Forst
/ Brody. Mozarts Kleine Nachtmusik eröffnete
den festlichen Akt unter den ausgebreiteten Armen des Heilands,
der, flankiert von je drei trompetenden Engeln in der Kuppel des
Chores, einziger verbliebener Schmuck in der Kapelle der Pförtener
Schlossanlage ist. Hier, im ältesten und bedürftigsten
der vier Niederlausitzer Parke schlossen diese Woche kühne
Männer und Frauen einen grenzüberschreitenden Bund.
Genauer: Einen Europäischen Parkverbund Lausitz - Von
Graf Brühl bis Fürst Pückler.
Im kläglichen Ruinenhof, hinter dem ein fünf Jahrzehnte
vernachlässigter Gutspark liegt, mochte der stolze Begriff
etwas großtrabend klingen. Doch die Visionen rechtfertigen
ihn. Immerhin haben sich ein seit 2005 als UNESCO-Welterbe anerkannter
Standort (Muskau), ein Park, der diese Wertung mit guter Aussicht
anstrebt (Branitz) und ein Garten, der zum 100. Geburtstag die
Deutsche Rosenschau ausrichten wird (Forst), mit Brühls Nachlass
in Polen verbunden. Beispielhaft inspirierte die kulturhistorische
Klammer die Idee, der nun Tatkraft in Brody (Pförten) und
Lek-nica ebenso wie in Muskau, Forst und Cottbus folgen soll.
Parkgärtnerisch gab es schon ehrenamtliche Vorleistungen.
In zwei handfesten Parkseminaren haben Fachleute aus
Sachsen und Brandenburg die Brodyer Anlage ausgeholzt und Sichtachsen
freigeschlagen. Die schön gedachte Aktion, mit einer Blutbuche
aus Muskau schon eine Blutsverwandtschaft herzustellen,
musste aufgeschoben werden. Das Pflanzloch war randvoll Wasser,
die Flur rundum ein Sumpf.
Mozarts und auch Händels und Vivaldis frohe Töne bleiben
dennoch im Ohr nach diesem feucht-historischen Parktag. H.
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Brühls
in Brody, Forst und Muskau
Heinrich
Graf Brühl, legendärer Premier sächsischer Kurfürsten
und polnischer Könige, besaß mit Forst-Pförten
die größte Standesherrschaft der Niederlausitz. Er
und einer seiner Söhne sind in der Forster Kirche beigesetzt.
Zwischen dem Hause Brühl und Callenberg-Pückler in Bad
Muskau und später auch zwischen Pücklers in Branitz
und Niederlausitzer Standesherrschaften östlich der Neiße
gab es über Jahrhunderte lebhafte Verbindungen. Vor dem Hintergrund
des neuen Parkverbunds ergeben sich dazu interessante Fragen der
Heimatgeschichte.
Die Blut(buchen)-verwandtschaft zwischen Muskau und Pförten/Brody
konnte noch nicht vollzogen werden. Der Ableger des Muskauer Charakterbaumes
blieb auf dem Framo, weil das Pflanzloch voller Wasser stand.
Aber im Geduld Üben hat das Brühlsche Anwesen eine lange
Erfahrung, wie das beklagenswerte Schloss veranschaulicht
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