Cottbus.
Wagners großes Epos der Nibelungen brauchte drei Jahrzehnte,
um 1876 in Bayreuth im Festlicht des Opernglanzes zu erstehen.
In nur zehn Jahren will Martin Schüler das fast Unglaubliche
vollbringen, den Ring der Niebelungen in all seinen
vier Teilen auf die Cottbuser Bühne zu bringen. Der Kompromiss:
Das geschieht semiszenisch, womit sich Schüler aus den pedantisch
genauen Vorschriften befreit, die Großmeister Richard Wagner
(1813-1883) seinem Werk aufs Theater mitgibt: Im Hintergrund
regt es sich. FARNER, in der Gestalt eines ungeheuren eidechsenartigen
Schlangenwurms...durch eine bekleidete Maschine dargestellt...
- das kann (und will) eine Mehr-spartenbühne nicht leisten.
Und dennoch gelingt nach den großen Rheingold-
(unter GMD Petersen) und Walküre-Erfolgen auch
dieser Siegfried.
Das Orchester, in mitreißendem Temperament wieder von Evan
Christ geführt, nimmt auf der Bühne Platz und ganz nahe
davor laufen in gar nicht so sparsamer Kulisse (Ausstattung wie
beide Teile zuvor Gundula Martin) drei Aufzüge. Geradezu
kurzweilig der erste, die beiden folgenden eher zäh mit schönen
Einzelszenen.
Mit Peter Svensson hat Schüler einen Bilderbuch-Siegfried,
allerdings von verhaltener Beweglichkeit. Uwe Eikötter umspringt
ihn nervig als Mime, mit großem Bass herrscht Ingo Witzke
auch ohne Wurmmaschine bedrohlich. Nico Wouterse singt in schönem
Bariton den Wanderer, Andreas Jäpel besteht bravourös
als Alberich. Einen fröhlich-stimmstarken Waldvogel singt
und hüpft Sopranistin Cornelia Zink, die neu zum Ensemble
zählende Marlene Lichtenberg ist die Erda. Als Brünhilde
blieb aus der Cottbuser Walküre Sabine Paßow
im Ring-Projekt und lässt sich reizend wachküssen.
Das Premierenpublikum applaudierte rasend-begeistert und übertönte
vereinzelte Buhs. Nächster Siegfried-Tag ist
am 17. April, 16 Uhr. J. Heinrich
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Orchester
und Sängerdarsteller begegnen sich im Cottbuser semiszenischen
Siegfried auf der Bühne: hier Peter Stevensson
mit Horn als Siegfried, am Pult Generalmusikdirektor Evan Christ.
Regie führt Martin Schüler
Foto: Marlies Kross
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