Region (h). Ein fröhliches Grüß Gott
rief er ihnen zu und bekannte sich zu Beginn seiner Predigt letzten
Sonntag von der Kanzel zu Atterwasch als Bayer. Seine Wurzeln
aber sind in der Lausitz, wo Graf Pückler, Erbnachfolger
des legendären Branitzer Fürsten, auf wieder erworbenen
Boden seiner Urgroßväter Forstwirtschaft betreibt.
Genau das - die wirtschaftliche wie emotionale Bindung an den
Lausitzer Grund eint ihn und jene, denen er von Moses, erstes
Buch, Kapitel 1, Vers 28, sprach: Machet Euch die Erde untertan...
Im Gubener Land mehren sich menschliche Konflikte vor dem Uranspruch
der Schöpfungsgeschichte. Pückler: Füllet
die Erde, macht sie euch untertan - das heißt natürlich
auch, fördert die Bodenschätze, macht sie Euch nutzbar,
macht sie Euch untertan, wie es in der Sprache der Bibel heißt.
Das heißt aber gleichzeitig, bewahrt sie zu eurem Nutzen
und betreibt keinen Raubbau. Dürfen wir, allein um Braunkohle
mit niederem Brennwert zu gewinnen, die Erde geradezu umdrehen,
ganze Landstriche im wahrsten Sinne des Wortes devastieren?
Der Redner fürchtet, Lausitzer Erde könne für
gedeihliches menschliches Leben auf Jahrhunderte hinaus - wenn
nicht gar auf geologische Zeiträume hinaus - unbrauchbar
bleiben nach einem Tagebau, so unbrauchbar, wie es die asiatischen
Steppen sind.
Pückler wird sehr deutlich im freundlichen Kirchlein von
Atterwasch. Er spricht von kläglichen Rekultivierungsversuchen
und stellt fest: Vermutlich ist nach einer Abbaggerung der
Kohle aus 100 Metern Tiefe, mit der die Zerstörung der gewachsenen
Bodenstruktur einhergeht, das Herstellen einer fruchtbaren Oberschicht
durch Menschenhand ökonomisch auf unseren eiszeitlichen Geschiebesanden
überhaupt nicht mehr möglich.
Versunkenes Land
Die Rekultivierungsflächen, so meint der Forstfachmann, sind
für einen geordneten Acker- oder Waldbau nahezu unbrauchbar.
Das sei inzwischen hinreichend bewiesen. Er nennt
einen Fall, der in den Medien bisher kaum erwähnt wurde,
in seiner Dramatik aber erschreckt: Unlängst sackten
im Bereich Bischdorf bei Vetschau im alten Tagebaugebiet Seese-
West 28 Hektar Rekultivierungswald zehn Meter in die Tiefe. Die
Bäume verschwanden in einer Grube. Nun seien dort hunderte
von Hektar amtlich gesperrt worden. Der Wald ist ein Totalverlust
und nicht einmal das Pilzesammeln ist dort mehr möglich.
Im Raum Atterwasch plant Vattenfall den Abbau von Braunkohle.
Machet Euch die Erde untertan, heißt es bei
Moses. Pückler schließt den Gedankenkreis: Der
hier tätige Konzern muss angehalten werden, so zu rekultivieren,
dass in der Lausitz auch ein Leben nach der Braunkohle möglich
bleibt. Und bevor nur ein Hektar neues Land für die Abbaggerung
in Anspruch genommen wird, muss nachhaltig bewiesen werden, dass
der Konzern das auch wirklich zu Wege bringt. Wir haben hier nur
Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft und ein wenig Tourismus.
Das waren und sind unsere Lebensgrundlagen hier in der Lausitz.
Wenn uns dieser - im wahrsten Sinne des Wortes - Boden entzogen
wird, können wir nur noch auswandern. Die Flucht hat schon
begonnen.
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Für den Industriellen Hermann Graf Pückler aus München
/ Branitz gleichermaßen ungewohnt wie reizvoll: Pfarrer
Berndt überließ ihm die Kanzel zur Sonntagspredigt
in Atterwasch Foto:
privat
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