Am Donnerstag treffen sich über 100 aktive
und ehemalige Abgeordete und Bürgermeister der Stadt zu einer
Festveranstaltung 20 Jahre kommunale Selbstverwaltung im WerkEins.
Wir sprachen dazu mit dem Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung,
Klaus-Dieter Fuhrmann.
Können Sie sich an die erste Sitzung erinnern?
Ich selbst bin erst in der zweiten Legislaturperiode Abgeordneter
geworden, Anfang 1994. Aber die Protokolle sind erhalten. 38 Abgeordnete,
unter ihnen auch die heutigen Abgeordneten Herbert Gehmert, Kerstin
Nedoma, Bärbel Stöcker und Karl-Heinz Mischner, bestätigten
eine gültige Wahl. Alterspräsident Gerhard Gunia leitete
weitere Abstimmungen: den SVV-Vorsitzenden Horst Wächtler
(SPD, verstorben), den Vorstand der SVV, die Wahl des Bürgermeisters.
Bernd Balzarek wurde mit 32 Ja-, 3 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen
wiedergewählt. Mit drei Ausschüssen kam die Verwaltung
aus, vier Dezernate wurden gebildet.
In den 20 Jahren war die Wirtschaftsentwicklung sicher die Hauptaufgabe.
Es war und ist der Arbeitsmittelpunkt aller drei Bürgermeister.
Die Struktur, gewachsen mit Gubener Wolle und Hutfabrik, war schwierig,
das Chemiefaserwerk hatte die Stadt um weit mehr als die 7000
Arbeiter aufgebläht. Viele Menschen kamen nach Guben, konnten
mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft aber leichter von der neuen
Heimat loslassen und Guben verlassen. Der Trend hin zu Ballungszentren
beutelte die Stadt zusätzlich. Seitdem gilt es, die Stadt
auf die neuen Verhältnisse anzupassen.
Das gilt doch besonders auch für die bauliche Stadtentwicklung.
Vor allem, wo das neue Stadtzentrum angesiedelt werden sollte.
Die Idee, die ehemalige Hutfabrik als Stadtverwaltung auszubauen,
gab es schon in mehreren Anläufen, doch damals war die Zeit
noch nicht reif. Im Wohnungsbau war es noch schwieriger. Die Bevölkerungszahl
ist um ein Drittel geschrumpft, der Anzug der Stadt
hat aber unverändert die gleiche Konfektionsgröße.
Entscheidungen für den Rückbau waren immer sehr schwierig,
trotzdem hätte lieber am Stadtrand zurückgebaut werden
müssen als mitten in der Stadt. Trotzdem, alle Entscheidungen
sind demokratisch gefallen. Wichtig ist es nun, diese kritisch
zu betrachten und aus den Fehlern für die Zukunft zu lernen.
Sie waren in der Amtszeit von drei Bürgermeistern als Abgeordneter
tätig. Wie schätzen Sie die Arbeitsweisen ein?
Es gibt zögerlichere oder forschere Typen. Mir sind die
forscheren lieber. Dann kommen mehr Ideen und Visionen auf den
Tisch. Klaus Dieter Hübner ist sehr forsch. Aber das allein
genügt nicht für eine konstruktive Zusammenarbeit mit
den Abgeordneten. Ich wünsche mir daher, dass unser Bürgermeister
mehr auf Abgeordnete zugeht, uns mitnimmt bei seinen Vorhaben,
die Stadt zugunsten der Gubener zu entwickeln. Die Abgeordneten
kommen aus allen Schichten, die wenigsten verstehen die komplizierten
Kommunalvorschriften. Da brauchen wir die Hilfe der Verwaltung.
Durch das mangelnde Vertrauen ist den Abgeordneten derzeit eine
sehr hohe Verantwortung aufgebürdet, die die ehrenamtliche
Arbeit äußerst erschwert.
Wird das auch bei der Festveranstaltung diskutiert?
Die Redebeiträge sind kurz, es wird viel Zeit für Gespräche
geben. Sicher werden Entscheidungen der Jahre angesprochen, wir
werden auch Ausschnitte aus vergangenen Sitzungen zeigen. Ich
freue mich auf eine spannende Runde.
Vielen Dank.
Es fragte Jens Haberland
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Klaus-Dieter
Fuhrmann, seit 1994 Abgeordneter der CDU
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