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„Zum Glück verbrannte er die Sinfonie nicht“
Junge Philharmonie eröffnete Musikschultage ‘11

Guben. Die „Reformationssinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy blieb erhalten. Die Junge Philharmonie Brandenburg führte sie in der Klosterkirche auf zum Abschluss der Reihe „Musikschulen öffnen Kirchen“ und zugleich als Auftakt der Landesmusiktage, die 2011 zu Beginn der Sommerferien in Guben und Gubin stattfinden. Der Komponist verschmähte seine „Fünfte“, die er aus Anlass der 300-Jahrfeier des Augsburger Bekenntnisses von 1530 schrieb, weil sie sich zunächst in Berlin und Paris als „zu scholastisch, zu viel Fugato, zu wenig Melodie“ nicht durchsetzen konnte. Die mit Unerschrockenheit aufspielenden jungen Musiker bewältigten jedoch die „Fünfte“ unter ihrem tüchtigen, leichthändigen Dirigenten Martin Braun mit Bravour, beschworen bereits in der langsamen Einleitung die ganze geistliche Spannweite des Werkes und unterschieden prägnant beide Themen des Ecksatzes, um sie nach kunstvoller Verarbeitung als verkürzte lyrische Erinnerung in der Reprise wieder aufzunehmen. Der Höhepunkt lag im gewichtigen Finale der breit angelegten Variationen über das Zitat des Luther-Chorals „Ein’ feste Burg ist unser Gott“.
Den ersten Teil des Abends hatte das dreisätzige „Konzert für Violoncello und Orchester“ h-Moll op. 104 von Antonín Dvorák bestimmt. Trotz der einmaligen Stellung gerade dieses Werkes in der Literatur liebte der Böhme das Violoncello nicht, da es „oben näselt und unten brummt“. Einfach fabelhaft, mit welcher traumwandlerischen Sicherheit Jonathan Weigle das Dvoráksche Konzert in dessen „Heimattonart h-Moll“ deutete. Bei nahezu makelloser Korrespondenz mit dem spielfreudigen Orchester gelang es dem Top-Solisten auch in den anspruchsvollen Passagen des Höhenregisters und den heiklen Doppelgriffübergängen spieltechnisch, intonationsrein und klangprächtig der tiefen Heimatliebe des Komponisten Ausdruck zu verleihen.
Am Ende prasselnder Beifall, weil einem um den musikalischen Nachwuchs nicht bange zu sein braucht. Eher beunruhigend der schmale Besuch als Folge der Entwöhnung besonders der Jugend von sinfonischer Musik in unserer Heimatstadt. Adolf Auga

Die Junge Philharmonie
Die Junge Philharmonie

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