Cottbus
(h). Mit einem Festakt im Staatstheater begeht die Stadt Cottbus
heute den 225. Geburtstag ihres Ehrenbürgers Hermann Fürst
Pückler-Muskau, der von 1845 bis 1871 auf Branitz lebte und
hier den Park schuf. Die Festansprache hält Dr. Michael Niedermeier
von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Erstmals wird der von der Familie der Grafen Pückler gestiftete
Pückler-Preis verliehen, den Landeskonservator
Dr. Detlef Karg für seine 35jährigen Bemühungen
um die Pücklerschen Parke erhält. Am Abend erlebt Christoph
Klimkes Theaterspektakel Fürst Pücklers Utopia
in der Regie von Johann Kresnik seine Uraufführung.
Cottbus. Das feurige Denn er ist unser...
wie es Goethe dem Dichterfreund Schiller nachrief, um es ins Weltbewusstsein
zu pflanzen, können wir Lausitzer in Bezug auf Pückler
wohl (noch) nicht behaupten. Zu lange befand sich das Volk auf
vorsichtiger Distanz zu dem genialen Erzähler und Gärtner.
Zuerst wegen dieser Schrullen des Hochbetagten, der sich da in
Branitz als Muselmann verkleidete, wenn er nicht gar noch als
Greis durch Europa ritt und neben seinem gestürzten Pferd
munter aufstand, während der Gaul kläglich vondannen
hinkte. Ganz normal war das nicht.
Noch weniger normal war später die Sicht auf den üblen
Junker. Als Laienschauspieler in Muskau ein Stück über
den Gartenfürsten inszenierten, wetterte die Lausitzer Rundschau
eine volle Zeitungsseite lang über diesen Klassenfeind, und
auch in Cottbus, wo seit 1946 ein Museum (ein Glücksumstand)
das Schloss belegte, blieb es still um Lou, wie seine
Lucie den Mann liebevoll nannte, der vor allem die Kunst beherrschte,
sein Leben lang ein Kind zu bleiben, erfüllt von naiver Neugier
und unbekümmertem Schöpfertum.
Noch heute gibt es keine repräsentative Straße in der
Stadt, deren erster Ehrenbürger Pückler ist (von einem
Weg im Ortsteil Branitz abgesehen), und der Versuch, die Stadt
als Fürstlich-Cottbus zu vermarkten, führte
fast ins Fiasko. Dabei hat die offizielle Meinung zu Pückler
schon vor 30 Jahren umgeschwenkt. Den 200. Geburtstag vor Augen,
war zunächst Verlagen klar, dass sich zumindest mit den Andeutungen
über Landschaftsgärtnerei und dann weiter im Umfeld
des Verstorbenen Divisen machen ließen. So geriet
Pückler fast gleichzeitig mit Karl May zum positiven Helden
der DDR-Kulturpolitik, und es gab 1985, zum 200. Geburtstag Pückler-Muskaus,
in der Kammerbühne einen Festakt zur Pücklerehrung mit
hochrangigen Rednern und der Uraufführung der Parkmusik
von Bernd Weinreich, dem heutigen Intendanten des Cottbuser Musikherbstes.
Nun endlich erfuhr ein jeder: Pückler ist 1785 in Muskau
als Kind einer halbfranzösischen Mutter geboren, die fast
selbst noch ein Kind war und mit dem Baby launisch wie mit einer
Puppe spielte. Hier begann seine Prägung. Den strengen Vater
beerbte er früh, wurde Standesherr und heiratete später
die Tochter des preußischen Staatskanzlers.
Sein großer Ruhm begründete sich in den vielen Reisen
durch Europa, Asien und Afrika. Er war kein herkömmlicher
Tourist, sondern einer, der sich einließ vor Ort, fühlen
und verstehen und schließlich vermitteln konnte. Seine Bücher
wurden Bestseller, lesbar bis heute. Sein Weltbild formte er in
ein dreidimensionales großes Gemälde - seinen Branitzer
Park, eine große Dichtung, mit smaragdenen Lettern
in den Sand der Lausitz geschrieben, wie Biografin Ludmilla
Assing schrieb. Mittendrin das Bauwerk seiner Unsterblichkeit,
die Pyramide. Niemand würde sich je die Mühe machen,
diesen Haufen Sand wegzuschaufeln.
Der Mühe wert aber bleibt, was vom Gartenfürsten schriftlich
überliefert ist. Nur wenig davon ist transkripiert, allgemein
lesbar. Ein Berg an Geheimnissen lockt - denn er ist ja doch irgendwie
unser...
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Hermann
Fürst Pückler Muskau, 80jährig in Branitz Pastell
von Frank Merker nach einer Fotografie des Fürsten
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