Cottbus
(ha). Vom Computer aus in Berlin werden die Weichen, Schranken,
Signale in Cottbus gesteuert - das historische Stellwerk auf der
Gleisinsel hat seine Funktion verloren wie zwölf weitere
kleinere Stellwerke in der Stadt auch. Doch dieses 1903 erbaute
Zweckgebäude war damals technisch Vorreiter und eines der
größten in der Region. Zu sehen sind die elektromechanischen
Stellwerksanlagen, die 1956 die elektropneumatische Steuerung
ablösten, Schreibtische, Spinte, Kommunikationsanlagen,
Werkbänke - als würde morgen früh der Betrieb hier
regulär fortgesetzt. Absichtlich habe man alles so belassen,
falls es interessierte Nachnutzer gibt, informierte Hartmut Schirmer.
Der Leiter Planung und Steuerung der Deutschen Bahn in Cottbus
führte am Mittwoch gemeinsam mit Karsten Dobring, der die
Instandhaltung leitet, und Hartmut Donke, Bezirksleiter Betrieb
i.R., interessierte Cottbuser durch das Bahnhaus. Hoch sind die
Räume vor allem im Erdgeschoss, aber nicht sehr groß,
gute 40 Quadratmeter pro Etage, schätzt Hartmut Schirmer.
Ins Erdgeschoss gehts per eiserner Wendeltreppe, vorher
lachten die Besucher über die Klo-Kabinen mit Fußlüftung.
Alle Medien sind angeschlossen, man könnte gleich einziehen.
Die Ölheizung verursache den größten Posten, etwa
5?000 Euro habe die Bahn im Jahr für die warmen Büros
benötigt, heißt es auf Besucherfragen. Verdienen wolle
die Bahn am Gebäude aber nicht, nur Unterhaltskosten sollten
mit einer Miete oder Pacht gedeckt werden. Der Investitionsstau
halte sich in Grenzen, große Summen könne die Bahn
in das Gebäude jedoch nicht investieren. Es käme auf
den Nachnutzer an, so Hartmut Schirmer. Schwierig sei der einzige
Zugang über die Brücke, der Notausgang im Erdgeschoss
führt auf die Gleisinsel. Eile habe die Bahn nicht, aber
die Nutzersuche laufe auf Hochtouren, so der Bahnplaner.
Sondierende
Gespräche gab es am Mittwoch auf allen drei Etagen des ehemaligen
Stellwerkes B23. Ankündigungen der Bahn, das Gebäude
stehe zwar mit seiner Hülle unter Denkmalschutz, jedoch könne
es innen komplett geräumt werden, widersprach Dietmar Kraußer,
Gebietsreferent Praktische Denkmalpflege beim Brandenburgischen
Landesamt (2.v.l.). Der Vorschlag, von BTU-Studenten Nachnutzungsmöglichkeiten
für den markanten Zweckbau erarbeiten zu lassen, fand große
Zustimmung beim Leiter Planung und Steuerung der Deutschen Bahn
in Cottbus, Hartmut Schirmer (2.v.r.) und auch bei der Landtagsabgeordneten
Kerstin Kircheis Fotos: Jens Haberland
|
Das
Stellwerk B23 steht nicht zum Verkauf.
Die
Suche nach einem Nachnutzungs-Pächter
führte die Deutsche Bahn bisher auf ein Abstellgleis
|