Cottbus (h). Auch wenn ihn das aktuelle Stadtmarketing
als zu provinzionell ablehnt - ein Cottbuser Markenzeichen
war und bleibt der Postkutscher. Wobei: Ein ganz bestimmter, namentlich
benennbarer ist hinter dem Zungenbrecher nicht zu ermitteln. Manfred
Schemmel hat tausende Quellen studiert und Freunden des Heimatvereins
darüber berichtet.
1692 ist das erste Postamt genannt; bis 1872 fuhren Pferde-posten,
zuletzt nur noch nach Forst umd Sommerfeld. Über all
die Jahre dürften 50 bis 60 Postillone bestellt worden sein,
meint der Forscher, bis auf die napoleonischen Kriegsjahre immer
preußische.
Die Post, so erzählen die Akten, suchte immer Kutscher mit
guten Zeugnissen. Sie mussten ordentlich lenken, gewissenhaft
Stundenzettel führen und das Horn blasen können. Ab
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sogar Trompete gespielt, erst
ab 1866 wieder Horn.
Wer seinen Job beherrschte, wurde belohnt. Friedrich Thielmann
erhielt 1854 gar die Silberne Ehrenpeitsche. Dilettanten
trafs aber hart: 50 Stockhiebe gab es, wenn ein Rad gebrochen
war - bei damaligen Wegeverhältnissen konnte das wohl schnell
passieren. Und dreiste Wegelagerer lauerten in den Wäldern:
1813 ist einem russisch-kaiserlichen Obristen ein Koffer mit 100
Dukaten und drei Dutzend Oberhemden vom Wagen abgeschnitten worden.
Die meisten Diebstähle wurden aber aus den Passagierstuben
gemeldet, wo die Reisenden warteten oder auch übernachteten.
Ein solche Stube gab es gegenüber der Post in der Sprem,
Ecke Schlosskirchplatz. Die Post selbst befand sich da, wo später
Stadt Cottbus entstand. In den Stuben ging es nie
fein zu, weswegen ein Aushang das Gezanke, Geschimpfe und
gottlose Fluchen untersagte.
Verboten war es den Postillonen, unterwegs Leute oder Sachen auf
eigene Rechung zuzuladen. Wegen solch krummer Touren sind 1864
gleich13 Kutscher entlassen worden. Aber da war ihre Aera sowieso
bald vorbei, vielleicht waren die Vorwürfe nur Vorwand.
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Wer
war DER Cottbuser Postkutscher, der im Zungenbrecher
gemeint sein könnte? Es gab etwa 60 an der Zahl, hat Manfred
Schemmel erforscht Cartoon: Manfred Schemmel
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