Cottbus.
Alles steht oder hängt auf der Kippe in diesem Stück
oder ist scheinbar widersinnig hochgestapelt. Soweit stellt Thomas
Gabriel mit seiner Ausstattung aus nackten gestapelten Tischen
und Stühlen schon mal die Situation klar, die ansonsten verworren
genug bleibt. Auch mit strammen Kürzungen und einigen Tagespresse-Bildzu-
gaben von Regisseur Bernd Mottl bleibt Goethes trockener Text
hölzern wie die Bühnenmöbel, dabei von fast anstrengender
Sauberkeit und feinstem Schliff. Schön, dass hier auch sehr
kultiviert gesprochen und nichts überspielt wird. Auch nicht
durch das interessante Klangbett (von Christoph Kalkowski beigefügt)
und nicht einmal durch Pop Fashion und Fitness-Manie dieses Egmont
von Amadeus Gollner. Durchs Parkett posierend wie im Wahlkampffinale,
eitelt er um Gunst, die ihm zufällt, solange die Bürger
ihn im Erfolge wähnen. Hoffnungsträger Egmont turnt
sich effektvoll, letztlich aber zu dreist an den ebenfalls allzu
angepassten Alba, einen fast gütigen Bösewicht-Herzog
von Kai Börner. Dass beide so und nicht anders sind, will
die Heimat-Inszenierung (unter diesem Leitthema
steht die begonnene Spielzeit) auf Kindheitsmuster zurückführen.
Zwei Buben finden sich im Prolog vor dem Vorhang würfelnd
in ihre Lebensrollen.
In der politischen Ebene scheint auf den Wurf und das Wort kein
Verlass, fand schon der Dichter in Weimar heraus. Wie stehts
dann aber mit der Liebe? Tragisch! antwortet dies Stück.
Die Beziehung bis über den Tod - sie hinterlässt immer
Opfer. Kathrin Victoria Panzer ist das leidende, hier aber nicht
in der Schlussvision engelhaft aufsteigende Mädchen.
Weiter spielen Susanne Szell, Jahanna Emil Fülle, Gunnar
Golkowski, Thomas Harms, Christian Meier, Oliver Seidel, Roland
Schroll und Berndt Stichler. Die Kostüme schuf Nicole von
Graevenitz.
Der Premierenbeifall war angemessen. Nächste Vorstellung
ist am 16. Oktober. J. Hnr.
|
Ungleiche
Haltungen am Verhandlungstisch: Alba (Kai Börner, l.) und
Egmont (Amadeus Gollner) Foto:
Marlies Kross
|