Cottbus.
Auch gestern war von offizieller Polizeiseite nichts über
die Ursachen des Brandes an der historischen Webschule zu erfahren.
Das Landeskriminalamt erklärt: Wir unterstützen
die Ermittlung nur durch Sachverständige, die Leitung liegt
in Cottbuser Hand. Der hiesige Sprecher verweist auf eine
spätere Aussage der Staatsanwaltschaft. Gerüchte, dass
versucht wurde, mit eine Lötlampe Eiszapfen abzutauen, werden
von keiner Seite bestätigt. Unterdessen habe das Landesliegenschaftsamt
als Eigentümer eine Schuttberäumung beauftragt. Nach
dem voreiligen Giebelabriss könnte, falls die Arbeiten nicht
sachkundig überwacht werden, dadurch weiterer Schaden entstehen.
Voreiligen Abriss-Empfehlungen tritt inzwischen auch Oberbürgermeister
Frank Szymanski entgegen. Man müsse das Gutachten abwarten
und über eine spätere Nutzung nachdenken. Vor Weihnachten
habe er bereits ein Gespräch mit dem Finanzministerium über
die Zukunft der Immobilie nach der Aufgabe durch die Polizei Ende
2011 angestrebt.
Baudezernentin Marietta Tzschoppe folgt indes der Empfehlung des
Denkmalbeirats, die Erhaltung des Hauses zu prüfen. Die
Webschule gehört in unser Konzept der Standortentwicklung.
Die neueren Bauten der Polizei werden hingegen innerstädtischer
Wohnbebauung weichen.
Der neugotische Prachtbau ist als Höhere Fachschule für
Textilindustrie am 3. Juni 1898 geweiht worden. Er war, ausgehend
vom hohen Bedarf an leitendem Fachpersonal, eine private Investition
der vereinten Fabrikanten, mithin beispielgebendes Symbol des
Wirtschaftstandortes. Die Schule lehrte bis 1945.
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Die Ausbildungsstätte
der Textilelite über Jahrzehnte, genannt Webschule, ist am
Jahresende im Obergeschoss ausgebrannt. Das kleine Foto zeigt
Löscharbeiten. Der Erhalt des für die Stadtgeschichte
und die Identität der Region so bedeutenden Gebäudes
muss hohes Ziel aller Verantwortlichen in der Stadt und im Land
sein Fotos:
Heinrich, Heilmann
Die Königlich
Preußische Webschule mit ihrem typischen Staffelgiebel.
Er wurde voreilig von Löschkräften abgerissen
Foto: Sammlung Karl-Heinz Schlodder, Kolkwitz
Brockhaus-Luftbild
von der Höheren Webschule Cottbus. Zur Schule gehörten
Webhallen, in denen die neuesten Entwicklungen des weltführenden
sächsischen Textilmaschinenbaus von Cottbuser Textilingenieuren
erprobt und begutachtet wurden
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