Cottbus
(gg). Die Idee, der Cottbuser Polizeigeschichte nachzuspüren,
kam mit dem 850. Stadtgeburtstag, erläuterte Kriminalhauptkommissar
Holger Blümel unlängst im Geschichtsstammtisch des historischen
Heimatvereins im Presse-Café DoppelDeck. Einiges haben
Monika Wanzek und Heinz Huhn seitdem aus den Archiven gefördert:
Von der Herkunft des geflügelten Wortes vom Freund
und Helfer aus der Weimarer Republik bis zu baulichen Spuren
in der Stadt: Das Best Western Hotel Branitz war damals Polizeischule,
1935 begann der Bau der Polizeiwache in der Mauerstraße.
Und einige Mordfälle, die Cottbus überregional in die
Schlagzeilen brachte, schildert Blümel dem fasziniert lauschenden
Publikum. Im Januar 1929 geschah es, dass ein Heizer in der Mittelschule
(heute Blechen-Carré) die 14-jährige Hertha K. zuerst
missbraucht und dann im Ofen verheizte. Die Spuren des Täters,
der 15 Jahre Zuchthaus bekommt, verlieren sich. Die Tat aber hat
Spätfolgen: 44 Jahre danach imitiert ein Täter dieses
Vorgehen und bringt die zehnjährige Gabriele H. auf dieselbe
Weise um, nur 400 Meter entfernt in der heutigen Paul-Werner-Oberschule.
Schwer fiel damals die Grenzziehung zwischen Schuldfähigkeit
und Krankheit, und Blümel schildert, wie weit heut die Kriminaltrechnik
fortgeschritten ist. DNA-Spuren führen zu Tätern, die
nicht mehr an Strafverfolgung gedacht haben. Einiges aber, sagt
er, bleibt lange im Dunkeln. Die Rolle der Polizei im Nazireich
zum Beispiel: Jede Arier-Akte war von der Polizei unterzeichnet,
die Beamten beim Judentransport eingesetzt - es gab eine Verstrickung
mit dem Mördersystem, aber sicher auch die Helden, die Widerstand
geleistet haben! Die Akten sind mit dem Rathaus am Altmarkt
verschwunden. Die Chronisten hoffen, dass sich Wissen in Familien
bewahrt hat. Wir sind dankbar für jeden Hinweis!,
so Blümel.
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Fundstück
aus dem Polizeiarchiv: Anhand dieser Puppe stellte die Staatsanwaltschaft
die Tat des Cottbuser Schulmädchenmörders 1970 nach.
Heute, sagt Holger Blümel, ist die Psychologie und Medizin
viel weiter, aber das Böse fasziniert noch immer Foto:
Gabi Grube
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