Die
Luft kringelt sich blau vom Rauch der Wasserpfeifen. Auf kleinem
Podium im vollen Lokal singt ein Mann samtschwarz zur Gitarre
Gott schütze Bashar und Syria, mein liebes
Land; ein Drummer schlägt den Rhythmus, die Massen
johlen den Refrain, klatschen, kreischen. Frauen tanzen wild zwischen
Tischen, die von den Speisen fast zu bersten drohen. Über
die hoch montierten Flachbildschirm rennen derweil die Kicker
der englischen Liga, und wenn der Kellner umschaltet, kommen Bilder
von Protesten: Gott - Syria - Freiheit! wird skandiert.
Damaskus in diesen Tagen. Alles kommt dicht zusammen, die Zeiten,
die Ideen, die Hoffnungen und die Lust. Irgendwie scheint das
Normalität, sonst und auch jetzt, da der Tsunami der
Demokratie über Arabien schwappt, wie junge Syrer gedankenmalerisch
erklären. Im Süden gab es Schüsse, aber im Allgemeinen
ist das Preußen des Orients gastfreundlich gelassen
wie immer. Das deutsche Auswärtige Amt hat keinerlei Reisebedenken,
trotzdem ist Haida, deutschsprachiger Damaskusführer, niedergeschlagen:
Vier Gruppen, die sein Frühjahrsbrot waren, sind Montag abgesagt
worden. Da kommt nichts mehr, am 25. April endet die Saison.
Dann wirds heiß in Damaskus...
Heiß wahrscheinlich nur vom Wetter her. Bashar el-Assad,
Sohn des Löwen von Damaskus Hafiz el Assad, ist
geschickt genug, Zugeständnisse einzuräumen. Sein Volk
leidet vor allem unter dem Kontrast zwischen allgemeiner Armut
und massenhaftem Reichtum. Die wohlhabende Mitte gibt es kaum,
und die Völlerei der Allzusatten provoziert zunehmend junge
Muslime wie Christen und Konfessionslose. Die Religionen vertragen
sich - warum also sollte sich nicht das ganze Volk finden? Hier
in diesem Orient aus 1001 Nacht...
Friedliche Bilder vom Anfang dieser Woche sind Montag beim Reiseabend
im DoppelDeck zu sehen. Wer Lust auf Syrien hat, auf 6000 Jahre
Geschichte zu Fuß, und auf Süßes aus Damaskus,
der ist für 90 Minuten (Mo, ab 19.30 Uhr) richtig im Presse-Café
in der WernerPASSAGE. J. Heinrich
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Die Zitadelle (r.), erbaut gegen die Kreuzritter, wird das Nationalmuseum
der erblühenden Millionenstadt, die seit 6000 Jahren ununterbochen
bewohnt ist
Foto: Jürgen Heinrich
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