Guben.
Mit einem phänomenalen Kammermusikkonzert, das unter
dem Titel Perlen des Barock ausschließlich dieser
Kunstgattung galt, begannen die Freunde des Pfarrhauses am ersten
Maisamstag den diesjährigen Dorfkirchensommer.
Die Programmauswahl enthielt Werke des bedeutenden Vertreters
der sonata da chiesa (Kirchensonate) Antonio Caldera (1670-1736),
des Violinvirtuosen Johann Heinrich Schmelzer von Ehrenruef (um
1620-1680), des größten Tondichters des englischen
Hochbarocks Henry Purcell (1659-1695) sowie des führenden
norddeutschen Organisten Dietrich Buxtehude (1637-1707).
Im Fokus des Konzertes standen jedoch drei Musiken des gebürtigen
Magdeburgers Georg Philipp Telemann (1681-1767), der sich durch
die Fülle von Gelegenheitsstücken den Vorwurf eines
Vielschreibers gefallen lassen musste.
Zu einem echten Hochgenuss entpuppte sich die fantastische Deutung
der derb-komischen Burlesque de Quixotte G-Dur (TWV
55:G10) nach dem Weltroman des spanischen Autors Miguel de Cervantes
Saavedra (1547-1616), in dem das antiquierte ritterliche Heldentum
der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Wie das blendend aufgelegte Solistenensemble nach der Ouvertüre
mit atemholenden Generalpausen Don Quichotte aus dem Schlaf holt,
ihn im heftigen fortissimo zum Kampf mit den Windmühlen antreibt,
er in Seufzermotiven und Vorhalten seiner angebeteten, nur erträumten
Dulcinea gedenkt, sich sein galoppierendes Pferd Rosinante durch
Taktwechsel vom störrischen Esel seines Dieners Sancho Pansa
unterscheidet und ihn nach all den Abenteuern als gefoppten Knappen
zur nächtlichen Ruhe geleitet, verdient Extra-Lorbeeren.
Am Ende lang anhaltender Beifall für ein Konzert par excellence
mit Tobea Höfer & Johanna Berndt an den Violinen, Brunhilde
Berndt für ihr Spiel auf Violine und Bratsche, den Gambisten
Horst Krause, für Miriam Witulski am Kontrabass sowie Reinhard
Glende am Cembalo.
Adolf Auga
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