Cottbus
(J.H.) Massive Goldfunde wie den aus dem Jahre 1934 in Ströbitz
hat das Erdreich Dr. Günter Wetzel nie in die Hand gegeben.
Immerhin weiß der frühere Bezirksarchäologe und
spätere stellvertretende Direktor des Archäologischen
Landesmuseums Wünsdorf Bescheid über den Verbleib der
856,6 Gramm schweren Armreifen vom Ströbitzer Feldherrenhügel.
Der Fund war damals dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte
übergeben worden und galt seit 1945, wie andere dortige Goldschätze,
als Kriegsverlust. Lediglich Abgüsse erinnerten an den Schatz
von jener Stelle, wo sich heute etwa das Flugplatzmuseum ausbreitet.
Inzwischen ist der Goldfund im Moskauer Puschkinmuseum wieder
aufgetaucht, erzählte Dr. Wetzel am Montag den zahlreich
erschienenen Interessierten am DoppelDeck-Geschichtsstammtisch.
Dora Liersch, Vorsitzende des Cottbuser Heimatvereins, stellte
den stillen Erdarbeiter und international anerkannten Wissenschaftler
mit einer bemerkenswerten Publikation vor. Zusammen mit dem emeritierten
Frühgeschichts-Professor der Berliner Humboldt-Uni, Achim
Leube, versucht Wetzel eine personelle und sächliche Bilanz
der Archäologischen Forschung und Bodendenkmalpflege
in der Niederlausitz und angrenzenden Regionen.
Wer sich nicht von hunderten Namen Berufs- und Freizietgräber
schrecken lässt, findet eine spannende und zuletzt ertragreiche
Story. Sie beginnt bereits im 16. Jahrhundert mit Georgius Agricolas
ergrabenen Donnerkeilen und mündet in einem aktuellen
Fazit: Cottbus hat heute eine der größten kommunalen
archäologischen Sammlungen Ostdeutschlands. Selbst
wenn das knappe Kilo Gold der Römischen Kaiserzeit aus Ströbitz
(noch) nicht wieder zum Bestand gehört - ein dringend zu
aktivierender Schatz bleibt das Vorhandene allemal. Einige Cottbuser
Stücke sind in der Slawenburg in Raddusch zu sehen, aber
eine attraktive ständige archäologische Ausstellung
als erste Abteilung einer ebenfalls fehlenden ständigen Geschichtsausstellung
im Stadtmuseum scheint überfällig.
Neben Rudolf Virchow, Willibald Schulenburg und dem Gubener Anthropologen
Prof. Hugo Jentsch haben in der Männerdomäne
auch frühzeitig Frauen ihre Spuren hinterlassen. Vor dem
I. Weltkrieg war das die Museumskustodin Käte Rieken, vor
dem II. Krieg Liebetraut Rothert. Sie hatte Teile der Bestände
der Archäologischen Abteilung im Haus der ehemaligen Freimaurerloge
noch geordnet nach Briesen und Müschen evakuiert, doch mit
dem Bombenangriff auf Cottbus am 15. Februar 1945 verloren sich
die Spuren der Schatzkisten. Ins teils zerstörte Museum zogen
Flüchtlinge, übriges Archäologiegut wurde in einem
Bombentrichter im Garten verkippt.
In friedlichen Zeiten fuhren Niederlausitzer Archäologen
reiche Ernte ein. 16 Tagebaue waren zu betreuen, und in Cottbus
war viel in der Altstadt zu graben. Aber so Dr. Wetzel
im Kreise der Heimatgeschichtsfreunde, unser Anliegen ist
ja nicht, die Fundplätze auszugraben, sondern sie zu schützen,
archäologische Denkmalpflege zu betreiben. Moderne
Technik bis hin zur Geländeerfassung aus der Luft und EDV-Einsatz
schaffen neue Möglichkeiten, das Reich der Luttchen,
denen unsere Vorfahren die vielen irdenen Schüsseln und Töpfe
zuordneten, ungestört zu lassen.
Wetzel/Leube, Archäologische Forschung..., Regia-Verlag,
Broschur, 240 Seiten, zahlr. Abb., 12,00 Euro
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Der Cottbuser
Dr.Günter Wetzel war über vier Jahrzehnte leitender
Bodendenkmalpfleger der Niederlausitz. Ihn und sein Buch einer
Forschungsbilanz stellte Dora Liersch Montag am Cottbuser Geschichtsstammtisch
vor Hnr.
Die germanischen
Armringe aus massivem Gold, die 1934 beim Flugplatzbau am nördlichen
Ortsausgang von Ströbitz ausgegraben und damals dem Museum
für Vor- und Frühgeschichte in Berlin übergeben
wurden, sind jetzt mit anderen Berliner Goldschätzen im Moskauer
Puschkinmuseum wieder aufgetaucht Foto:
CGA-Archiv
Im Garten der
einstigen Loge in der Wernerstraße liegen Teile der verwüsteten
archäologischen Sammlung der Vorkriegszeit unter diesen Eichen.
Sie wurden zusammen mit Müll schubkarrenweise in einen Bombentrichter
geschüttet
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