Cottbus.
Brandenburgs Hochschulen müssen 15 Millionen Euro von
ihren 25 Millionen angesparten Rücklagen an den Landeshaushalt
abführen und laufen dagegen Sturm, erwägen auch den
Rechtsweg. Die BTU Cottbus ist mit fast 3,7 Millionen am stärksten
betroffen und sieht einen Vertrauensbruch. Zuständig ist
Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD). Jürgen
HEINRICH sprach mit ihr:
Wollen Sie das Aufstreben der BTU zügeln?
M. MÜNCH: Natürlich nicht. Hier geht es - das hat mir
auch der Finanzminister zugesagt - um einen einmaligen Zugriff.
Der verhindert ja gerade das Kürzen laufender Zuweisungen.
Das wäre schlimmer. Unsere Hochschulen haben trotz der prekären
Finanzlage im Land gleichbleibende Haushalte, bekommen über
den Weg der Bundesprogramme sogar etwas mehr.
Die Rücklagen vertrauten auf einen Pakt,
um später Drittmittel-Projekte zu bewegen. Sie haben die
Verabredung einseitig aufgekündigt. Verstehen Sie den Groll?
Ich verstehe ihn, aber er ist nicht gerechtfertigt. Die Hochschulen
haben das Geld nicht so ausgegeben wie gedacht; es wurde aufbewahrt,
nicht weitergegeben - auch zum Ärger der Fakultäten.
Seit drei Jahren hatten wir gedrängt: Schaut auf die Rücklagen!
Sagt, wofür ihr die bindet. Nun, da das Land in Not ist,
ist diese Entnahme unumgänglich.
Land in Not. Was heißt das?
Auf dem 10-Milliarden-Haushalt lasten 20 Milliarden Schulden.
Täglich berappt der Brandenburger Bürger 2,3 Millionen
Euro nur für Zinsleistungen. Und dennoch müssen wir
auch dieses Jahr 650 Millionen Euro Neuschulden aufnehmen, nächstes
Jahr 500 Millionen. Das muss aufhören, wir leisten uns zu
viel, können aber nicht an Sozialausgaben sparen.
Aber an Kultur, Wissenschaft und Bildung?
Das klingt nicht populär: Ja. Aber wir können keinen
Bereich vom Sparen ausnehmen. Dennoch nicht zum Schaden der Bildung.
Ich habe eine Strukturkommission eingesetzt, die zusammen mit
den Hochschulen deren Synergien definiert. Fünf Experten
unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Emmermann, Gründungsrektor
des GeoForschungsZentrums Potsdam, werden in einem Jahr Ergebnisse
vorlegen.
Könnte das auf eine Fusion von BTU und Hochschule
Lausitz hinauslaufen?
Es soll auf eine Profilschärfung hinauslaufen. Brauchen wir
gleiche Studiengänge in Nachbarschaft? Wir haben Bauingenieurwesen
an beiden Hochschulen mit 17 Lehrstellen. Ist das sinnvoll? Sicher
scheint zu sein, dass in Senftenberg mit einem Top-Campus die
Biotechnologie und Gesundheitswissenschaft entwicklungswürdig
ist. Wir wollen auch in Zukunft attraktiv für Studenten sein,
gerade auch für Berliner Studenten. Da wird die schnelle
Bahnverbindung helfen.
Wird es zwischen dem Land und seinen Universitäten
zum Gerichtsstreit kommen?
Das hoffe ich nicht. Wir sind im Gespräch; ich habe großes
Interesse an einer starken BTU.
Vielen Dank.
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Brandenburgs
Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur Dr. Martina
Münch in ihrem Bürgerbüro in der Cottbuser Mühlenstraße
Foto: Hnr.
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