarer Gehaltskürzung um 25 Prozent.
Erstklassiges wissenschaftliches Personal verlasse deshalb die
Uni, warf Lorenz insbesondere Wissenschaftministerin Prof. Sabine
Kunst in der Reihe der Ehrengäste vor. Außerhalb des
Audimax hatten auch Studenten gegen die Mittelkürzungen demonstriert.
Vor dem Festakt war auf dem Campus der Grundstein für ein
neues Rechenzentrum gelegt worden. Am Tag danach gaben Cottbuser
und Studenten und Mitarbeiter der BTU dem IKMZ-Hügel den
Namen Platz der Deutschen Einheit. Der Vorschlag, einem Platz
diesen Namen zu geben, kam von der Cottbuser Jungen Union. Oberbürgermeister
Frank Szymanski hatte schließlich den Vorschlag eingebracht,
diesen Ort auszuwählen, weil es ohne die deutsche Einheit
eine solche BTU nicht gäbe. Unmittelbar zuvor war ein Denkmal
aus Betonteilen der Berliner Mauer eingeweiht worden. Cottbuser
Materialforscher hatten den Stahlbeton wissenschaftlich untersucht
und waren auf die Idee gekommen, ein solches Zeitzeugnis zu gestalten.
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Am
Tag darauf erinnerten in gehobener Stimmung an Zeiten des wissenschaftlichen
Aufbruchs in Cottbus vor 20 Jahren: Prof. Heinz Riesenhuber, Alterspräsident
des Bundestages, damals Bundesforschungsminister, Manfred Stolpe,
damals Ministerpäsident, und
Ehrensenator Hinrich Enderlein, damals Wissenschaftsminister im
Land Brandenburg Foto: Heinrich
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